Sprungbrett für die Karriere von Frauen Die Messe „Women & Work“ in Bonn

Bonn · Mehr als 100 Arbeitgeber waren im WCCB rekrutierend unterwegs und haben Interesse an weiblichen Fach- und Führungskräften.

Der Wunsch und die Motivation von Melanie Vogel sind schnell formuliert: „Ich möchte, dass es leichter wird für Frauen. Sowohl für junge Absolventinnen, als auch für die zweite Gruppe, die wir besonders ansprechen und unterstützen möchten: Frauen ab 50“, sagt die Initiatorin von „woman & work“. Zum siebten Mal kam am Samstag das „Who-is-Who“ der deutschen Wirtschaft zusammen und präsentierte sich bei Europas größtem Messe-Kongress für Frauen in Bonn.

Mehr als 100 Arbeitgeber sind im WCCB rekrutierend unterwegs und haben Interesse an weiblichen Fach- und Führungskräften. „Das finde ich ganz wichtig für unsere Besucher zu erkennen: Welcher Arbeitgeber unterstützt mich, wenn es später einmal um Familie und Kinderplanung geht“, so Vogel von der Bonner „Agentur ohne Namen“. Vier-Augen-Gespräche mit Unternehmen, der Plan eines Jobwechsels, kostenlose Bewerbungsfotos oder einfach nur die zahlreichen Möglichkeiten des Arbeitsmarktes wahrnehmen – die Stimmung unter Besucherinnen und vereinzelten Besuchern war durchweg positiv.

Doch auch über die Notwendigkeit einer solchen Spezialmesse war man sich einig. „Die Vereinbarkeit mit der Familie ist immer noch eine der größten Schwierigkeiten. Man hat andere Voraussetzungen als Frau mit Kind und in Berufen mit größer Männerüberzahl ist es für viele schwierig, sich wirklich durchzusetzen“, so Besucherin Magdalena Pac. „Die Absolventinnen heute können sich eventuell eher trauen, jemanden anzusprechen und die Hürde ist kleiner, weil man sich wohlfühlt – irgendwie ein wenig unter sich ist“, führt die 34-Jährige weiter aus.

Gleichstellung und Gleichberechtigung sollen auf der Messe groß geschrieben werden, betont die Organisatorin. „Besonders der Wiedereinstieg in die Berufswelt kann für viele zum Problem werden. Manchmal ist es wirklich absurd: Bei Frauen geht man ab einem Alter von 50 Jahren nicht mehr davon aus, ihnen alles zutrauen zu können. Männer hingegen starten in dem Alter karrieretechnisch oft noch einmal richtig durch.“

Wenn man sich die Zahlen vor Augen führt, für viele ein erschreckendes Szenario: Mehr als 15 Jahre bis zur Rente müssen noch überbrückt werden, doch viele Arbeitgeber scheinen weibliche Bewerber nicht mehr richtig wahrzunehmen. Besonders deshalb wurde ein Kennenlernen von Personalvermittlern und Bewerberin „in entspannter Atmosphäre“ geschaffen. Diesen Vorteil sieht auch Ursula Maria Esser: „Meiner Meinung nach sind Männer immer noch besser, wenn es ums Networking geht, aber hier sehe ich Netzwerken auf Augenhöhe.“

2016 war der Andrang mit rund 7000 Besuchern bereits groß, diese Zahl wurde laut Vogel in etwa auch am Samstag erreicht. Der Schwerpunkt lag auf „Veränderung und Transformation“. Bei der Themenwahl werden bewusst wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen in den Kontext mit Frauen gesetzt. 2018 wird das Motto „Lebensdesign“ sein. Bei dem kostenfreien Messebesuch wurden für alle Fachbereiche etwas angeboten, sei es für Praktika, den Traum-Arbeitgeber nach dem Studium oder der Wunsch in eine Führungsposition aufzusteigen. In Vorträgen und Podiumsdiskussionen konnte man gleichermaßen mehr über den „Arbeitsmarkt 4.0“ und die Digitalisierung der Wirtschaft erfahren. Und Melanie Vogel ist sich sicher: „Die Einstellungsquote nach solchen Messe-Gesprächen ist deutlich höher.“

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