Ausverkauftes Konzert Die Fantastischen Vier bringen Hip Hop auf den Bonner KunstRasen

Bonn · Am Freitagabend spielten die Fantastischen Vier auf dem Bonner KunstRasen. Die Fans feierten zum deutschen Hip Hop aus rund 30 Jahren Bandgeschichte.

Haltung zeigen oder Spaß haben: So richtig konnten sich die Fantastischen Vier nie entscheiden, welche Inhalte sie mit ihrem altgedienten Hip Hop unters Volk bringen wollten. Auf der einen Seite elegante Verse mit Tiefgang, auf der anderen Gute-Laune-Zeilen. Zum Glück geht beides. So auch auf dem KunstRasen, wo die Fantas etwa 9500 Besucher bis in die Ekstase und darüber hinaus wippen lassen.

Schon seit Monaten ist das Konzert ausverkauft und ist damit die erfolgreichste Veranstaltung in den sieben Jahren der Open-Air-Reihe. Und die Fantas sorgen dafür, dass es auch so bleibt, den dunklen Wolken am Himmel zum Trotz. Kaum eine andere deutsche Band versteht sich so schließlich gut darauf, die Massen zu begeistern und sie in Bewegung zu versetzen, sie wippen und springen und tanzen zu lassen zu meisterhaft gereimten Texten zwischen ausgefeilter Poesie und harmlosen Poser-Sprüchen. Heute ebenso wie vor beinahe 30 Jahren.

Ja, die Fantastischen Vier sind wirklich schon lange mit dabei, als Platzhirsche des deutschen Hip Hops. Doch auch wenn sich Smudo, Thomas D., Michi Beck und And.Ypsilon längst die Hörner abgestoßen haben, haben sie doch weiterhin große Freude daran, auf der Bühne mitunter so zu tun, als seien sie Peter Pans Verlorene Jungs. Und zwar nicht nur bei dem unterschwellig vom Dada inspirierten Die Da“ oder der Weltbegrüßungs-Hymne „MfG“, sondern auch bei neuen Titeln a la „Pipis und Popos“.

Dabei feiert das Publikum gerade diese Nummern besonders euphorisch; die lockerleichten Stücke sind einfach etwas konsumerabler als die nachdenklichen wie „Endzeitstimmung“ oder „Ernten, was wir säen“. Obwohl die Fantas auch derartige Themen mit einem einzigartigen Groove versehen und das Kunststück vollbringen, Party und Niveau zu verbinden.

Nicht umsonst sind die Fantastischen Vier ein Gegenentwurf zu den Gangsta-Rappern und Vers-Proleten – deswegen sind sie auch erst kürzlich mit dem "Jacob-Grimm-Preis deutsche Sprache" ausgezeichnet worden. Gerade mit dem aktuellen Album „Captain Fantastic“ wollen sie sich bewusst politisch inszenieren, so lautet der eigene Anspruch. Aber eben nicht bei einem Open-Air-Konzert wie jetzt auf dem KunstRasen. Da soll viel lieber die Post abgehen – worauf sich die Fantas schlichtweg meisterhaft verstehen. Von „Yeah Yeah Yeah“ über den „Picknicker“ bis hin zu „Populär“ und „Troy“ zieht sich ein stimmungsvoller Bogen, mit dem die Band voll ins Schwarze trifft.

Die Menge tobt und feiert bei düsterem, aber letztlich trockenem Wetter ein brillantes Quartett, das nach vielen Jahren endlich wieder nach Bonn gekommen ist (das letzte Mal war es noch beim Jubiläum der Rheinkultur als Headliner am Start) und auf dem KunstRasen zeigt, was deutscher Hip Hop abseits von Proll-Gehabe a la Kollegah sein kann. Nämlich einfach Yeah.

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