Europatag in Bonn Die EU ist nicht mehr selbstverständlich

Bonn · Beim Europatag im Alten Rathaus in Bonn haben Organisationen für eine funktionierende Gemeinschaft geworben. "Um Demokratie muss man kämpfen", lautet die Botschaft.

 Kennen Sie diese Politiker? Ratespiel am Stand des Institut français beim Europatag im Alten Rathaus.

Kennen Sie diese Politiker? Ratespiel am Stand des Institut français beim Europatag im Alten Rathaus.

Foto: Stefan Knopp

Europatag in Bonn: An einem Stand im Alten Rathaus konnten die Besucher ihre Ansichten mitteilen. „Wie können wir die EU unterstützen?“ lautete die Frage, und Maria Giesen-Prauss schrieb: „Den Jugendlichen von der Bedeutung der EU erzählen. Die Europaidee kennen sie nicht, obwohl es im Unterricht vorkommt“, erklärte sie. Ihre Tochter Bernadette, noch nicht lange aus der Schule raus, bestätigte das. „Viele Mitschüler sind nicht daran interessiert.“ Das liege dran, dass die EU für sie selbstverständlich sei.

Wie schnell diese Selbstverständlichkeit erschüttert werden kann, zeigen Flüchtlingsverteilung, Brexit, Rechtsruck und die Folgen der Finanzkrise. Bernadette interessiert das, die 20-Jährige studiert Politik und Recht und hat eine klare Vorstellung von der Europaidee: „Freunde in ganz Europa finden, in anderen EU-Ländern studieren können, Reisen ohne Kontrollen. Und Frieden.“ Trotz aller Probleme könne Europa weiter funktionieren. „Man müsste strukturelle Reformen in politischen Systemen vornehmen.“ Für die europäische Idee sieht sie auf jeden Fall eine Zukunft.

Für diese Idee warben am Samstag diverse Organisationen und Vereine. Vor dem Alten Rathaus hatte unter anderem die EU-Kommission einen Stand aufgebaut. Dort eröffnete Oberbürgermeister Ashok Sridharan die Veranstaltung, und auf der Rathaustreppe spielte die Big Band der Bonner Musikschule.

"Um Demokratie muss man kämpfen."

In den Rathausräumen fand man mehrere deutsch-internationale Gesellschaften, politische Stiftungen und auch den Senior Experten Service (SES). Der SES, eine Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit entsendet erfahrene Menschen im Rentenalter als Fachberater in alle Welt, seit Kurzem auch Menschen ab 30 Jahre mit achtjähriger Berufserfahrung.

Im Inland gehen die Experten an Schulen, zudem helfen die ehrenamtlichen Mitglieder unsicheren jungen Leuten, die vor dem Abbruch ihrer Ausbildung stehen, mit der Initiative VerA durch die Prüfungszeit. Man müsse, sagte Mitarbeiter Dieter Seipp, den Europäern deutlich machen: „Demokratie ist ein Wagnis, um Demokratie muss man kämpfen.“ Die Senior Experten versuchten in anderen Ländern, ein solches Verständnis bei jungen Leuten zu wecken.

Vor allem, meinte Katharina Kühn, Kulturreferentin des Institut Francais, müsse man vermitteln, „was Europa Positives bringt“. Das sagte sie vor allem auch mit Blick auf die Wahl in Frankreich. „Wenn ich die französische Politik betrachte, mache ich mir schon Sorgen.“ Die teilt sie mit vielen Menschen. Das Institut bietet neben Sprachkursen auch Veranstaltungen an, und die zum Thema Frankreichwahl hatten laut Kühnen großen Zulauf.

Aufklärungsarbeit im Kulturbereich ist Ruth Jakobis Ansatz. „Durch die Kultur funktioniert Europa auf jeden Fall weiter“, so die Vertreterin des European Music Council, Dachverband für das Musikleben in ganz Europa mit gut 70 Mitgliedern in mehr als 30 Ländern, darunter der Deutsche Musikrat. Das Council beschäftigt sich mit Urheberrechten, fördert Musikunterricht an Schulen und Vieles mehr. Derzeit arbeitet er an einer „European Agenda“, über die Musikschaffende die europäischen Interessen mit einer Stimme vertreten sollen.

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