Führung zu Bonner Straßennamen Die Bonngasse hat mit Bonn nichts zu tun

BONN · Rundgang der Werkstatt Baukultur führt durch die Geschichte der Straßen in der Innenstadt.

Start auf dem Friedensplatz: Max Meier von der Werkstatt Baukultur erklärt den Teilnehmern der Führung nicht nur die Straßennamen, sondern auch die wechselvolle Stadtgeschichte.

Start auf dem Friedensplatz: Max Meier von der Werkstatt Baukultur erklärt den Teilnehmern der Führung nicht nur die Straßennamen, sondern auch die wechselvolle Stadtgeschichte.

Foto: Leif Kubik

"Später", weiß Renate Genée. Die Rentnerin nimmt gemeinsam mit fast 50 weiteren Kultur- und Architekturinteressierten an der Führung der Werkstatt Baukultur zu Bonner Straßennamen teil. Kunstgeschichtsstudent Max Meier führt mit viel Fach- und Detailwissen durch die Stadtgeschichte der ehemaligen Altstadt, liegt aber, was die Umwandlung der Friedrichstraße in eine Fußgängerzone betrifft, zeitlich leicht daneben: "Das muss in den Siebzigern gewesen sein", glaubt er, bis sich Renate Genée einschaltet. Die Führung war der vorletzte Baukulturelle Spaziergang, den die Kulturgruppe des kunsthistorischen Instituts der Bonner Uni in diesem Jahr durchführt.

Benannt wurde die Friedrichstraße nach Maximilian Friedrich, Reichsgraf von Königsegg-Rothenfels: Am 12. Juni 1885 erhielt die heutige exklusive Flaniermeile ihren aktuellen Namen; zuvor war sie als Gudenauer- oder noch früher Utzelsgasse bekannt. "Hier stand einst das jesuitische Gymnasium", erklärt Meier seinen Zuhörern vor der Namen-Jesu-Kirche und weist auf das Gebäude einer Bank gegenüber dem Eingang.

In mehr als 2000 Jahren Stadtgeschichte hat Bonn eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Nach kurfürstlicher Residenzstadt wurde es zur Privatrentnerstadt des 19. Jahrhunderts und danach neue Bundeshauptstadt. "Anhand der Straßen-Be- und Umbenennungen in der Bonner Innenstadt ist diese ereignisreiche Vergangenheit abzulesen, sie geben uns Einblicke in die jeweiligen Umstände und das Zeitgeschehen", so Meier zum Hintergrund der Führung.

Vom Marktplatz über die Friedrichstraße zum Florentiusgraben und Bottlerplatz und dann über Dreieck, Mauspfad und Remigiusstraße wieder zurück zum Marktplatz ging die eineinhalbstündige Führung, während der die Teilnehmer zum Beispiel erfuhren, dass die Bonngasse nicht nach der Stadt, sondern ursprünglich nach dem Personennamen "Buno" benannt wurde. "Über Versionen wie Bungasse, Bunggasse und Bongasse wurde daraus im Laufe des 18. Jahrhunderts die heutige Bonngasse", erläutert Meier detailreich.

Die Werkstatt Baukultur wurde 2011 gegründet und besteht aus Absolventen und Studierenden der Kunstgeschichte an der Uni Bonn. Unter dem Mentorat von Professor Hiltrud Kier befasst sich die Initiative mit baukulturellen Fragen, Architektur und Städtebau sowie Denkmalpflege. Neben Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen stehen Architekturführungen und Aktionen als Formate im Vordergrund.

Die Friedrichstraße ist übrigens, wie Renate Genée richtig wusste, noch gar nicht so lange eine Fußgängerzone: Erst im Jahr 2007 wurde die Umwandlung abgeschlossen.

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