Pontonbrücke in Beuel Die "Beer-Bridge" ist heute noch berühmt

BEUEL · Am frühen Morgen des 21. März 1945 - also heute vor 70 Jahren - lag dicker Nebel über dem Rhein. Den ganzen Tag über stiegen die Schwaden nicht auf.

 Die Pontonbrücke (von der Bonner Seite fotografiert) bestand aus 107 schlauchbootartigen Schwimmkörpern. Fahrzeuge bis 40 Tonnen Gewicht waren zugelassen.

Die Pontonbrücke (von der Bonner Seite fotografiert) bestand aus 107 schlauchbootartigen Schwimmkörpern. Fahrzeuge bis 40 Tonnen Gewicht waren zugelassen.

Foto: Richard N. Deliberty

"Es war ein düsterer Tag", weiß Ernst Diederichs aus den Erzählungen seiner Mutter. Er war damals fünf Jahre alt und erlebte die Bombenangriffe auf Bonn und Beuel sowie das Kriegsende im elterlichen Haus in Limperich am Rheinufer.

Was die Beueler Familie damals nicht wusste: US-amerikanische Soldaten hatten an diesem Tag vom linken Rheinufer aus den Fluss künstlich eingenebelt, damit die Mitglieder des 237. Pionier-Bataillons eine Pontonbrücke von Bonn nach Beuel bauen konnten. Was damals ebenfalls keiner vermuten konnte: Diese Brücke ging als sogenannte "Beer-Bridge" in die Militärgeschichte der US-Armee ein. Diese Berühmtheit erlangte die Brücke durch eine Wette.

Major General Joseph Lawton Collins, der Kommandeur des VII. Corps, forderte seine Truppe zu einer Spitzenleistung heraus. Er lobte eine ausgedehnte Bier-Party für den Fall aus, dass seine Soldaten die Pontonbrücke in einer Zeit von unter zehn Stunden errichten würden. Gesagt, getan.

Die Soldaten bauten die 398,70 Meter lange Brücke von der Gronau bis nach Limperich in zehn Stunden und 16 Minuten. Das bedeutete einen US-Rekord. Die 16 Minuten erließ der General der Truppe und sorgte für ausreichend Bier.

Dass die Leser des General-Anzeigers heute von dieser Geschichte erfahren, haben sie dem Bonner Günter Matzke-Hajek zu verdanken, der bei seinen Recherchen über Wehrtürme in Bonn auf diese Story stieß.

Durch seine Nachforschungen in den USA gelangte er sogar an historische Fotos und den Namen des Fotografen: Richard N. DeLiberty. Matzke-Hajek stöberte auch den heute 75-jährigen Ernst Diederichs auf, der seit einigen Jahren wieder mit seiner Frau im elterlichen Haus in der Rhenusallee lebt.

Bei einem Treffen mit dem GA in Limperich sagte Diederichs: "Am 18. Oktober 1944 fiel eine 1000-Kilogramm-Bombe in unseren Garten. Das Haus blieb stehen, aber das Dach flog weg. 80 Meter weiter haben wir die letzten Pfannen gefunden. Wir haben den Angriff im Keller überlebt."

Seine Erinnerungen wirken lebendig und authentisch: "Wir haben uns damals nicht aus dem Keller getraut, weil wir noch Stunden später Detonationen gehört haben. Diese Explosionen stammten aber nicht von der Bombardierung unseres Hauses, sondern ein in Limperich auf dem Gleis stehender Munitionszug der Deutschen Wehrmacht flog Waggon um Waggon in die Luft."

Lokalhistoriker Matzke-Hajek wusste auch zu berichten, dass die "Beer-Bridge", über die 2338 Militärfahrzeuge in den ersten 24 Stunden gefahren sind, in den USA in den Nachkriegsjahren so einen Helden-Status erlangt hat, dass sie es sogar in die Kriegs-Memoiren ("Crusade in Europe", 1948) von General Dwight Eisenhower geschafft hat.

An der Bier-Brücke war auf Bonner Seite ein Schild mit der Aufschrift "Shortest Route to CBI" befestigt (siehe Foto). Was so viel bedeutet wie: Das ist der kürzeste Weg nach China-Burma-Indien, einem weiteren Kampfgebiet der Alliierten.

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