Vorboten der Klimakonferenz Die Bagger rollen in die Rheinaue

Bonn · Es wird eng in der und rund um die Bonner Rheinaue. Gestern begannen bereits erste Arbeiten zur Vorbereitung der großen Zeltstadt für die Weltklimakonferenz (COP 23), zu der in der ersten Novemberhälfte bis zu 25.000 Teilnehmer erwartet werden.

Rolf Rau gehört mit seinem Verein Freies Förderwerk Bonn, der seit 17 Jahren während der Sommermonate das Labyrinth in der Rheinaue betreibt, zu den ersten, die sich wegen der Klimakonferenz einschränken müssen. „Bislang haben wir jedes Jahr von Mai bis eine Woche nach den Sommerferien bleiben können“, sagt Rau. Dieses Jahr ist bereits am 13. August Schluss. „Das ist sehr schade. Uns entgehen jetzt Einnahmen von drei Wochen, Geld, das wir eigentlich in einen barrierefreien Toilettencontainer investieren wollten“, so Rau. Einen Ausgleich für die entgangenen Einkünfte bekommt der Verein nicht – denn der Vertrag mit der Stadt geht eben nur bis Sonntag nächster Woche.

Das sieht bei unmittelbar betroffenen Unternehmen anders aus. Dirk Dötsch, der mit der Stadt Verträge für die Nutzung der Rheinaue und die dortige Gastronomie hat, wird ebenso Kompensationszahlungen von der Bundesregierung erhalten wie Weis Events aus Königswinter. Weis Events richtet jedes Jahr den sogenannten Firmenlauf mit bis zu 12.000 Teilnehmern aus. Auch dieses Jahr wird er gestartet: am Donnerstag, 14. September. Allerdings kann die Veranstaltung wegen der Vorbereitungsarbeiten nicht auf der großen Blumenwiese stattfinden. Sie muss komplett umziehen. Die Krux: „Dort, wo wir hinmüssen, ist buchstäblich nichts: Wir müssen zum Beispiel Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen legen, was ein enormer Aufwand ist“, so Geschäftsführer Burkhard Weis. Aufwendiger sei auch das Aufstellen etlicher „mobiler Systeme“ für die Gewährleistung der Infrastruktur, die man für die Abwicklung dieser Mischung aus Sport, „Come together“ und Betriebsfeier brauche. Nach GA-Informationen übernimmt der Bund die Kosten im mittleren sechsstelligen Eurobereich.

Auch Dirk Dötsch bekommt eine Kompensation in Form einer Pauschale in Höhe von 700.000 Euro. Dafür musste Dötsch gegenüber dem Bund versichern, keine weiteren Entschädigungsforderungen zu stellen. Immerhin werde die Konferenz „erheblichen Einfluss auf die Bewirtschaftungsrechte“ des Pächters haben, heißt es in der Begründung einer per Dringlichkeitsentscheidung vorgenommenen Vorabzahlung der Stadt Bonn. Wie aus den vertraulichen Papieren hervorgeht, ging die Stadt in Vorleistung und zahlte dem Gastronomen und Veranstalter 175.000 Euro. Sonst hätte das Mundartfestival „Jeck im Sunnesching“ komplett abgesagt werden müssen.

In der Politik traf diese von Oberbürgermeister Ashok Sridharan und CDU-Geschäftsführer Georg Fenninger unterschriebene Verfügung nicht nur auf positives Echo. In der nicht-öffentlichen Ratssitzung im Juli lehnten der Bürger Bund (BBB), die Linksfraktion und der Grünen-Stadtverordnete Hartwig Lohmeyer dieses Vorgehen ab. „Die Forderungen der Betroffenen will ich gar nicht in Abrede stellen“, begründete BBB-Fraktionschef Marcel Schmitt die Haltung seiner Fraktion: „Aber für uns waren einfach zu viele Fragen offen. Außerdem fanden wir, dass das allein Angelegenheit des Bundes war. Die Stadt Bonn hätte nicht in Vorleistung gehen müssen und dürfen.“ Ähnlich argumentierte Holger Schmidt (Linksfraktion): „Für uns waren die Zahlen nicht plausibel. Das ging uns alles viel zu schnell.“

Zu Details aus den internen Verträgen und nicht-öffentlichen Unterlagen mochte Stadtsprecherin Monika Hörig zwar nichts sagen. Aber: Natürlich werde es für die Unternehmen höhere Kosten wegen der Verlegungen und aufwendigen Logistik geben. Und sicher würden die Einschränkungen noch „weitere Auswirkungen“ für sie haben. Fakt sei aber auch, dass die Bonner und Besucher der Bundesstadt diese Einschränkungen kaum spüren würden.

„Die Alternative wäre gewesen, dass wir alles absagen“, sagte Dötsch. Seine Partner und er wollten aber auch zeigen, dass Bonn trotz Klimakonferenz in der Lage sei, sein übriges Programm weiterhin aufrechtzuerhalten. Dazu zählten auch die nächsten drei Flohmärkte: Gerade für diese wird es nämlich hart, wenn die Charles-de-Gaulle-Straße und die dortigen Parkplätze ab 14. August komplett für die Öffentlichkeit gesperrt werden. Und auch der große Rheinauen-Parkplatz an der Ludwig-Erhard-Allee wird zum größten Teil nicht mehr verfügbar sein. Das gilt bis kurz vor Weihnachten. All diese Einschränkungen, so Dötsch, hätten großen Einfluss auf seine Geschäfte.

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