100 Köpfe: Wir sind Bonn Diana-Isabel Scheffen: Junger Blick auf versteckte Schönheiten

BONN · „Richtisch!“ Neubürger und vor allem Studenten, die aus anderen Bundesländern an den Rhein kommen, sollten den Rat von Diana-Isabel Scheffen beherzigen. „Nicht nur der Rheinische Genetiv muss sitzen, sondern man sollte grundsätzlich jedes 'g' durch ein 'sch' ersetzen.“

Diana-Isabel Scheffen ist eine der Autoren des Stadtführers „Endlich Bonn!"

Diana-Isabel Scheffen ist eine der Autoren des Stadtführers „Endlich Bonn!"

Foto: Barbara Frommann

Die 31-Jährige muss es wissen, schließlich ist sie in Bonn geboren, hat hier studiert und kennt sich in der Stadt bestens aus. Und: Diana-Isabel Scheffen ist eine der Autoren des innovativen Stadtführers „Endlich Bonn!“. 2012 erschienen, steht seit Kurzem die zweite Auflage – vollständig überarbeitet und ergänzt durch viele neue Informationen – in den Bücherregalen.

Gibt es nicht schon genügend Reiseführer über die Beethovenstadt? „Sicher, aber der Verlag wollte einen jungen Blick auf die versteckten Schönheiten haben“, meint die Anglistin und Mitarbeiterin am Zentrum für Entwicklungsforschung. Dafür machte sie sich mit dem Fahrrad auf den Weg quer durch Bonn – bei Wind und Wetter. Sie fuhr in alle Stadtteile, suchte dort die entlegensten Ecken, die schönsten Cafés, sprach mit den Menschen und ließ sich von so manchem versteckten Ort verzaubern. Etwa von den „verwunschenen Gärten“ zwischen dem Quirinusplatz und der Kessenicher Straße in Dottendorf. „Das ist wirklich ein ganz besonderer Ort“, schwärmt die 31-Jährige. „Eigentlich ganz zentral gelegen und doch vollkommen abseits vom hektischen Treiben.“ Und bei Dunkelheit sogar ein wenig unheimlich.

Scheffen nimmt die Leser nicht nur mit zu märchenhaften Plätzen. Sie zeigt das Besondere am Leben in und um Bonn – bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit. „Auch im Winter kann man hier viel unternehmen“, erzählt sie und empfiehlt die Schlittschuhbahn, ein Besuch auf den Weihnachtsmärkten der Umgebung oder einen Badetag in einer der Thermen in der Region. „Im Sommer sollte man unbedingt eine Fahrradtour an der Sieg unternehmen“, rät sie.

Ihre Leser entführt die Autorin zu den Gespensterbuchen auf dem Venusberg und beschreibt die Biertaufe der Eierkrone in Küdinghoven. Am Rande hat sie immer wieder kleine Bonbons versteckt – etwa Hinweise auf Filme, die in Bonn gedreht wurden, oder Bücher, deren Handlung in der Stadt spielt. Neben Ausflugstipps und einer Beschreibung aller Stadtteile gibt sie auch eine Einführung in das rheinische Naturell. „Es ist für viele Neu-Bonner schon sehr gewöhnungsbedürftig, dass man hier direkt angesprochen wird. Aber wenn man das weiß, dann kommt man mit diesem einzigartigen Humor sicher gut klar.

Mit so viel Lokalwissen ausgestattet, haben Besucher im Hause Scheffen ein straffes Besuchs- und Besichtigungsprogramm zu absolvieren. „Ich gehe mit unseren Gästen zur Uni, natürlich ins Beethovenhaus und in die City. Nachmittags ist die Beueler Rheinseite unser Ziel. Dort genießen wir dann den Sonnenuntergang, bevor es am Abend in eine typisch rheinische Gaststätte geht. Bei Himmel un Äd sowie Kölsch klingt der Abend dann aus“, erzählt sie.

Kaum ist die zweite Auflage ihres Stadtführers fertig, spuken bereits andere Projekte in Scheffens Kopf. So hat sie bereits ein Essay für einen Sammelband über Robert A. Heinlein verfasst und schreibt gerade an verschiedenen Kurzgeschichten. Langweilig wird es der jungen Autorin, die auch schon zwei Jahre lang als Quereinsteigerin Deutsch an der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule in Bad Godesberg unterrichtet hat, nie. Und wenn sie nicht weiß, was sie machen soll, dann steuert sie einen ihrer Lieblingsplätze an, etwa die Schlosskirche an der Universität. Die hat sich in ihr Herz geschlichen. Denn dort wird sie im Herbst heiraten.

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