Neues Konzept Deutsches Museum Bonn erfindet sich neu

Bonn · Die Hängepartie um den Erhalt des Deutschen Museums in Bonn ist zunächst beendet. Dennoch steht die Finanzierung über ein Drei-Säulen-Modell vor der Bewährungsprobe.

In der Adventszeit hat das Deutsche Museum eine Lego-Ausstellung mit 600 Modellen eröffnet, die seit den 1960er Jahren auf den Markt gekommen sind. Eine Geschichte der Veränderung. Zur jüngsten Entwicklung des Hauses an der Ahrstraße passt diese Schau wie die Faust aufs Auge. Schließlich mussten die Mitarbeiter um Leiterin Andrea Niehaus in den vergangenen Jahren enorm viel Energie aufbringen, um das Museum auf eine Zukunft vorzubereiten, die lange Zeit ungewiss war.

Im Jahr 2015 hatte der Stadtrat beschlossen, den bisherigen Zuschuss von rund 830.000 Euro erheblich zu kürzen. Die vertragliche Vereinbarung mit dem Deutschen Museum in München stammte aus Hauptstadtzeiten, in denen die Stadt finanziell besser aufgestellt war, als das gegenwärtig der Fall ist. Lediglich die Kosten zur Deckung der Mitarbeitergehälter von etwa 250 000 Euro sollten weiter fließen. Das war seinerzeit mit den Münchnern so vertraglich festgezurrt worden. Das Museum stand also vor dem Aus. Nachdem die Stadt in der Folge den Vertrag mit dem Mutterhaus zum 31. Januar 2018 gekündigt hatte, erhöhte sich der Druck. Viel Zeit blieb also nicht, um die drohende Schließung abzuwenden. Die Mitarbeiter gingen auf die Barrikaden und protestierten vor Ausschuss- und Ratssitzungen gegen die radikale Streichung der Mittel.

Wie sollte und konnte es weitergehen? Um im Bild der Lego-Welten zu bleiben: Die Steine, auf denen der Museumsbetrieb aufgebaut waren, mussten vollkommen neu sortiert werden. Vor allem bedurfte es neuer Geldgeber. Im Eilverfahren gründete sich der Förderverein „Wissen schaf(f)t Spaß“, dem Unternehmen und Privatleute wie der Fernsehjournalist Ranga Jogeshwar beitraten. Als Idee stand im Vordergrund, ein neues tragfähiges Konzept für die Zukunft zu erarbeiten.

Wichtiger Eckpfeiler: Niedrigschwellige Angebote für die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Die Industrie in Bonn und dem Umland bekommt viele Stellen für Fachkräfte mit diesen Ausrichtungen schon heute nicht besetzt. Das Konzept sieht Schwerpunkte für Umwelt- und Klimaforschung, Biochemie und Genetik sowie ein Schülerlabor zum Thema Materialwissenschaften im Transrapid vor. Und einen Bus, der die Schüler aus dem Umland zum Museum nach Bonn fährt, um die Anbindung zu erleichtern.In Kooperation mit der Bundeskunsthalle zeigte das Museum auf Anregung des UN-Klimasekretariats die Sonderausstellung Wetterbericht. Sie ist noch bis zum 4. März kommenden Jahres dort zu sehen.

Im Ausstellungsbereich „Zwischen Himmel und Hölle“ ist 2018 eine neu konzipierte Einheit zur Umwelt- und Klimaforschung eingerichtet. „Damit rückt das Deutsche Museum Bonn das für den Standort Bonn zentrale Gegenwarts- und Zukunftsthema Nachhaltigkeit noch stärker und sichtbarer ins Zentrum der Museumsaktivitäten als bisher“, erklärt dazu Museumschefin Niehaus.

Für die künftige Finanzierung setzt das Deutsche Museum auf drei Säulen. Für die Grundsicherung sind 600.000 Euro jährlich aus öffentlicher Hand notwendig. Die Stadt stellt zunächst 400.000 Euro jährlich bereit. Die Lücke füllen der Rhein-Sieg-Kreis mit jährlich 75.000 Euro (voraussichtlich auf fünf Jahre), der Kreis Ahrweiler mit einem fünfstelligen Betrag. Für den Restbetrag ist mehr oder minder in letzter Sekunde die Dr. Hans Riegel-Stiftung eingesprungen.

Die weiteren 600.000 Euro, die notwendig sind, um das Deutsche Museum zu erhalten, kommen aus Projektmitteln, vom Förderverein und aus den Eintrittspreisen und dem Verkauf von Marketingprodukten und Wissenschaftsbüchern im eigenen Museumsladen. Die Museumsleiterin muss sich derzeit wohl oder übel damit anfreunden, von Jahr zu Jahr zu denken, was die Finanzierungsgrundlage betrifft.

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