Bonner Institutionen Deutsches Institut für Erwachsenenbildung wird 60

Bonn · Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung wird 60 Jahre alt. 2002 kam es nach Bonn. Es beherbergt die größte deutsche Bibliothek zum Thema Weiterbildung. Die Bücherei ist für jedermann offen.

 Professor Josef Schrader leitet seit dem Frühjahr das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung.

Professor Josef Schrader leitet seit dem Frühjahr das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung.

Foto: Martin Wein

Ob in Volkshochschulen, kirchlichen oder gewerkschaftlichen Bildungswerken oder als kommerzielle Anbieter: Rund 700.000 Menschen engagieren sich in Deutschland für die Fort- und Weiterbildung Erwachsener. Jeder zweite Einwohner im Land nutzt ihre Angebote vom Sprachkurs und der politischen Bildung bis zur Studienreise. „Sowohl von der Zahl der Anbieter als auch der Teilnehmer ist die Weiterbildung der größte Bildungsträger in Deutschland“, sagt Josef Schrader.

Der Professor für Erwachsenenbildung an der Universität Tübingen leitet seit diesem Frühjahr auch das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für lebenslanges Lernen (DIE), das auf dem Gelände des Bundesbildungsministeriums in Bonn an der Heinemannstraße ansässig ist.Was sind die Hauptaufgaben des DIE?Schrader sagt: „Wir möchten mit unserer umfangreichen wissenschaftlichen Arbeit das Lernen und die Bildung Erwachsener verbessern und dazu die Qualität der Weiterbildung dauerhaft erhöhen“.

Dazu laufen am DIE eigene Forschungsprojekte. Daneben gilt es wie in allen Leibniz-Instituten, die Ergebnisse der Wissenschaft sowohl politischen Entscheidungsträgern als auch den Akteuren in der Weiterbildung zur Verfügung zu stellen. So setzt sich das DIE beispielsweise mit dem Projekt GRETA für ein Anerkennungsverfahren von Kompetenzen in der Erwachsenenbildung ein, das sowohl die Qualität der Angebote erhöhen wie auch in weiten Bereichen die Einkünfte der Lehrenden verbessern soll.

Warum und für wen ist diese Arbeit wichtig?Gerade in der aktuellen Phase grundlegender technologischer und gesellschaftlicher Veränderungen ist es wichtig, das Wissen darüber in möglichst breite Bevölkerungskreise zu tragen. Weiterbildung dient damit dem sozialen Zusammenhalt, eröffnet in Zeiten des Wandels dem Einzelnen neue Handlungsfelder und hilft auch bei der Integration beispielsweise von Migranten.Wo liegen aktuelle Schwerpunkte?

Nach neueren Erkenntnissen haben 10 bis 20 Prozent der Bundesbürger erhebliche Probleme beim Lesen komplexerer Texte. Das DIE engagiert sich für Handlungshilfen im wissenschaftlichen Beirat zur Nationalen Dekade Alphabetisierung und Grundbildung. Ein anderes Handlungsfeld ist mit dem Flüchtlingszustrom virulent geworden: Wie vermittelt man Sprachkenntnisse der Zweitsprache Deutsch an Migranten mit ganz unterschiedlichem kulturellem und Bildungshintergrund? Auch die Arbeitsbedingungen in der Weiterbildung beschäftigen das DIE. „Bei Fortbildungen in Unternehmen verdienen manche Anbieter 1000 und mehr Euro am Tag“, sagt Schrader, „aber in weiten Bereichen der Erwachsenenbildung sind die Einkommen im prekären Bereich“.Warum sitzt das Institut in Bonn?

Gegründet wurde das Institut 1957 in Frankfurt am Main als Pädagogische Arbeitsstelle des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV). Heute ist es als eingetragener Verein organisiert. Mitglieder sind neben dem DVV Vereine und Verbände im Bereich der Erwachsenenbildung sowie einige Universitäten wie Frankfurt, Mainz und Hannover. Seit 1976 erhält es institutionelle Forschungsförderung von Bund und Ländern – heute als Teil der Leibniz-Gemeinschaft mit bundesweit 91 Forschungseinrichtungen. Damit muss es sich regelmäßig einer Qualitätsprüfung unterziehen. Im Rahmen des Bonn-Berlin-Gesetzes kam das Institut 2002 nach Bonn, wo es in den freigewordenen Bundesliegenschaften mietfrei arbeiten kann.

Wie zufrieden ist man mit dem Standort?„Wir sind politisch korrekt und aus voller Überzeugung sehr zufrieden“, sagt Schrader vergnügt. Vor allem die Nähe zum zuständigen Referat im Bildungsministerium sei fruchtbar. Als Universitäts- und UN-Stadt biete Bonn zudem viel Potenzial für Netzwerke und Zusammenarbeit. Die Mitarbeiter bedauern lediglich, dass ihr Standort auf dem Ministeriumsgelände für externe Besucher etwas schwer erreichbar ist. Diese müssen sich anmelden und den Ausweis zeigen. Dabei stehen die Bibliothek – die größte zum Thema Weiterbildung in Deutschland – und die wechselnden Kunstausstellungen im Haus jedermann offen.

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