Al-Shabaab-Kämpfer aus Bonn Deutsche Dschihadisten fliehen vor Krieg

BONN · Die fünf Männer aus Bonn, darunter wohl drei Brüder, wollten in Somalia für die Errichtung eines Gottesstaates kämpfen. Doch dieser Kampf war auf längere Sicht offensichtlich eine Nummer zu groß für sie.

Die islamistische Al-Shabaab-Miliz kämpft in Somalia für die Errichtung eines Gottesstaates.

Die islamistische Al-Shabaab-Miliz kämpft in Somalia für die Errichtung eines Gottesstaates.

Foto: AP

Spiegel und Focus berichten in ihren aktuellen Ausgaben, dass die vor anderthalb Wochen festgenommenen Dschihadisten nach einem Jahr beziehungsweise zwei Jahren des mutmaßlichen militärischen Einsatzes am Horn von Afrika das Weite gesucht haben.

Der Grund: Die Al-Shabaab-Milizen werden von einer Allianz aus somalischer Regierung, Soldaten der Afrikanischen Union und der Vereinigten Staaten zunehmend unter Druck gesetzt. Zudem wächst das Misstrauen der Terrorgruppe gegenüber ausländischen Kämpfern in den eigenen Reihen.

Drei der Bonner Kämpfer begaben sich laut Spiegel gar in die Obhut der deutschen Botschaft in Kenia. Begleitet wurden sie von Familienangehörigen: drei Ehefrauen, Kleinkinder und die Mutter der drei Brüder. Als sie dann am vorvergangenen Wochenende am Frankfurter Flughafen landeten, nahm die Polizei die Männer fest.

Die beiden anderen Bonner, die 2012 für den Dschihad ausgereist waren, hatten bei ihrer Festnahme in Kenia angegeben, sie hätten sich einer "humanitären Mission" wegen in Somalia aufgehalten, zitiert eine kenianische Zeitung dortige Behörden.

Die Generalbundesanwaltschaft (GBA) und das Bundeskriminalamt hingegen ermitteln nun wegen des dringenden Verdachts, dass sich die fünf in Somalia der islamistisch-terroristischen Al-Shabaab-Miliz angeschlossen haben.

Zunächst sollen sie in einem Trainingslager ideologisch und an Waffen ausgebildet worden sein, sich später dann auch am bewaffneten Kampf beteiligt haben.

Während die drei in Frankfurt Festgenommenen in Deutschland in Untersuchungshaft sitzen, sich aber noch nicht zu den Vorwürfen der GBA geäußert haben, steht die Behörde mit kenianischen Kollegen wegen einer möglichen Auslieferung der beiden anderen in Kontakt, wie der General-Anzeiger gestern aus Behördenkreisen erfuhr.

Der GA erfuhr auch, dass drei der deutschen Gotteskrieger somalischer Abstimmung sind: Es handelt sich um Abdullah W. (28), Abdulsalam W. (23) und Abdiwahid W. Demnach sind sie miteinander verwandt, vermutlich Brüder. Ein weiterer Festgenommener ist der Deutsch-Tunesier Mounir T. (30). Das fünfte mutmaßliche Al-Shabaab-Mitglied ist der Deutsche Steven N. (26) aus Tannenbusch.

Einige, wenn nicht alle fünf sollen Mitglieder einer Bonner Gruppe von Somaliern gewesen sein, die in einem geheimen Bericht des Landeskriminalamtes 2010 als "Deutsche Shabab" erwähnt wird.

Zumindest zwei der Festgenommenen, Abdullah W. und Mounir T., sind demnach "alte Bekannte" der Sicherheitsbehörden von Landeskriminalamt und Bonner Staatsschutz: Die beiden belegen in einem Bonner Ranking von "möglichen Angehörigen des islamistisch-terroristischen Spektrums" einen der vorderen Plätze - direkt hinter dem somalischstämmigen Bonner Omar D., der schon 2008 in ein Terrorcamp ausreisen wollte, von Polizisten aber an der Ausreise gehindert wurde. Im Dezember 2012 war D. nach dem gescheiterten Bombenanschlag im Bonner Hauptbahnhof als ein Verdächtiger kurzzeitig festgenommen worden.

Später soll sich Omar D. ebenfalls nach Somalia abgesetzt haben, berichten Focus und Spiegel. Die Erfahrungen in dem Bürgerkriegsland waren, wie es scheint, ernüchternd. Omar D. soll in einem Gefängnis von Al-Shabaab gefoltert worden sein, weil man ihn für einen Spitzel hielt. Seit dem 26. Juli ist er wieder im Lande, heißt es. Kurz vor den anderen hatte er Somalia den Rücken gekehrt.

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