Folge der Hitze in der Bonner Rheinaue Warum der Rheinauensee mit Algen verdeckt ist

Bonn · Der heiße Sommer ist schuld, dass sich auf dem Rheinauensee in Bonn ein Algenteppich gebildet hat. Das sieht aus der Luft pittoresk aus, doch es gibt auch Probleme damit.

"Ach, guck mal. Dieser große See. Ist das schön." Ganz spontan sagt dies eine Radfahrerin beim Einbiegen in die Bonner Rheinaue. Tatsächlich sieht die Oberfläche in ihrem hellen Grün derzeit richtig malerisch aus. Vor allem aus der Luft, wie es GA-Fotograf Volker Lannert im Bild festgehalten hat. Über die vergangenen Wochen hat sich ein riesiger Algenteppich aufs Wasser gelegt.

Dieser macht dem Schiffmodellclub Bonn (SMC) zu schaffen. "Wir fahren seit dem Frühjahr nicht mehr", sagt Vorsitzender Ewald Schmitt. Voriges Jahr sei das noch Anfang Mai und wieder ab September gegangen. Erst am Sonntag musste er das Fest mit den befreundeten Modellbauern absagen, die eigentlich ihre Boote fahren lassen wollten - das erste Mal seit der SMC-Gründung 1974.

Einen Tag vorher hatten acht der 73 Mitglieder die mit Seilen verbundenen Bojen für Kursfahrten vom Ufer aus an Land geholt. Sie zogen dabei vor allem Wasserpflanzen (laut BUND wohl Laichkraut) mit raus, das bis an die Oberfläche wachse, so Schmitt. Wickeln sich die um die Schiffspropeller, kommt es zu Schäden. Sogar die Motoren könnten durchbrennen. Die Pflanzen liegen nun in Haufen am See. Alles in allem sei es derzeit kein Aushängeschild für die Stadt und schlecht für die Gastronomen, so Schmitt. "Es fängt auch an zu stinken."

Der Vorsitzende hat auch schon beobachtet, dass Leute ihre Aquarien in der Rheinaue auskippen. So kämen fremde Pflanzen in den See. "Das ist eine Riesensauerei", sagt Achim Baumgartner vom BUND Rhein-Sieg und fürchtet, dass sich auch fremde Fische, Schnecken und Krankheiten ausbreiten. "Das kriegt man unter Umständen erst Jahrzehnte später mit."

"Der See ist jetzt mehr als 40 Jahre alt", sagt Schmitt. Seiner Meinung nach müsste der Schlamm raus, "um für lange Zeit wieder Ruhe zu haben". Andere Kommunen würden aber auch mit an Booten befestigten Mähbalken durch ihre Seen fahren. Das Problem: Alle paar Wochen muss das wiederholt werden. Und an Alternativen mangele es, bemerkt Schmitt. Der nächste Bötchensee sei in Asbach, was vielen Mitgliedern zu weit sei.

Politiker und Stadt setzen zur Eindämmung des Algenwuchses auf Frischwasser vom Kühlwassersee des Post-Towers, das seit fünf Jahren ins Auengewässer gepumpt wird. Dabei handelt es sich laut Post-Sprecherin Christina Müschen um Kühlwasser aus Uferfiltrat, das nach dem Lauf durch den Tower komplett in den Rhein fließe. Schmitt vermutet, dass das zugeführte Wasser nicht ausreicht, um eine Strömung zu erzeugen. Baumgartner hofft, dass das Hochhauswasser nicht zu warm ist, sonst würden sich die Algen erst recht vermehren.

Laut Stadt sind es im Sommer maximal 19 Grad, was keinen Einfluss auf die Algen habe. Diese sind laut Michael Mäckel, Betreiber des Bootsverleihs, tatsächlich eine Einschränkung. "Der Betrieb läuft aber weiter." Es sei kein Problem, mit den 23 Tret- und zehn Ruderbooten zu fahren. Das mit den Algen sei nicht neu, es seien dieses Jahr aber mehr als sonst. Der Bootsbetrieb läuft noch bis mindestens Ende Oktober, täglich von 11 bis 18.30 Uhr (02 28/23 31 32).

Aus Sicht der Stadt sind die Algen "nicht wirklich flächendeckend", sagt Markus Schmitz vom Presseamt. "Sie werden vom Wind in die Buchten getrieben." Wollte man die Nährstoffe rausholen, müsste eine 30 Zentimeter dicke Schicht am Boden auf einer Fläche von zwölf Hektar rausgeholt werden. "Dann haben wir trotzdem im nächsten Jahr wieder Algen. Da stehen Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis", sagt Schmitz.

"Das wird richtig Arbeit", denken auch Marianne und Dieter Kemlitz, die in der Rheinaue mit ihren Nordic-Walking-Stöcken unterwegs sind. "Es ist ja im Prinzip eine wundervolle Anlage", schwärmt die Sankt-Augustinerin. "Das hat sich seit der Bundesgartenschau alles wunderbar gemacht. Etwa wie die Bäume gewachsen sind", ergänzt ihr Mann. Auch zwei Besucher aus dem Ruhrgebiet loben den Park. Der grüne See stört sie gar nicht so sehr.

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