Niedrigwasser in Bonn und der Region Der Rhein braucht noch eine große Menge Regen

Bonn · Das Niedrigwasser im Rhein sorgt auch weiterhin für große Probleme im Schiffsverkehr. Experten haben jetzt berechnet, wie viel Regen es geben muss, damit der Rhein wieder einen einigermaßen normalen Stand erreicht.

Am Freitag lag der Rheinpegel in Bonn noch immer bei nur 90 Zentimetern. Die Schifffahrt ist stark eingeschränkt, die wirtschaftlichen Folgen sind groß. Doch wie viel Regen ist notwendig, um den Pegel wieder auf Normalniveau zu bringen?

Eine einfache Frage, die aber nicht einfach beantwortet werden kann, sagt Jörg Uwe Belz von der Bundesanstalt für Gewässerkunde. Sie gibt wöchentlich einen Niedrigwasserbericht heraus. Der aktuelle Bericht sieht zwar eine Verbesserung der Situation für den Beginn der kommenden Woche vorher - diese Verbesserung dürfte aber wohl nur vorübergehend sein. Bis Mitte Dezember bleibt das Niedrigwasserextrem erhalten, glauben die Experten.

Besser für die Schifffahrt, so Diplom-Geograph Jörg Uwe Belz gegenüber dem GA, wird es erst, wenn ein bestimmter Schwellenwert überschritten ist. "Wir nennen ihn GlW, den Gleichwertigen Wasserstand", erklärt er. Bezug genommen wird dabei unter anderem auf den Pegel Kaub am Rhein - ein wichtiges Nadelöhr auf Europas wichtigster Wasserstraße, dem Rhein, weil dort die Fahrrinne am flachsten ist.

Wird der nautisch relevante GlW unterschritten, hat das deutliche Auswirkungen auf die Schifffahrt: Die Schiffe müssen ihre Ladung verringern, um nicht auf Grund zu laufen - was zuletzt mehrfach auch in Bonn und Köln passierte. Aktuell ist der Schwellenwert bei Kaub seit 102 Tagen unterschritten - aus Sicht der Wissenschaftler ein extremes Niedrigwasserereignis, das jedoch im historischen Vergleich in den Jahren 1857, 1921, 1947, 1962 und 1971 noch übertroffen wurde.

"Eine umfassende Besserung würde mehrmonatigen und flächendeckenden Niederschlag erfordern", so der Bericht. Aber was heißt das in Zahlen? "Wir haben versucht, das für das Rheingebiet bis Kaub so exakt wie möglich zu berechnen", sagt Belz. Das ist kompliziert, denn das Einzugsgebiet des Stroms muss von den Quellen in den Alpen bis eben Kaub betrachtet und das aktuelle Abfluss-Defizitvolumen mit dem Schwellenwert GlW in Bezug gesetzt werden. "Und natürlich landet nicht der gesamte Regen, der fällt, auch im Fluss", betont Belz.

250 Liter Regen pro Quadratmeter

Das Ergebnis der Wissenschaftler: Damit die Fahrwassertiefe sich zumindest für einige Tage und Wochen verbessert, bräuchte es von jetzt an bis in die erste Januarwoche flächendeckend rund 250 Liter Regen pro Quadratmeter. Und um den Zustand vor der Trockenphase wieder zu erreichen, müssten bis Ende Juni 1150 bis 1200 Liter Regen pro Quadratmeter fallen.

Klingt viel - ist es auch, sagt Belz: "In Köln gibt es durchschnittlich etwa 750 Liter Niederschlag pro Quadratmeter jährlich." Damit der Rhein und die Grundwasserspeicher wieder das Niveau vor dem Dürresommer erreichen, müsste es also im ersten Halbjahr 2019 schon nahezu doppelt so viel regnen wie ansonsten im ganzen Jahr. "Ausgeschlossen ist das nicht", betont Jörg Uwe Belz. Im Jahr 1947 habe es z.B. eine solch extreme Niederschlagsphase gegeben - im Anschluss an eine ebenso extreme Trockenphase. Häufig jedoch komme das nicht vor - der Jahrhundertsommer 2018 könnte also noch lange nachwirken.

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