Kommentar zur städtischen Reinigung Der Rat muss handeln

Meinung | Bonn · Seit Jahren häufen sich die Hinweise, dass die städtische Gebäudereinigung nicht sauber läuft. Die Leistungsvorgaben des Städtischen Gebäudemanagements (SGB) an private Putzfirmen sind offenkundig unrealistisch. Die Folge: Es bekommen vor allem Unternehmen mit Dumpingangeboten den Zuschlag. Entsprechend sieht es in Schulen und Kindergärten aus.

Doch die Stadtverwaltung tut so, als wäre alles in Ordnung. Dazu fallen einem drei Vokabeln ein: inkompetent, intransparent, verantwortungslos.

Wie anders als inkompetent soll man es nennen, wenn das SGB einer Reinigungsfirma aus Versehen 380 000 Euro zu viel zahlt und den Fehler erst nach einem Jahr (nach einem Hinweis von außen) bemerkt? Und das in einer Stadt, die monatelang über das Einsparen von einigen Zehntausend Euro bei den Bibliotheken diskutiert hat?

Auf die Frage, ob das SGB bei weiteren Firmen denselben Fehler gemacht hat, mauert die Stadt. Sie verrät auch nicht, ob aus der teuren Panne organisatorische Konsequenzen gezogen worden sind. Dazu passt, dass das SGB seinen Hausmeistern kürzlich untersagt hat, zu einem Hearing der Linken zu den Reinigungsproblemen zu gehen. Wenn das keine Intransparenz bei einem Thema ist, dass Zehntausende in dieser Stadt betrifft.

Natürlich muss Bonn sparen. Aber das darf nicht über realitätsferne Ausschreibungen geschehen. Leidtragende sind Putzkräfte, die womöglich unbezahlte Mehrarbeit leisten müssen – und die Kinder, die in Räumen unterrichtet oder betreut werden, die in vielen Fällen nicht ausreichend gereinigt werden. Das ist verantwortungslos.

Da die Stadtverwaltung das offenbar nicht sehen will, kann nur der Rat für Besserung sorgen. Insofern ist es gut, dass in mindestens einem Fall der Zoll eingeschaltet ist: Gelingt den Ermittlern der Finanzkontrolle Schwarzarbeit der Nachweis, dass in Stadtgebäuden der Mindestlohn unterlaufen wird, wacht vielleicht auch das SGB endlich auf.

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