Verkehr der Zukunft Der Mobilität von morgen auf der Spur

Bonn · Experten diskutierten im Universitätsforum über die Zukunft der Fortbewegungsmittel.

Das Auto ist Statussymbol und wichtiges Exportgut der Deutschen. „Mehr als jeder Zweite besitzt in Deutschland ein Auto, Tendenz steigend“, so Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg. Auf der anderen Seite stehen Stau-Frust, Fahrverbote und der Ärger über marode Straßen und Brücken. Das Thema Mobilität betrifft jeden, und darum ging bei der von GA-Redakteur Jörg Manhold moderierten Podiumsdiskussion „Noch immer der Deutschen liebstes Kind? Mobilität jenseits des Automobils“ im Universitätsforum.

Sabine Baumann-Duvenbeck, Geschäftsführerin der Firma Baumann, die Schwertransporte durchführt, bemängelte die marode Infrastruktur, die für ihren Betrieb die internationale Wettbewerbsfähigkeit erschwere. Mobilitätsforscher Weert Canzler bezeichnete das private Auto als „Auslaufmodell“, Roman Suthold, Leiter der Verkehrsabteilung des ADAC Nordrhein, möchte es mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln verknüpfen, und auch Journalistin Andrea Reidl ist überzeugt: „Deutschland braucht eine neue Mobilitätskultur. Da ist Deutschland noch hinterher“, sagte Reidl, die für Spiegel und Zeit über Mobilität schreibt. In Helsinki wurde eine App entwickelt, die sämtliche Verkehrsmittel verbindet – vom Leihfahrrad bis zur Bahn.

„Mobilität muss einfach sein.“ Und das App-Verhalten sei schließlich für die junge Generation ganz normal, fügte Canzler hinzu. „Die Mobilität in der Stadt wird sich völlig verändern, aber auf dem Land wird man weiterhin Autos brauchen“, sagte Canzler. Wenn der Mobilitätsforscher aus Berlin an die Zukunft denkt, erzählt er von Elektrifizierung und einem „technologischen Drive“. Die DHL liefere Pakete bereits mit Elektrotransportern aus und zeige, dass man einen solchen Systemwechsel planen kann.

Baumann-Duvenbeck glaubt noch nicht an einen Schwertransport ihrer Firma mit Elektro- oder Hybridfahrzeugen. Ihr macht die marode Infrastruktur zu schaffen, weshalb oft Genehmigungen für Routen entzogen werden oder Strecken mehrmals gefahren werden müssten. „Bauprojekte müssen mit der Industrie besprochen werden.“

Bei all den aktuellen Problemen mit Diesel wie mit Benzinern gab Roman Suthold vom ADAC zu: „Ich kann gerade keinerlei Kaufempfehlung aussprechen.“ Ein Grund mehr, Alternativen zu bieten. Reidl spricht von „Umsteigern“, die das Auto gegen ein Fahrrad eintauschen. Damit diesen Schritt mehr Menschen gehen, brauche es aber attraktive Angebote und bessere Radwege.

Suthold fährt viel Auto, möchte das aber bald ändern. Immer wieder wurde die Diskussion persönlich. Viele Besucher fragten nach kostenlosem oder zumindest billigerem Nahverkehr. Diskussion und Fragerunde zeigten, was Moderator Jörg Manhold am Schluss auf den Punkt brachte: „Wir brauchen Planung mit Weitblick und müssen die Mobilität in ihrer Breite wahrnehmen.“

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