Porträt von Lukas Krämer Der Meister des Go kommt aus Bonn

Bonn · Mit 13 Jahren lernte Lukas Krämer das asiatische Strategiespiel kennen. In Deutschland und in Europa ist das Spiel noch recht unbekannt, in Poppelsdorf treffen sich jeden Dienstag rund 20 Spieler.

 Der Go-Meister in Aktion: Lukas Krämer (rechts) legt ein paar Steine auf das Spielfeld vor Helmut Weber. Dann geht er zu den zwei nächsten Brettern, denn er spielt allein gegen drei Kontrahenten.

Der Go-Meister in Aktion: Lukas Krämer (rechts) legt ein paar Steine auf das Spielfeld vor Helmut Weber. Dann geht er zu den zwei nächsten Brettern, denn er spielt allein gegen drei Kontrahenten.

Foto: Leif Kubik

Lukas Krämer legt schnell ein paar Steine auf das Spielbrett vor Helmut Weber, dann geht er weiter zu den nächsten Brettern von Martin Grönefeld und Daniel Jordan. Gleich gegen drei Kontrahenten auf einmal spielte der amtierende Deutsche Meister beim regelmäßigen Treffen der Bonner Go-Spieler im Poppelsdorfer Bonhoeffer-Haus. Wer das Spiel nicht kennt, weiß auf den ersten Blick nichts anzufangen mit den vielen schwarzen und weißen Steinen, die die Spieler recht schnell und in großer Zahl auf den Spielbrettern verteilen. In Deutschland und Europa ist das Spiel noch nicht so bekannt.

"Meist kennen es nur alte Damen aus dem Kreuzworträtsel: asiatisches Brettspiel mit zwei Buchstaben", erzählt Krämer in einer Spielpause lachend. "Es sieht aber viel komplizierter aus, als es ist. Eigentlich geht es nur darum, die Steine des Gegners mit den eigenen Spielsteinen einzukreisen." Und das tun jeden Dienstagabend um die 20 Spieler im Bonhoeffer-Haus in der Königstraße: Locker organisiert steht der Bonner Go-Club allen Interessierten offen.

Die Spieler setzen abwechselnd jeweils einen eigenen Stein auf die Schnittpunkte der Linien des Brettes, denn es gilt, gegnerische Steine oder Steingruppen zu schlagen, indem man sie rundum einschließt. "Am Ende gewinnt derjenige, der den größeren Teil des Brettes kontrolliert", erläutert Krämer.

Und das ist nicht nur an diesem Abend meistens er selber: Der Student der Ostasienwissenschaften gilt als der stärkste deutsche Go-Spieler seit Langem. Bereits zum dritten Mal in Folge ist der Bonner Deutscher Meister geworden. Bei der Endrunde der deutschen Meisterschaft im November in Karlsruhe setzte er sich mit sechs Siegen und nur einer Niederlage klar durch.

Angefangen mit 13 Jahren

"Ich habe zum ersten Mal in einem Schachbuch, das mir mein Großvater geschenkt hat, vom Go-Spiel gelesen", so Krämer. Vielen Schachspielern sei das Spiel zumindest bekannt, und viele spielten es auch. "Richtig in Berührung mit dem Spiel gekommen bin ich dann aber erst im Alter von 13, als meine Eltern verreist waren und ich alleine im Internet gesurft habe", erinnert sich der 23-jährige Bonner. "Ich habe einfach drauf losgespielt, ohne die Regeln zu kennen. Was ich aber nicht ahnte, war, dass ich gegen den damaligen deutschen Meister Christoph Gerlach spielte, der mit seinem Engagement das Spiel populärer machen wollte." Das ist ihm zumindest bei Krämer gelungen.

Der ist inzwischen der absolute Star der deutschen Szene und will Profi werden: "Ich komme zwar gegen die Topstars aus Asien noch nicht an, aber die schwächeren Profis sind durchaus in Reichweite." Wenn alles klappt, würde Krämer zu den ersten europäischen Profis gehören. Ein Jahr nach seiner Premiere im Internet spielte Krämer bereits sein erstes Turnier: "Zuvor habe ich erst im Internet weitere Erfahrungen gesammelt - meine ersten acht Spiele habe ich noch durch die Bank verloren, aber dann wurde ich schnell besser und habe meine Faszination für das Spiel entdeckt." Viele europäische Jugendliche fanden offenbar über einen populären Manga Zugang zur Go-Szene.

"Kurz nach meinem Einstieg bin ich auf 'Hikaru no Go' gestoßen", erinnert sich Krämer. "Die Handlung um den 12-jährigen Japaner Hikaru Shindo, der seine Begeisterung für das seinerzeit in Japan eher als Altmännerspiel geltende Go entdeckt, hat meinen Wunsch, Profi zu werden, erst so richtig geweckt." Eine Chance, die für ihn nun in greifbare Nähe gerückt ist: Chinesische Milliardäre haben ein Stipendium zur Förderung der besten europäischen Nachwuchsspieler ins Leben gerufen. "Das gab mir die Möglichkeit, ein halbes Jahr lang in China mein Spiel zu perfektionieren. Ich habe von morgens bis abends nur Go gespielt", sagt der gebürtige Beueler, der dort ganz nebenbei auch seine Sprachkenntnisse ausbaute.

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