Freiwillige Helfer in Beuel Der Green Juice Festival-Aufbau hat begonnen

BEUEL · Ohne freiwillige Helfer geht auf der grünen Wiese in Neu-Vilich nichts: Sie mähen die Wiese, bauen Zäune auf und übernehmen die Dienste in Imbiss- und Getränkewagen.

Der Lageplan ist vom Regen völlig durchweicht. Vorsichtig faltet ihn Jens von der Laake auseinander. „Ich muss jetzt nachgucken, wo wir die nächsten Bauzäune aufstellen“, sagt der 25-Jährige. Als Aufbaukoordinator ist er beim Green Juice Festival dafür zuständig, dass jeder Helfer weiß, was er zu tun hat. „Sonst ist das ein wilder Haufen, und wir brauchen mit allem viel länger.“ Der Zeitplan ist eng gestrickt. Bis Donnerstagabend muss alles stehen, denn Freitag beginnt das zweitägige Konzertwochenende auf der grünen Wiese in Neu-Vilich.

Für mich, den Festivalpraktikanten, hat sich von der Laake schon einige Arbeiten überlegt. Zunächst gilt es, Regenponchos zu verteilen. Wo die liegen, weiß allerdings niemand so genau. Im Büro? Unter dem Pavillon? Oder doch im schwarzen Container? „Wir bräuchten eigentlich jemanden, der sich nur um das Lager kümmert. Ständig wird irgendwas gesucht“, sagt von der Laake. Auch bei der zehnten Auflage des Festivals scheint es noch immer Platz für Verbesserungen zu geben.

Dabei ist sonst alles gut geplant und eingespielt. Der mit weißen Planen bespannte Bauzaun, der das Gelände abschirmt und auch Fluchtwege markiert, wächst von Minute zu Minute. Wer gut beraten ist, trägt Handschuhe, denn die Drähte schneiden sich beim Tragen in die Haut ein.

Der Aufbau des Green Juice Festivals

Julian Reininger, einer der Mitveranstalter, bekommt davon nicht viel mit. Er hat so viel vorgearbeitet, dass er im Bürocontainer Zeit zum Lernen hat. Generell kümmert er sich mehr um das große Ganze. „Der komplette Juli ist für die Planung drauf gegangen, weil ich jetzt in der Klausurphase stecke“, erzählt er. Nach dem Festival steht die mündliche Prüfung für strategisches und operatives Eventmarketing an.

Es knarzt aus den Funkgeräten. „Wo ist Siggi?“ Der Staplerfahrer wird gebraucht, um die hintereinandergestapelten schweren Bauzäune zu transportieren. Zwei Radlader sind auf dem Gelände unterwegs, um die tonnenschweren Materialien umherzufahren. Einer nur für die Bühne, die mittlerweile eine separate Firma aufbaut. Zu komplex ist das Gerüst aus Traversen, alles muss genau in der Waage stehen. Aber es gibt auch so viel für die knapp 20 Helfer zu tun, die an diesem Vormittag da sind. In Zahlen sind das alleine anderthalb Kilometer Bauzaun, 465 Befestigungssteine und mehr als hundert Fahrbahnplatten, die jeweils 36 Kilogramm wiegen und die durchgeweichte Wiese für die Lastwagen befestigen. Ausnahmsweise darf der Praktikant den rot-weißen Radlader fahren, die Gabel unter den schweren Metallpaletten parken. Die großen Reifen fressen sich mit Leichtigkeit in den Matsch. Zur Sicherheit geht es langsam voran. Der richtige Transport bleibt trotzdem Chefsache. Zu gefährlich, weil die Zäune umkippen könnten, heißt es. Es fehlt wohl noch etwas Vertrauen.

Vertrauen, das sich der zwölfjährige Linus schon lange erarbeitet hat. „Hier nimmt man mich für voll, ich werde nicht als Kind angesehen“, sagt er. Seit drei Jahren packt der Nachbarsjunge an, kam damals als Besucher mit seinen Eltern das erste Mal vorbei. „Da durfte ich noch nicht helfen, weil ich viel zu jung war.“ Jetzt misst der Junge mit den lockigen Haaren und der Zahnspange die Abstände von Bauzäunen aus, hängt Banner auf oder räumt am Festival den Weg durch die Massen frei, damit die Bierfässer ohne Probleme transportiert werden können.

Es gibt Mittagessen. Nudeln, Geschnetzeltes, Kartoffelsuppe für die Vegetarier. Die Schlange ist lang, denn auch die Bühnenbauer haben Hunger. Damit es schneller vorangeht, muss mein Essen warten. Die nächste Station sind Erbsen und Möhrchen, die auf die weißen Plastikteller geschaufelt werden. Später, am Esstisch im Container, erzählen Hannah Daniels und Lara Wester-Barkei (beide 20), warum sie die ganze Schufterei auf sich und sogar Urlaub dafür nehmen. „Es muss freiwillige Helfer geben, sonst funktioniert das Festival nicht“, sagt Daniels. Dass sie dafür freien Eintritt und ein T-Shirt bekommen, ist nicht so wichtig.

Insgesamt halten so mehr als 250 Ehrenamtliche das Festival am Laufen. Der größte Teil von ihnen übernimmt die Arbeitsschichten am Wochenende. In Gruppen werden sie von 15 erfahrenen Helfern koordiniert, den sogenannten Supervisoren. Viele von ihnen sind seit Beginn dabei, einige haben aus ihrem Hobby mittlerweile einen Beruf gemacht. „Für eine Menge Leute ist das auch wie ein Praktikum, mit dem sie in die Veranstaltungsbranche reinschnuppern können“, sagt Reininger. Ob das bei mir auch so sein wird? Dafür muss ich wohl länger als nur einen Vormittag anpacken.

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