Busverkehr in Bonn Der Fahrgast ist nicht immer sicher

Bonn · Die SPD hat die Sicherheit in Bussen ins Visier genommen. Die Zahl der Klagen über den „ruppigen“ Fahrstil einiger Busfahrer sei angestiegen, monieren die Sozialdemokraten. Die Stadtwerke betonen, dass Sicherheit bei ihnen "absoluten Vorrang" habe.

 Bei unvorhergesehenen Bremsmanövern besteht für Fahrgäste Sturzgefahr.

Bei unvorhergesehenen Bremsmanövern besteht für Fahrgäste Sturzgefahr.

Foto: Benjamin Westhoff

Bei seinen Fahrten im Bus hat Berufspendler Frank Sieg am Fahrstil der Leute am Steuer nichts auszusetzen. Eva Verbeek weiß aber, dass jede Busfahrt eine Gefahr birgt, wenn sie stehen muss und sich nicht festhalten kann. Beide fahren täglich mit dem Bus und sind sich einig: „Man müsste in Stoßzeiten die Busfrequenz erhöhen.“ Dann stünde man nicht so eng beieinander und führe sicherer. Und es gäbe für die SPD keinen Grund, zu dieser Thematik eine Große Anfrage für die Bezirksvertretung Hardtberg zu stellen.

Die Fraktion will wissen, wie oft es in Bussen und an Bushaltestellen zu „Personenschäden“ kommt, was das kostet und wie man die Situation zu verbessern gedenkt. Der Anlass: Die Zahl der Klagen über den „ruppigen“ Fahrstil einiger Busfahrer sei in den vergangenen zwei Jahren angestiegen. „Vor allem ältere Menschen haben da Probleme“, sagt Dominik Loosen.

Einige Fahrer seien schon sehr schnell unterwegs, findet Joachim Möhle, der viel mit dem Bus fährt. „Die rasen auf die Ampel zu und bremsen dann scharf ab“, sagt der 68-Jährige. Auch Margot Theisen findet die Fahrweise manchmal sehr ruppig. „Man muss sich halt festhalten.“ Die beiden sind sich einig: „Es gibt große Unterschiede bei den Busfahrern.“

Die Stadtwerke Bonn haben auf die Große Anfrage mit einer Stellungnahme reagiert. Man führe keine Statistik über Unfälle, die durch das Fahrverhalten der Busfahrer entstünden, heißt es darin. Die Fahrer müssten sich in ihrem Fahrstil an gesetzliche Vorgaben und Regelungen halten. Wenn aber ein Schulkind auf einem Fahrrad vor dem Bus falsch abbiege, müsse ein Busfahrer natürlich in die Eisen steigen, sagt SWB-Pressesprecherin Veronika John.

Der Fahrer trage Verantwortung für die Sicherheit der Fahrgäste, das solle er entsprechend kommunizieren und dabei freundlich sein. „Fahrlässige, gefährliche Fahrweise oder Nichteinhaltung der Richtlinien bei Unfällen aus Gründen von Zeitdruck akzeptiert unser Unternehmen nicht“, schreiben die SWB in der Stellungnahme. „Die Sicherheit der Fahrgäste und anderer Verkehrsteilnehmer hat einen absoluten Vorrang vor jeglicher Einhaltung des Fahrplans.“

Was aber bedeutet „Sicherheit der Fahrgäste“ für einen Busfahrer? Etwa im Fall der Schlägerei in einem Bus in Pützchen, die sich im griechischen Imbiss fortsetzte (der GA berichtete). Die Videokamera hatte aufgezeichnet, dass eine Passagierin von einer anderen getreten und angepöbelt wurde.

Der Fahrer hatte angeblich nichts bemerkt und laut John widersprüchliche Aussagen von Fahrgästen erhalten. Hätte er die Sache mitbekommen, hätte er sofort die Verkehrsleitstelle anfunken müssen. Das gelte auch für Unfälle im oder durch den Bus. Die Leitstelle ordere dann den Krankenwagen oder alarmiere die Polizei.

Ob es die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG) im Fall, der sich am 17. Dezember ereignet hat, ähnlich hält, war nicht zu erfahren: Ein Busfahrer hatte eine Jugendliche weggeschickt, die aus ihrem Handy die Hilfeschreie ihrer kurz zuvor aus demselben Bus ausgestiegenen Freundin hörte. Es war schließlich ein anderer Fahrgast, der dem Mädchen half, die überfallene Freundin zu suchen (der GA berichtete). Weil es sich um ein schwebendes Verfahren handele, wolle man kein Statement abgeben, so die RSVG.

„Wir wissen, dass das ein Berufsalltag mit vielen Herausforderungen ist“, sagt John. Auch Vielfahrerin Margot Dreck, 78 Jahre alt, bricht eine Lanze für die Fahrer: „Man kann nicht immer nur auf den Busfahrer schimpfen.“

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