Beethoven Jubiläumsjahr 2020 Der Countdown läuft

Meinung · Vor zehn Jahren wurde es zum ersten Mal richtig ernst mit der „Marke Beethoven“ in Bonn. Die damalige Oberbürgermeisterin versprach 2006, „Beethoven in den Mittelpunkt der Kulturentwicklung zu stellen“.

Davon erhoffte sich Bärbel Dieckmann unter anderem identitätsstiftende Impulse für die ehemalige Bundeshauptstadt. Eine ehrgeizige Manifestation dieser Idee wäre ein Beethoven-Festspielhaus gewesen: ein spektakuläres Geschenk zum 250. Geburtstag Beethovens 2020.

Daraus ist bekanntlich nichts geworden. Doch der Termin naht, und die Welt schaut auf die Stadt, in der Ludwig van Beethoven 1770 geboren wurde. Vieles, hieß es jetzt in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, deute darauf hin, dass Bonn sich mit den Ende 2019 beginnenden Feierlichkeiten schwertue: „Noch bleiben dreieinhalb Jahre. Die Uhr läuft.“

Der Countdown hat längst begonnen, und kaum etwas bewegt sich – das war eine in Bonn und der Region verbreitete, im Spätsommer 2015 auch im General-Anzeiger gespiegelte Einschätzung. Seit gestern weiß man: Die Dinge sind in Bewegung. Eine aufs Jahr 2020 gerichtete Initiative aus Kulturinstitutionen, aus Stadt, Kreis, Land und Bund hat die organisatorischen Voraussetzungen geschaffen, um Beethoven ein angemessenes Fest auszurichten. Jetzt soll Beethoven sogar zur „kulturellen Weltmarke“ promoviert werden. Dazu ist ein Logo mit internationalem Anspruch entstanden. Es beruht auf einer Signatur des Komponisten und lässt gewiss niemanden gleichgültig. Wir können uns auf eine muntere Logo-Debatte einrichten.

Der Charme der Beethoven Jubiläums Gesellschaft mit Sitz in Bonn liegt darin, dass zentralistisch und nicht föderalistisch gedacht und gestaltet wurde. Einer muss entscheiden, wofür welche Mittel eingesetzt werden sollen. Nur so lässt sich die nationale Aufgabe Beethoven 2020 vorzeigbar verwirklichen. Malte Boecker, Direktor des Beethoven-Hauses, hat darauf hingewiesen, dass 2020 Konventionen sprengen müsse. Vorbild des Verfahrens: Beethoven, der radikale Künstler. Die historische Perspektive sei nichts ohne den Blick nach vorn, betonte Boecker: „Von der Vergangenheit sprechen lohnt nur, wenn sie sich auch auf Gegenwart und Zukunft beziehen lässt. Alles andere bleibt ritualisierter Festtags-Aktionismus, der über eine beziehungslose Verehrung nicht hinausreicht.“

Den Worten müssen nun Taten, Ideen, Programme und Personalien folgen. Es stimmt schon, Beethovens Werk, in dem sich der Wille zu gesellschaftlicher Veränderung artikuliert und soziale Utopien Gestalt annehmen, führt uns zu zentralen Identiäts- und Zukunftsthemen unserer Gesellschaft. Dies auf plausible Art darzustellen, ist Aufgabe des gesamten Beethoven-2020-Teams. Das ist leichter gesagt als realisiert. Immerhin, die Struktur steht. Sie schafft den Rahmen, der sich bis 2019 erfolgreich mit Inhalt füllen muss.

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