Botanischer Garten Der Champion ist sechs Busse hoch

BONN · Sie ist 21,2 Meter hoch, soviel wie sechs Busse übereinander gestapelt. Ihr Taillenumfang misst 1,18 Meter an der dicksten Stelle. Ein wirklich starker Baum. Ab morgen trägt die Tempelkiefer im Botanischen Garten der Uni Bonn offiziell den Namen "Rekordbaum" oder international "Champion Tree". Als solche wird sie am Donnerstag von der Dendrologischen Gesellschaft (DDG) und der Gesellschaft Deutsches Arboretum (GDA) ausgezeichnet. Zu Recht: Die Kiefer ist mindestens in Deutschland, vermutlich sogar in ganz Europa, die stärkste ihrer Art.

 Groß, stark, bunt: Die Bonner Tempelkiefer. Repro: GA

Groß, stark, bunt: Die Bonner Tempelkiefer. Repro: GA

Dendrologie ist die Lehre von Bäumen und Gehölzen, Arboretum heißt eine Baum- oder Gehölzsammlung, wie sie in jedem Botanischen Garten zu finden ist. Die Mitglieder der Dendrologischen Gesellschaft zeichnen jedes Jahr die bundesweit stärksten Bäume aus - wie viele Rekordbäume es in Nordrhein-Westfalen oder Bonn gibt, lässt sich unter www.championtrees.de nachzählen.

Allein im Botanischen Garten könnte die Gesellschaft 17 Auszeichnungen loswerden: "Wir haben hier viele besonders starke Bäume", sagt Dr. Wolfram Lobin, Wissenschaftlicher Leiter des Bonner Gartens. Und unter ihnen ist Pinus bungeana, wie die Tempelkiefer für Wissenschaftler heißt, laut Lobin "nicht der schönste - der steht fünf Meter weiter, eine kaukasische Zelkovie".

Schön ist die Tempelkiefer aber auch - vor allem ihr Stamm: rot, grün, gelb, silbrig scheckt er sich, und je älter der Baum, desto bunter treibt es die Rinde. 103 Jahre ist die Bonner Tempelkiefer alt - als sie gepflanzt wurde, trugen Frauen noch Korsetts.

In ihrer Heimat China werden Bäume ihrer Art bis zu 30 Meter hoch. Gern pflanzt man sie dort in Tempelanlagen, so entstand der deutsche Name Tempelkiefer. In Bonn verdankt die Rekord-Kiefer ihre Größe zu einem guten Teil ihrer direkten Nachbarin, einer Gelbkiefer (Lobin: "Ein eher ordinärer Baum"), in deren Schutz sie auch Stürmen trotzen konnte. Dass sie überhaupt gedieh in Bonn, ging in die Wissenschaft ein: "Erst durch diesen Baum in Bonn zeigte sich, dass Tempelkiefern winterhart sind."

Die Rekordbaum-Auszeichnung erhält die Tempelkiefer an einem perfekt passenden Tag: dem internationalen Tag des Baumes. Erstmals in Deutschland begangen am 25. April 1952 - und zwar in Bonn. Damals pflanzte Bundespräsident Theodor Heuss medienwirksam im Hofgarten einen Ahorn.

Im Botanischen Garten werden Auszeichnung und Tag des Baumes mit einer speziellen Führung durch das Arboretum gewürdigt. Dabei können sich die Teilnehmer dann die anderen Rekordbäume zeigen lassen. Und weitere Bäume entdecken. Den Schlafbaum zum Beispiel, dessen Blätter sich nachts in einer "Schlafhaltung" falten. Oder die Stinkesche, die in ihrer Heimat "wohlriechend" genannt wird. Oder den Fieberbaum, aus dessen Rinde ein fiebersenkendes Mittel hergestellt wird.

Führung zu Rekordbäumen:

Die Tempelkiefer wird am morgigen Donnerstag um 11 Uhr im Botanischen Garten Bonn, Meckenheimer Allee 171, ausgezeichnet. Die Veranstaltung ist ebenso wie die anschließende Führung zu den weiteren Rekordbäumen im Garten öffentlich. Geöffnet sind die Botanischen Gärten täglich außer samstags von 10 bis 18 Uhr. Weitere Informationen auf www.botgart.uni-bonn.de.

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