Überraschende Entwicklung Wird die Bonner Oper unter Denkmalschutz gestellt?

Bonn · Das LVR-Amt für Denkmalpflege prüft auf Initiative der Bonner Stadtverwaltung, ob das 1965 eröffnete Gebäude den Schutzstatus erhalten soll. Die Alternativ: ein Neubau.

„Die Untere Denkmalbehörde hat uns um fachliche Bewertung auf Grundlage des Denkmalgesetzes gebeten“, erklärte LVR-Referent Oliver Meys auf GA-Nachfrage. Es werde in Kürze ein Termin in der Oper organisiert. Für die meisten Ratspolitiker, die am Donnerstag über die Zukunft des Operngebäudes entscheiden, kommt diese Entwicklung mehr als überraschend.

Das Prüfverfahren stehe noch am Anfang, da der Brief aus Bonn erst im Oktober eingetroffen sei, so Meys. Zu den Aspekten, die berücksichtigt würden, gehöre neben der architekturhistorischen Bedeutung des Hauses auch der geschichtliche Kontext als Theater der ehemaligen Bundeshauptstadt. Sollte das LVR-Amt den Denkmalschutz empfehlen, gibt es mehrere Möglichkeiten: Die Stadt kann die Oper von sich aus in die Denkmalliste aufnehmen. Oder das LVR-Amt stellt einen Antrag an die Stadt. Folgt die Kommune dem nicht, kann das LVR-Amt die Bezirksregierung Köln als Obere Denkmalbehörde einschalten – so läuft es im Fall der Rheinaue, die gegen den Willen Bonns unter Schutz gestellt werden soll.

Die Stadtverwaltung schlägt eine millionenschwere Instandsetzung von Oper und Kammerspielen vor (siehe „Beschlussvorlage...“). Von einem offiziellen Denkmal-Verfahren wisse man nichts, erklärte das Presseamt. Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann: „Der LVR hat die Stadt informiert, dass zu diesem Thema vor kurzem eine Anfrage eingegangen sei. Darauf wurde der LVR gebeten, die Untere Denkmalbehörde über die Ergebnisse einer möglichen denkmalfachlichen Einschätzung des LVR zu informieren.“ Oberbürgermeister Ashok Sridharan sei in den Vorgang nicht eingebunden.

Grüne sind gegen Neubau

Die Grünen sehen sich in ihrer Haltung bestärkt, das Opernhaus vor einem Abriss zu bewahren. „Die Denkmalschutzprüfung ist folgerichtig“, sagte Fraktionssprecher Hartwig Lohmeyer. Seine Fraktion wird den Prüfauftrag zu einem möglichen Neubau der Oper, den die Koalitionspartner CDU und FDP durchbringen wollen, nicht unterstützen. „Der Abriss des markanten Gebäudes und die Verwertung des Grundstückes mit dem Ziel der Gewinnmaximierung, um einen Beitrag für den Bau eines Mehrspartenhauses in Bad Godesberg zu erwirtschaften, geht in die falsche Richtung“, betonte Lohmeyer. Die Grünen beantragen stattdessen eine Instandsetzungsplanung, die den Betrieb von Oper und Kammerspielen für die nächsten zehn Jahre sicherstellt.

CDU und FDP wollen dagegen, dass die Stadt als Alternative zur Sanierung einen Neubau prüft – und zwar sowohl am bisherigen Standort als auch im Godesberger Stadtpark anstelle der dann abzureißenden, denkmalgeschützten Stadthalle. An beiden Orten soll ein Zwei-Sparten-Haus für Oper und Schauspiel geprüft werden. Das Grundstück am Erzbergerufer neben der Beethovenhalle ist nicht mehr im Gespräch, weil es zu teuer wäre, die laufende Ausschreibung für ein neues Hotel zu stoppen. „Uns ist wichtig, dass die Prüfergebnisse bis Sommer 2018 vorliegen“, sagte FDP-Fraktionschef Werner Hümmrich.

Dass die Stadtverwaltung erst mit dem LVR-Amt für Denkmalpflege Kontakt aufnahm, nachdem die CDU diese Pläne öffentlich gemacht hatte, stimmt den Fraktionsvorsitzenden Klaus-Peter Gilles „nachdenklich“. Am Prüfauftrag halte man fest: „Ein möglicher Denkmalschutz, sofern er überhaupt eintreten sollte, würde sowohl für Sanierung als auch Neubau gelten“, unterstrich Gilles. Auch SPD-Fraktionschefin Bärbel Richter wundert sich über den Zeitpunkt des Denkmalverfahrens: „Das hätte man schon vor Jahren prüfen können“, sagte sie. Ihre Partei hatte im September erfolglos beantragt, einen Zwei-Sparten-Neubau am bisherigen Opernstandort zu prüfen. Wie die Genossen jetzt im Rat abstimmen, ist noch unklar. Laut Richter wollte die Fraktion eine Dialogveranstaltung mit Bürgern abwarten, zu der die SPD am Mittwochabend ins Münster-Carré eingeladen hatte.

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