Umstrittenes Gesetz Datenschutz stellt viele Vereine vor Probleme

Bonn · Die Verunsicherung über die neue EU-Grundverordnung ist groß. Die Folge: Einige Homepages lokaler Vereine sind offline. Der General-Anzeiger hat sich bei einigen Bonner Vereinen umgehört, was sich bei ihnen seit dem 25. Mai verändert hat.

So manche Bonner Vereinshomepage ist dieser Tage nicht in Betrieb, weil sie überarbeitet wird. Die Ursache könnte die neue Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU sein. Ob sie wirklich mehr Datensicherheit im Internet bringt, muss sich erst noch zeigen, aber eines steht schon fest: Den Vereinen bringt sie einen Haufen Arbeit und viel Verunsicherung.

Bei den Sebastianusschützen von Pützchen, deren Internetpräsenz derzeit ebenfalls überarbeitet wird – was laut dem ersten Brudermeister Willi Wester aber mit der Verordnung nichts zu tun hat –, ist man deshalb froh, dass der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften Hilfestellung gibt. Der Bundesverband stelle zum Beispiel Mustertexte zur Verfügung, so Wester. „Wir hoffen, dass das mit gebremstem Schaum über die Bühne geht“, sagte er.

Homepage und Facebook-Auftritt

Die Ippendorfer Schützen haben Pressesprecherin Nicole Berresheim zufolge Homepage und Facebook-Auftritt schon durchforstet und alles sicher gemacht. Jedes Mitglied müsse kontaktiert werden, man brauche Unterschriften dafür, dass Daten – dazu gehören auch Bilder – veröffentlicht werden dürfen. Ihrer Meinung nach macht die DSGVO Vereinen wie ihrem das Leben schwer, etwa in der Jugendarbeit. „Die Tradition bleibt auf der Strecke“, so Berresheim. „Aber da müssen wir durch.“

Und zwar am besten ganz entspannt. „Hektik ist kein guter Ratgeber in diesen Sachen“, sagt Roman Wagner, stellvertretender Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft Wiesse Müüs. Der Verein überarbeitet seine Homepage, bezüglich der Rechtssicherheit gebe es dabei Vieles zu berücksichtigen, vor allem wegen der Bilder und des Onlineticket-Portals für die Veranstaltungen der KG. „Das ist ein heißes Thema.“ Der Festausschuss Bonner Karneval gebe Hilfestellungen. Angst vor Post von Abmahnanwälten hat er nicht. „Die sind halt lästig“, so Wagner, der selbst Anwalt ist.

Für die Wiesse Müüs kommt voraussichtlich noch eine Neuerung der Verordnung zum Tragen. Da mindestens zehn Leute mit der Verarbeitung von Daten befasst seien, brauche die KG einen Datenschutzbeauftragten, so Wagner. Eine Angelegenheit, um die der Stadtsportbund (SSB) herumkommt. Der hat laut Geschäftsführer Bernd Seibert nur fünf Mitarbeiter, die sich mit Mitgliederdaten beschäftigen können. „Der Vorstand zählt nicht dazu.“

Hoffen auf Nachbesserung

Aber die Sportler haben auch so genug Arbeit mit der DSGVO. Zum Beispiel bewirbt man ja Sport im Park auf der Homepage, da muss jetzt geklärt werden, wie es mit der Bebilderung funktioniert. Eigentlich müsste jeder, der darauf abgebildet ist, sein Einverständnis geben. Und reicht es noch auf Eintrittskarten zu Sportevents darauf hinzuweisen, dass man fotografiert werden könnte? Die Vereine seien verunsichert, das habe er bei den Infoveranstaltungen zur Verordnung gemerkt. Bei einer tauchten Vertreter von 70 Bonner Sportvereinen auf, der SSB plant noch eine weitere, ein Seminar mit Begrenzung auf 25 Teilnehmer war schnell ausgebucht.

Keine Frage: „Der Schutz der Daten ist ein wichtiges Anliegen“, sagt Seibert. „Aber trotzdem muss man die Verhältnismäßigkeit waren.“ Auch die Verunsicherung müsse ernstgenommen werden. Seibert hofft, dass bei der neuen Datenschutz-Grundverordnung in einigen Bereichen noch nachgebessert wird.

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