Elektrifizierung und Fahrtzeiten Das sind die Pläne für die S 23 und RB 30

Rhein-Sieg-Kreis/Bonn · Politiker aus Bonn und der Region haben zwei Forderungen aufgestellt: Die S 23 soll alsbald elektrifiziert, das Angebot auf der RB 30 nicht eingeschränkt werden. Viele Fragen bleiben offen.

 Noch mit Diesel betrieben: Ein Zug der S 23 auf dem Weg nach Bonn.

Noch mit Diesel betrieben: Ein Zug der S 23 auf dem Weg nach Bonn.

Foto: Vogel

Es war die größtmögliche Koalition, die am Donnerstag die schnellstmögliche Elektrifizierung der Voreifelstrecke gefordert hat. In einer gemeinsamen Ausschusssitzung im Beueler Rathaus haben die Planungs- und Verkehrspolitiker aus dem Rhein-Sieg-Kreis und Bonn untermauert, dass auf der Bahnstrecke so bald wie möglich E-Loks fahren sollen. Bislang verkehren die Züge der S 23 zwischen Bonn, Alfter, Meckenheim, Rheinbach, Swisttal und Euskirchen bekanntlich mit Dieselfahrzeugen.

Nun soll nach dem Willen der Politiker alles unternommen werden, dass die E-Loks möglichst früh auf die Strecke kommen und nicht erst nach dem Ende des Dieselvertrags zwischen dem Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) und der Bahntochter DB Regio NRW im Jahr 2033. Stadtrat und Kreistag müssen die Forderung in ihren nächsten Sitzungen noch absegnen. Hervorgegangen ist diese aus einer Initiative von CDU, Grünen, FDP und SPD aus Bonn und dem Kreis.

Wie berichtet, hatten Mitarbeiter des Düsseldorfer Ingenieurbüros Spiekermann jüngst im Planungs- und Verkehrsausschuss des Kreises Euskirchen – auch hier fährt die S 23 durch – die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Elektrifizierung vorgestellt. Zusammengefasst meinen die Experten, dass das Vorhaben zwar teuer, aber volkswirtschaftlich absolut sinnvoll ist. Ebenso könne durch den Einsatz der E-Züge der ursprünglich geplante Fahrplan auch wirklich gefahren werden.

Nach Aufnahme des Betriebs im Dezember 2013 durch die DB Regio NRW sei es zu „völlig chaotischen Zuständen“ auf der Strecke gekommen, kritisierte Rolf Beu (Grüne), Vorsitzender des Bonner Planungsausschusses, in der Sitzung am Donnerstagabend. Oliver Krauß, Verkehrsexperte der CDU-Kreistagsfraktion, betonte, dass es wichtig sei, ein gemeinsames Zeichen zu setzen.

Forderung stößt auf offene Ohren

Mit ihren Forderungen stoßen die Politiker aus der Region beim NVR auf offene Ohren. Klar sei man für eine vorzeitige Elektrifizierung der Voreifelstrecke, sagte NVR-Geschäftsführer Norbert Reinkober auf GA-Anfrage. Zugleich machte er deutlich, dass dabei nicht nur volkswirtschaftliche und ingenieurstechnische Fragen eine Rolle spielten, sondern auch vergaberechtliche.

Schließlich läuft der bestehende Vertrag mit DB Regio NRW noch bis 2033 – und in der Ausschreibung der Leistung, wofür letztlich die Bahn den Zuschlag erhielt, ging es um den Betrieb der Strecke mit Dieselzügen. „Allen ist bewusst, dass das sauber abgearbeitet werden muss“, so Reinkober. Zu rechtlichen Details wollte er sich weiter nicht äußern, betonte aber, dass die Vergabefragen „sauber geprüft“ würden – ebenso wie die Frage, was die Bahn mit den Dieselfahrzeugen tun könnte, die auf der elektrifizierten Strecke nicht mehr benötigt würden.

Wie Reinkober weiter ausführte, seien die eigentlichen Bauarbeiten zur Elektrifizierung nicht der entscheidende Faktor, was den zeitlichen Rahmen betreffe. Sehr viel Zeit beanspruchten die Planungs- und Genehmigungsverfahren. Nach weiteren Angaben des NVR soll es keine zeitliche Verzögerung der Elektrifizierung etwa durch die Idee, die S 23 bis Mehlem zu verlängern, geben.

Teilprojekte für die Strecke sollten schnellstmöglich realisiert werden, hieß es. Die Kosten für die Elektrifizierung werden von den Gutachtern auf rund 50 Millionen Euro taxiert. Bereits vor geraumer Zeit hatte Grünen-Politiker Beu auf ein neues Förderprogramm des Landes dafür hingewiesen. Auch dieses wurde durch die Politik jetzt aufgegriffen.

Förderung durch Bund möglich

Reinkober zufolge ziehe hier aber auch das Gesetz über Finanzhilfen des Bundes zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden, sodass der Bund 60 Prozent der Kosten übernehmen würde. Apropos Gutachter: Deren Arbeit ist noch nicht beendet. Zwar wurden im Planungsausschuss des Kreises Euskirchen jüngst die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Elektrifizierung als Abschlusspräsentation vorgestellt.

Laut Reinkober müssen die Experten aber noch ein neues Berechnungsmodell des Bundes zur Wirtschaftlichkeit des Vorhabens anwenden. Beim NVR geht man aber nicht davon aus, dass dadurch andere Ergebnisse als die bisher guten herauskommen.

Bahnsprecherin Kirsten Verbeek sagte auf GA-Anfrage, dass die Bahn Elektrifizierungen grundsätzlich positiv gegenüberstehe. Zur konkreten vorzeitigen Elektrifizierung der Voreifelstrecke könne man aktuell nichts sagen, würde aber „lösungsorientierte Gespräche“ führen.

Heftige Kritik an den Plänen für die RB30

Mit heftiger Kritik haben die Planungs- und Verkehrspolitiker in ihrer gemeinsamen Sitzung wiederum auf die Pläne der Bahn für die RB 30 (Bonn-Remagen-Ahrbrück) reagiert. Wie berichtet, will die Bahn die Verbindung ausdünnen, um mehr Kapazitäten für Güterzüge auf der linksrheinischen Bahnstrecke zwischen Hürth-Kalscheuren und Remagen zu haben. Bereits vor einiger Zeit hatte die Bahn gegenüber dem Eisenbahnbundesamt sowie der Bundesnetzagentur die Strecke für überlastet erklärt.

Unter anderem mit der Reduzierung des Angebots auf der RB 30 will die Bahn dem entgegenwirken. Konkret geplant ist, dass die Ahrtalbahn zwischen Remagen und Bonn montags bis freitags nur noch zwischen 5.30 und 9.30 Uhr sowie zwischen 15.30 und 19 Uhr verkehren soll. Demnach wären Umstiege in Remagen nötig.

Diesem Ansinnen haben die Politiker aus Stadt und Kreis auf ihrer gemeinsamen Ausschusssitzung im Beueler Rathaus eine klare Absage erteilt. Auf Initiative von CDU, Grünen, FDP und SPD aus Bonn und dem Kreis wurde eine Resolution zum Erhalt der Fahrtzeiten beschlossen. Die Politiker fordern alle Verantwortlichen auf, die Reduzierung auf der RB 30 nicht umzusetzen und die überlastete Strecke auszubauen.

Auch diese einstimmig beschlossene Resolution muss noch vom Bonner Stadtrat und dem Kreistag in ihren nächsten Sitzungen bestätigt werden. Derweil erhalten die Kommunalpolitiker Unterstützung aus Berlin. In einem Brief an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) appellieren die SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles und Bonns SPD-Bundestagsabgeordneter Ulrich Kelber, keine weiteren Verbindungen des Personenverkehrs zu kürzen.

Ebenso haben sie beim Vorstand der DB Netz AG hinterlegt, dass der regionale Personenverkehr in einer der am dichtest besiedelten Regionen Deutschlands im Interesse der vielen Pendler abgesichert werden müsse.

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