Kläranlagen Das passiert mit giftigem Abwasser in Bonn

Bonn · Das Bonner Schmutzwasser wird aufwendig gereinigt. In vielen Regionen der Welt ist das so hingegen nicht üblich.

Die Vereinten Nationen formulieren es drastisch: „Toiletten retten Leben.“ Gilt das WC hierzulande als alltägliche Einrichtung, ist es in anderen Regionen der Erde noch weit davon entfernt. Rund 4,5 Milliarden Menschen haben keine eigene Toilette im Haushalt. In den Zielen für Entwicklungsländer ist deshalb festgeschrieben, bis 2030 für jeden eine sanitäre Anlage in nächster Nähe zu haben. Denn Fäkalien und Abwasser beinhalten unzählige Krankheitserreger. Laut einer Studie der UN fließen 80 Prozent des weltweit durch die Gesellschaft produzierten Schmutzwassers unbehandelt in offene Gewässer zurück. Durch eine sichere Trinkwasserversorgung und die Trennung von Abwasser könnten jährlich mehr als 840.000 Tote vermieden werden.

Um dieses Abwasserproblem zu lösen, machten sich schon die Architekten in frühen Hochkulturen Gedanken. Die Römer hatten in vielen ihrer Städte – wie in der Bonner Römerstraße – ein fortschrittliches Kanalsystem. Das schmutzige Wasser war damals wie heute ein Baktieren- und Seuchenherd. Im Mittelalter sorgte unter anderem das Auskippen von Fäkalien auf offenen Straße dafür, dass sich Krankheiten rasant ausbreiten konnten.

Vier Kläranlagen in Bonn

Aber nicht nur aus hygienischen Gründen ist die Entsorgung von Abwasser wichtig. Die Reinigung ist auch deshalb notwendig, damit die Umwelt nicht zu stark belastet wird. Nährstoffe wie Ammonium, Nitrat und Phosphate würden ohne eine gründliche Klärung in Flüssen und Seen zu einer Überdüngung führen. Das wiederum hätte ein explosionsartiges Wachstum von Algen zur Folge.

Damit so etwas nicht passiert, halten vier Kläranlagen in Graurheindorf, Bad Godesberg, Beuel und Duisdorf das Bonner Wasser sauber. Sie alle funktionieren nach demselben Prinzip, wie Betriebsleiter Achim Höcherl erklärt. Durch eine mechanische, biologische und chemische Reinigung wird das Abwasser aufbereitet. Dabei fließt das Schmutzwasser zunächst durch ein Sieb, das grobe Stoffe filtert.

Es folgen ein Sandfang und ein Vorklärbecken, in dem feine organische Stoffe entfernt werden. Bakterien und andere Mikroorganismen bauen organische Stoffe ab. Das passiert bei der biologischen Reinigung im Belebungsbecken. Im Nachklärbecken wird der entstandene Schlamm vom Abwasser getrennt. Chemische Reaktionen entfernen Phosphor, Schwermetalle und Salze. Der verbleibende, nicht weiter abbaubare Klärschlamm aller vier Kläranlagen landet in der Verbrennungsanlage am Salierweg.

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