Behörden in Bonn Das macht die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung

Bonn · Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung wächst in den kommenden Jahren von 150 auf bis zu 900 Mitarbeiter. Ihren Sitz hat sie auf dem Hardtberg in Bonn. Noch: Der Umzug an den Probsthof steht schon an.

Im Sommer 2018 konnten Frachtschiffe den Bonner Hafen monatelang nur mit stark verringerter Ladung erreichen.

Im Sommer 2018 konnten Frachtschiffe den Bonner Hafen monatelang nur mit stark verringerter Ladung erreichen.

Foto: Martin Wein

Auf dem Hardtberg – und damit ziemlich weit weg vom Rhein – hat die Generaldirektion der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (GDWS) ihren Sitz. Ein altes Leuchtzeichen im Foyer und maritime Bilder in manchem Büro machen deutlich, dass hier im Trockenen an der Infrastruktur für den Schiffsverkehr auf See und den Flüssen gearbeitet wird. Doch dabei wird es nicht bleiben. Für weitere Mitarbeiter ist im Gebäude an der Ulrich-von-Hassell-Straße kein Platz.

Die neue Mittelbehörde, die bei ihrer Gründung 2013 aus Norddeutschland als „Briefkastenfirma“ des damaligen Bundesverkehrsministers Peter Ramsauer verspottet wurde, soll in den kommenden Jahren in Bonn kräftig wachsen – von aktuell 150 auf dann 700 bis 900 Mitarbeiter. Derzeit werden die Aufgaben der sieben früheren Direktionen in Aurich, Hannover, Kiel, Magdeburg, Mainz Münster und Würzburg sukzessiv und sozialverträglich nach Bonn verlagert. Mitarbeiter können dazu in die neue Zentrale wechseln. Durch Ausscheiden frei werdende Stellen werden in Bonn neu besetzt. In der zweiten Jahreshälfte steht deshalb der Umzug an den Probsthof in ein früher von der Telekom genutztes Gebäude an.

Was sind die Hauptaufgaben?

Die GDWS kümmert sich im Auftrag des Bundes um alle nennenswerten bundeseigenen Wasserstraßen zwischen Flensburg und Passau mit einer Gesamtlänge von 7300 Kilometern. Dazu gehören die Bauunterhaltung und Verkehrsregelungen ebenso wie die Steuerung und Überwachung des Schiffsverkehrs. Außerdem gewinnen der Erhalt und die Verbesserung der ökologischen Qualität der Flüsse sowie deren Freizeitnutzung zunehmend an Bedeutung. Auch die Zufahrten zu den Seehäfen gehören zum Aufgabengebiet. Diese müssen etwa betonnt (ein Fahrwasser durch Seezeichen kennzeichnen) und überwacht werden. Die Arbeit vor Ort erledigen 39 Wasser- und Schifffahrtsämter von Tönning bis Passau mit insgesamt 11.000 Beschäftigten. Diese werden derzeit zu 17 Ämtern fusioniert, um für Schiffsführer die Zahl der Ansprechpartner auf einer Route zu verringern.

Warum und für wen ist diese Arbeit wichtig?

Gründungspräsident Hans-Heinrich Witte hat Zahlen: „70 Prozent des Güterverkehrs in Nordrhein-Westfalen finden auf dem Rhein statt“, sagt er. Auf dem Niederrhein sind das 150 Millionen Tonnen im Jahr, auf dem Mittelrhein noch 60 Millionen. Die Auswirkungen von Einschränkungen des Schiffsverkehrs auf die Stahl- oder Chemieindustrie wurden beim Niedrigwasser im vergangenen Sommer deutlich, als es zu Rohstoffengpässen kam. „Bus und Bahn können den Rhein als Verkehrsweg nicht ersetzen“, sagt Witte. Und ähnlich sehe es mit Weser, Elbe oder Donau aus. Damit Deutschlands Wirtschaft im Flussbleibe, seien die Wasserstraßen unerlässlich.

Niedrigwasser am Rhein

Wo liegen aktuelle Schwerpunkte?

Vor allem die Infrastruktur muss nach Jahren des Sparens instand gesetzt werden. Eine Bestandsaufnahme war nach Gründung der GDWS die erste Aufgabe. „Unsere Bauwerke sind teilweise älter als 100 Jahre und funktionieren immer noch mit derselben Technik“, sagt Witte. Ein besonders markantes Beispiel sei der Nord-Ostsee-Kanal vor allem mit der Schleuse in Brunsbüttel. „Auch viele Wehranlagen in ähnlichem Alter müssen dringend ersetzt werden.“ Witte nennt beispielsweise die Eingangsschleuse in die Mosel bei Koblenz, an der mit Hochdruck gearbeitet werde. Hinzu komme der nötige Ausbau etwa der Außenelbe oder Außenweser, um die Verkehrsströme der Zukunft überhaupt bewältigen zu können. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Digitalisierung der Binnenschifffahrt. So sollen Schiffern alle Informationen für ihre Touren digital zur Verfügung gestellt werden, um damit eine optimale Auslastung zu ermöglichen. Um die Schadstoffbelastung zu senken, würden Landstromanschlüsse an Liegestellen installiert. Eigene kleine Schiffe würden auf Elektroantrieb umgestellt.

Warum sitzt die Institution in Bonn?

„Das war eine politische Entscheidung, kein Teil des Bonn-Berlin-Ausgleichs“, sagt Witte. Die Lage der Stadt auf halbem Weg vom Bodensee zur Nordsee an der bedeutendsten Binnenwasserstraße Europas mache den Standort naheliegend.

Wie zufrieden ist sie mit dem Standort?

„Wir wurden hier sehr herzlich aufgenommen“, sagt Witte, der aus Kiel in die Stadt kam. Passend zur GDWS ist die Abteilung Wasserstraßen im Bundesverkehrsministerium in Bonn geblieben. Das schaffe Synergien. Auch die Anbindung ans politische Zentrum in Berlin sei von Bonn aus einfacher als von mancher der früheren Direktionen aus. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum macht Witte angesichts des geplanten Personalaufwuchses etwas Sorgen. Er sagt: „Allerdings haben Sie das in anderen attraktiven Städten ja auch“.

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