Funknetz muss nachgerüstet werden Das Wlan im WCCB kostete 2,1 Millionen Euro

Bonn · Berliner Firma hatte den Auftrag, im gesamten Bonner Kongresszentrum eine „moderne IT-Infrastruktur“ zu schaffen. Stadt und Firma äußern sich nicht.

Der Bericht im General-Anzeiger vor wenigen Tagen über die anstehende Ertüchtigung des Wlan-Netzes im World Conference Center Bonn (WCCB) – also im erst vor zwei Jahren eröffneten neuen Kongressaal sowie dem durch einen unterirdischen Flur angebundenen alten Plenarsaal gegenüber – hat aufmerksame Leser aus dem Stadthaus auf den Plan gerufen. Sie stellten dem GA eine nicht öffentliche Vorlage für die Ratssitzung im Februar 2015 zur Verfügung, nach der die Berliner Firma „globits“ damals den Auftrag der Erstellung einer „modernen IT-Infrastruktur“ samt Wlan-Netz im gesamten WCCB erhielt. Die Kosten: Rund 2,1 Millionen Euro.

Dieselbe Firma hatte damals auch den Service- und Wartungs- auftrag erhalten, wie aus den Unterlagen weiter hervorgeht. Und sie ist jetzt zudem, wie berichtet, per Dringlichkeitsentscheidung mit der Ertüchtigung der IT-Anlage im ganzen Haus beauftragt worden. Kosten: Rund 800.000 Euro. Als Begründung hatte die Stadtverwaltung angeführt, die gesamtem Anforderungen der Kunden, wie zum Beispiel der UN, an ein leistungsfähiges Wlan-Netz hätten sich seit Einbau des bestehenden Netzes im WCCB-Bereich wesentlich erhöht, das bisher vorhandene 2,4-GHz-Frequenzband solle deshalb um das schnellere 5-GHz-Band ergänzt werden.

Blick in den Fertigstellungsbericht

Interessanterweise klingt die Begründung für die Auftragsvergabe vor zwei Jahren ähnlich. Da heißt es: „Um den Anforderungen an ein modernes Konferenzzentrum und im speziellen den Anforderungen der UN an die Interoperabilität mit deren Technik gerecht zu werden, wird das World Conference Center mit einer modernen IT-Infrastruktur ausgestattet.“ Der Auftrag beinhaltete aber nicht nur das Wlan, sondern zudem den Einbau einer neuen Telefonanlage sowie weitere technische Installationen, etwa für eine unterbrechungsfreie Stromversorgung.

Nach der ersten großen UN-Konferenz im Juni 2015 im WCCB zeigte sich, dass das neue Wlan-Netz keineswegs ausreichte. Laut dem 11. Fertigstellungsbericht zum WCCB von August 2015 sei die Firma aber zur zügigen Mängelbeseitigung aufgefordert worden. Im 12. Fertigstellungsbericht von Oktober 2015 heißt es, ein Gutachter habe die Wlan-Anlage überprüft mit dem Ergebnis, dass bei „Sicherstellung der Nachhaltigkeit der empfohlenen Sofortmaßnahmen in Zukunft eine ausreichende Wlan-Verfügbarkeit auch bei Großveranstaltungen im WCCB erreicht werden kann“.

Ist das vielleicht ein Gewährleistungsfall?

Das war wohl eine krasse Fehleinschätzung. Eine Nachfrage an die Stadt, ob die Nachrüstung deshalb nicht ein Gewährleistungsfall sei, blieb am Mittwoch unbeantwortet. Man könne erst am Freitag eine Antwort geben, hieß es. Auch eine entsprechende GA-Anfrage an die Firma „globits“ blieb am Mittwoch unbeantwortet.

Anatol Koch von der Linksfraktion kündigte am Mittwoch an, das Thema neues Wlan für das WCCB auf die Tagesordnung der kommenden Ratsgremien setzen zu wollen. „Wir haben viele kritische Fragen dazu.“ Für Marcel Schmitt vom Bürger Bund ist die Begründung der Stadt nach wie vor nicht plausibel, zumal der Gutachter damals dem Wlan-Netz ausdrücklich eine gute Note erteilt habe.

CDU-Ratsfraktionschef Klaus Peter Gilles meinte, letztlich könne er sich nur darauf verlassen, was die Verwaltung ausgeführt habe. Mit Blick auf den Weltklimagipfel COP 23 im November, bei dem bis zu 25.000 Teilnehmer erwartet werden, sagte Gilles, es habe damals offensichtlich niemand vorausgesehen, dass eine Veranstaltung solche Dimensionen haben könne. „Jetzt ist es dringlich, die COP 23 zufriedenstellend abzuwickeln.“

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