GA-Serie Bonn baut Das Schlachthof-Gelände rottet vor sich hin

Bonn · Das Grundstück für das Westwerk Veranstaltungs- und Kompetenzzentrum an der Immenburgstraße ist noch nicht verkauft. Die Stadt hält die neue Konzerthalle weiter für ein Schlüsselprojekt.

 Der ehemalige Schlachthof steht leer: Das frische Grün verdeckt die besprühten Wände und zerschlagenen Fenster.

Der ehemalige Schlachthof steht leer: Das frische Grün verdeckt die besprühten Wände und zerschlagenen Fenster.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Fensterscheiben des Alten Schlachthofs sind komplett zerschlagen, die Wände besprüht, das Grün wuchert. Von Dornröschenschlaf kann man hier nicht sprechen – dazu ist die Zerstörungswut auf dem seit 2012 leerstehenden Gelände zu deutlich sichtbar. An vielen Stellen in Bonn herrscht Bauboom, doch das Areal an der Immenburgstraße gehört zu den offenen Baustellen der Stadt, wo sich zurzeit noch nichts tut.

Seit Februar 2016 sollte hier das Westwerk Veranstaltungs- und Kompetenzzentrum entstehen, damals schien nur noch die Unterschrift unter dem Kaufvertrag zwischen Stadt Bonn und Investorengruppe zu fehlen. „Es wird auch endlich Zeit, dass es losgeht“, sagte damals Holger Jan Schmidt, früherer R(h)einkultur-Geschäftsführer und Mitglied der Investorengruppe, dem GA.

Auf eine aktuelle GA-Nachfrage bestätigte Schmidt: „Wir sind weiterhin mit den anderen Beteiligten dabei, das Konzept für die Entwicklung des gesamten Schlachthofgeländes zu finalisieren. Das Westwerk wird das Herzstück dieses neuen Quartiers. Aber es ist eben auch Teil eines größeren Projektes und von dessen Verlauf und Planungsstand abhängig.“

Die Stadt Bonn hält das Westwerk weiterhin für ein Schlüsselprojekt für die Aufwertung des Standortes im Bonner Westen und hat laut Presseamt „weiterhin ein großes Interesse an der Ansiedlung“ auf dem Areal des Alten Schlachthofs. Der Kaufvertrag ist noch nicht unterzeichnet. „Es besteht ein intensiver Austausch mit dem Projektpartner und den betroffenen Anrainern sowie den Partnern aus der Initiative NEWest im Hinblick auf die Realisierung des Vorhabens“, teilte Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann mit.

Plan von 2016 sieht Veranstaltungszentrum vor

Die Anfang 2016 zuletzt vorgestellten Pläne sind noch aktuell. Im Veranstaltungszentrum soll eine Konzerthalle zur multifunktionalen Nutzung mit einem Hauptsaal für 1700 Stehplätze oder 900 Sitzplätze sowie ein Club-Foyer mit 600 Steh- oder 250 Sitzplätzen entstehen. Das Kompetenzzentrum mit Experten aus der Veranstaltungsbranche will darüber hinaus Dienstleistungen gemeinsam vermarkten.

Geschlachtet wird auf dem Areal schon seit gut 30 Jahren nicht mehr. Zuletzt hatten Gastronomie-Großhändler und ein Gründungszentrum der Stadt ihren Sitz in den Hallen an der Immenburgstraße. 2012 schlossen sich die benachbarten Firmen Knauber, Eaton und die Stadtwerke Bonn zur Initiative NEWest zusammen, um eigene Bauprojekte aufeinander abzustimmen und ein Gesamtkonzept für das Gebiet zu entwickeln.

2013 stellte die Gruppe um Holger Jan Schmidt der Stadt ihre ersten Pläne unter dem Arbeitstitel „Poptempel“ vor. Der Name wurde bei fortschreitender Planung in Westwerk geändert, das rund ein Drittel des Grundstücks einnehmen soll.

2015 hatte die Standortinitiative NEWest gemeinsam mit Rat und Verwaltung einen Wettbewerb „Innovationsachse NEWest“ ausgeschrieben. Der erste Preisträger, der Berliner Landschaftsarchitekt Franz Reschke, plante eine Promenade an der Immenburgstraße mit Plätzen, die der Innovationsachse einen Anfangs- und Endpunkt geben. Sie sollten zugleich Verknüpfungen „zu den künftigen Entwicklungsarealen auf dem ehemaligen Schlachthofgelände“ aufbauen.

Vorzeitiger Abriss nicht geplant

Der Realisierungswettbewerb zur Aufwertung und Umgestaltung der Immenburgstraße bilde weiterhin die Grundlage für die Planungen, bestätigte die Stadt. „Es ist angestrebt, nicht nur das Westwerk auf einem Teil des Schlachthofgeländes zu realisieren, sondern auch weitere Nutzungen im Sinne einer gewerblichen Quartiersentwicklung mit ansprechendem Städtebau entlang der Immenburgstraße“, so Hoffmann.

Ein vorzeitiger Abriss der maroden Altbauten ist derzeit nicht geplant. „Die Gebäude und ihr Umfeld sind in der Tat mittlerweile sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein Teilabbruch des Geländes, das für die Nutzung des Westwerkes in Frage kommt, ist derzeit nicht sinnvoll“, so Hoffmann. Wenn man berücksichtige, dass zeitnah die gesamte Schlachthoffläche entwickelt werden solle, sei es zielführender, „das Grundstück in Gänze zu bereinigen“.

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