Kommentar Das Mindeste

Was vor einiger Zeit noch so weit weg schien, spielt sich jetzt mehr und mehr unmittelbar vor unserer Haustür ab. Der Strom der Menschen, die aus ihrer Heimat vor Krieg, Verfolgung, Hunger und Armut flüchten, reißt nicht ab. Er schwillt vielmehr immer weiter an und schwappt in Riesenwellen in unsere Städte - selbstverständlich auch in die Stadt Bonn.

Mehr als 600 Flüchtlinge leben demnächst allein in den beiden Landeseinrichtungen in Bonn, hinzu kommen 1150 Personen, für die die Stadtverwaltung zurzeit zuständig ist. Bis Ende des Jahres rechnet sie mit bis zu 1500 Flüchtlingen.

Nicht mitgezählt sind die vielen Flüchtlinge, die bei Angehörigen, Freunden und Bekannten unterkommen konnten oder mittlerweile eine Wohnung gefunden haben. Die Flüchtlinge werden mehr und mehr einen Teil des Bonner Stadtbilds prägen, was sicher eine große Herausforderung für alle Bürger bedeutet. In humanitärer, finanzieller, gesellschaftlicher, kultureller und politischer Hinsicht.

Doch was sind die paar tausend Flüchtlinge im reichen Bonn im Vergleich zu den Hunderttausenden von Menschen, die etwa in Jordanien in Lagern kampieren müssen? Es sind vergleichsweise so wenige, dass es doch gelacht wäre, wenn wir sie in unserer Stadt nicht menschenwürdig untergebracht und gut versorgt bekämen.

Überhaupt nicht zu verstehen ist in dem Zusammenhang, warum es angesichts der Vielzahl an bundeseigenen Immobilien in Bonn so schwierig sein soll, weitere geeignete Unterkünfte für die Flüchtlinge zu finden.

Glücklicherweise ist das Verständnis für die Flüchtlinge und die Hilfsbereitschaft unter den meisten Bonnern groß. Das zeigt sich wieder einmal an der Vielzahl der Freiwilligen, die jetzt rund um die neue Notunterkunft in der Ermekeilkaserne bereitstehen, um diese Menschen willkommen zu heißen und ihnen ihren Aufenthalt einigermaßen erträglich zu gestalten. Und das ist angesichts des Elends, das sie erlebt haben, das Mindeste, was wir tun können.

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