Kirchen in Bonn Das Kreuz gemeinsam in die Hand nehmen

Bonn · Gemeinsames Besinnen und gegenseitiges Anerkennen, wie es am Samstag in der Schlosskirche zelebriert wurde, wären noch vor wenigen Jahrzehnten zwischen Katholiken und Protestanten unmöglich gewesen.

 Dekomenischer Gottesdienst in der Schloßkirche: Superintendent Eckhart Wüster und Stadtdechant Msgr. Wilfried Schumacher richten ein kreuz auf

Dekomenischer Gottesdienst in der Schloßkirche: Superintendent Eckhart Wüster und Stadtdechant Msgr. Wilfried Schumacher richten ein kreuz auf

Foto: Barbara Frommann

. Im 500. Jahr der Reformation stimmen solche Bekenntnisse, wie sie der evangelische Superintendent Eckart Wüster und der katholische Stadtdechant Wilfried Schumacher einander beim Versöhnungsgottesdienst machten, die Vertreter beider Konfessionen optimistisch: „Wir danken Gott, dass es Sie gibt und dass Sie den Namen Jesu Christi tragen.“

Jedenfalls gibt Christa Birkel die Hoffnung nicht auf: „Vielleicht gibt es eines Tages eine evangelisch-katholische Kirche“, sagte die Katholikin. Das würde auch ihrer Freundin Ute Kornatz gefallen. Die Protestantin erinnert sich an viel Zwist in der Verwandtschaft wegen der Konfessionen. Als Schülerin habe sie sich manchmal heimlich in die katholischen Schulgottesdienste geschlichen, die sie als „mystisch“ in Erinnerung hat. Und sie habe eine Schulfreundin beneidet, weil sie ihre Jugendsünden beichten durfte. „Heute bin ich heilfroh, Protestantin zu sein.“

Der Gottesdienst in der ältesten evangelischen Wirkungsstätte Bonns habe ihr „schöne Denkanstöße“ gegeben. Schumacher und Wüster stellten zusammen mit Dorothee Schwüppe, Vorsitzende des Bonner Katholikenrats, Lisa Inhoffen vom Kreissynodalvorstand des Evangelischen Kirchenkreises Bonn und Eberhard Hauschildt von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität die Gemeinsamkeiten beider Konfessionen in den Vordergrund und verurteilten die Auseinandersetzungen in der Vergangenheit. Sie bekräftigten den Willen, weiter an der Ökumene zu arbeiten. Der Prozess der vergangenen Jahrzehnte habe eine „neue Kultur des Dialogs“ ermöglicht, so Wüster. Und Schumacher betonte: „Wir haben einander besser verstanden.“

Gemeinsam richteten Wüster und Schumacher ein sechsstrahliges Kreuz auf, das auf dem Altar lag. Symbolisch wollten sie damit eine Barriere beseitigen, und es sollte eine neue Blickrichtung auf das Kreuz entstehen. „Versöhnung und Verzeihung braucht einen Wechsel der Perspektiven“, so Wüster. Für das Ehepaar Renate und Hans Lilly war der Gottesdienst ein würdiger Rahmen. „Wir finden das das ganz toll.“ Ihrer Meinung nach könnte es noch mehr Zusammenführung geben. Sie haben es vorgemacht: Sie ist katholisch, er evangelisch. Im Reformationsjahr wird in vielen Gemeinden Ökumene gefeiert. Am 28. März startet im Gangolfsaal im Münster-Carré die Reihe „Höchstpersönlich – Christliche Profile in Bonn“. Am 1. April feiert die Thomas-Morus-Kirche ab 11 Uhr einen Ökumenetag.

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