Bombenfund in Bonn Das Bundesinnenministerium bleibt bei seiner Sicherheitseinstufung

BERLIN · Das Bundesinnenministerium blieb bei Alarmstufe Gelb. Auch nach dem Fund einer Bombenvorrichtung am Bonner Hauptbahnhof und der vorübergehenden Festnahme zweier Männer aus der salafistischen Szene wollte das Haus von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) die Sicherheitslage in Deutschland nicht neu einstufen.

Nach wie vor gelte, dass sich das Land "im Fadenkreuz" des internationalen Terrorismus befinde. Für Deutschland gelte eine "abstrakt hohe Gefahr von Anschlägen", sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Jens Teschke. "Wir nehmen das durchaus ernst." Friedrich hatte tags zuvor eine eilig angesetzte Pressekonferenz ebenso eilig wieder abgesagt, weil Ermittler noch einer neuen Spur nachgehen müssten.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) warnte unterdessen vor medialen Schnellschüssen und wies in einem dpa-Gespräch darauf hin: "Es könnte rein theoretisch so sein, dass auch Rechtsextremisten den Eindruck vermitteln wollen, Salafisten wollten den Bahnhof sprengen - nur als Hypothese", so BDK-Vize Bernd Carstensen. Natürlich fühle man sich auf Anhieb an die "Kofferbomber" von 2006 erinnert, sagte Carstensen. Diese hatten in Nordrhein-Westfalen in zwei Regionalzügen Kofferbomben deponiert, die wegen eines falschen Gasgemischs jedoch nicht explodiert waren. "Das ist zulässig, dass man so eine Interpretation hat, aber es gehört auch eine Bremse hinein." Er habe es in seiner dienstlichen Tätigkeit oft genug erlebt, dass der erste Anschein getrogen habe.

Nach Einschätzung der Bundesanwaltschaft war der Sprengsatz "höchst gefährlich". Bislang gebe es aber keine ausreichenden Anhaltspunkte für einen terroristischen Hintergrund, sagte Generalbundesanwalt Harald Range. Deshalb habe man die Ermittlungen noch nicht übernommen.

Bonns Bundestagsabgeordneter Ulrich Kelber (SPD) hat den CDU-Bundestagsabgeordneten Günter Krings wegen dessen frühen politischen Schuldzuweisungen rund um den Fund eines Sprengsatzes am Bonner Hauptbahnhof scharf kritisiert: "Die Sicherheitsbehörden sind mitten in den Ermittlungen, das ist nicht die Zeit, billig den parteitaktischen Vorteil zu suchen. Die Bevölkerung hat wenig Verständnis dafür, wenn zuerst eine parteipolitisch motivierte Debatte darüber gestartet wird, wer angeblich wann welche Versäumnisse zu verantworten hat."

Krings hatte im Gespräch mit der Rheinischen Post Zweifel an der Sicherheitsstrategie der Landesregierung geäußert. "Ich frage mich, ob nach den Zwischenfällen im Frühjahr in Bonn die Polizei in NRW den Fahndungsdruck auf die Salafistenszene ausreichend erhöht hat", sagte Krings der Zeitung.

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