Integrationsbeauftragte zur Studie "Da ist einiges in Bewegung"

Bonn · "Die Studie bietet einen interessanten Überblick über Zuwanderung und Integration in Deutschland. Der Titel der Studie Neue Potenziale„ ist erfreulich positiv und nach vorne schauend, so wie die Studie sich auch insgesamt nicht mit Beschreibungen von Defiziten begnügt", sagte Bonns Integrationsbeauftragte Coletta Manemann, die indes "auf den ersten Blick" nicht jedes Detail beurteilen konnte.

Dass die Studie aber sowohl die Potenziale der Zuwanderer als auch die der Gesellschaft erfasse - und das gelte beides auch für Bonn -, stimme sie zuversichtlich. Manemann: "Da ist einiges in Bewegung. Ein gutes Zeichen für Integration."

Die Studie zeige, dass Integration sehr differenziert betrachtet werden müsse. "Es gibt eben Erfolge und Misserfolge, genutzte und ungenutzte Potenziale. Etliche Aussagen aus der Studie treffen daher aus meiner Sicht durchaus auch für Bonn zu. Denn gerade in Bonn ist ja wahrnehmbar, dass viele Zugewanderte in Bezug auf Bildung und Integration sehr gut abschneiden, andererseits zu viele Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund noch keinen Bildungserfolg haben, der ihnen die so wichtige berufliche und soziale Integration und damit echte Partizipation ermöglichen würde", so Manemann.

Sie teile insbesondere die Beschreibung in der Studie, dass Mädchen oft weiter vorne liegen als Jungen: "Dass zum Beispiel türkische Mädchen zu den “Integrationsgewinnern„ gehören, wie es in der Studie heißt, höre und erfahre ich oft auch in Bonn, und es trifft meiner Einschätzung nach auch nicht nur für türkische Mädchen zu."

Dem stimmt auch Younis Kamil zu. Der 29-jährige diplomierte Sportwissenschaftler arbeitet seit fünf Jahren im sozialen Sektor - bei der Organisation "RheinFlanke" im Stadtteil Tannenbusch und ehrenamtlich beim Internationalen Sportclub(ISC) Al-Hilal in Bad Godesberg.

Warum es so ist, dass Mädchen eher ihre Potenziale nutzen, erklärt er so: "Es gibt große Unterschiede in der Erziehung; bei Jungen lassen die Eltern oftmals die Zügel sehr viel lockerer als bei Mädchen." Zudem fehle es in Deutschland an einer Art "gesellschaftlicher Erziehung".

Kamil: "Fehlverhalten von Jugendlichen wird oftmals in der Öffentlichkeit ignoriert." Der Sportpädagoge weiß, wovon er spricht. Der Sohn eines Sudanesen und einer Deutschen wuchs im Sudan auf. Dort sei es unmöglich, dass Jugendliche vor den Augen Erwachsener Unsinn machten, ohne dass das sanktioniert würde.

Eine andere Hürde für Integration sei ein "subtiler Rassismus": "Wir haben mal getestet, wie es läuft, wenn sich ein Deutscher mit schlechterer Qualifikation bewirbt und jemand mit Migrationshintergrund mit guter. Fazit: Der mit den ausländischen Wurzeln wurde nicht mal zum Vorstellungsgespräch eingeladen", so Kamil.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort