Maikundgebung auf Bonner Marktplatz DGB geht in Bonn in den Wahlkampfmodus

Bonn · Unter dem Motto "Wir sind viele. Wir sind eins" haben Anhänger des DGB bei der traditionellen Maikundgebung auf den Bonner Marktplatz ein Zeichen der Solidarität gesetzt - und das bei penetrantem Dauerregen.

Bei Dauerregen versammelten sich die DGB-Anhänger auf dem Bonner Marktplatz zu ihrer traditionellen Maikundgebung.

Bei Dauerregen versammelten sich die DGB-Anhänger auf dem Bonner Marktplatz zu ihrer traditionellen Maikundgebung.

Foto: Thomas Kölsch

Solidarität mit all jenen, denen es nicht so gut geht: Dieser Kerngedanke des DGB sollte auch bei der traditionellen Maikundgebung am Tag der Arbeit eine zentrale Rolle spielen. Gerade jetzt, zwei Wochen vor der NRW-Landtags- und nur wenige Monate vor der Bundestagswahl am 24. September, wollten die Gewerkschaften ein Zeichen setzen und hatten unter dem Motto „Wir sind viele. Wir sind eins“ auf den Bonner Marktplatz eingeladen. Doch die vielen waren vor allem eins: nass. Und gar nicht so viele wie erhofft.

Ein penetranter Dauerregen machte den Genossen einen Strich durch die Rechnung. Statt der über 1000 angemeldeten Teilnehmer kamen so laut Polizeiangaben nur etwa 150 vor das Alte Rathaus, um für soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und „Gute Arbeit“ einzutreten. „Wir sollten uns alle fragen, in was für einer Gesellschaft wir leben möchten“, sagte Bernd Weede, ehrenamtlicher Vorsitzender des DGB Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg.

„Sicherlich nicht in einer, in der wie hier in Bonn 20 Prozent der Kinder in Armut leben und die Rente nicht für ein würdevolles Alter reicht.“ Es sei an den Gewerkschaften, sich entsprechend einzumischen und diese Positionen in der Politik zu vertreten. „Dafür benötigen wir aber auch mehr Menschen, die sich bei uns engagieren“, so Weede.

Für die offizielle Mairede hatte der DGB den Vorsitzenden des gewerkschaftlichen Vereins „Mach meinen Kumpel nicht an! – für Gleichbehandlung, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“, Giovanni Pollice, gewinnen können. Dieser forderte unter anderem einen Schulterschluss aller etablierten Parteien gegen die Rechtspopulisten, um Deutschland als offenes Einwanderungsland zu bewahren.

Gleichzeitig erteilte er der zuletzt von Bundesinnenminister Thomas de Maizière wiederbelebten Debatte über eine nationale Leitkultur eine deutliche Absage. Die gelebte Vielfalt würde dafür ausreichen. Wichtiger seien derzeit andere Themen – und prompt war Pollice wieder bei den üblichen Forderungen des DGB gelandet. „Immer mehr Unternehmen begehen Tarifflucht oder höhlen den Mindestlohn aus“, beklagte er etwa. Dem müsse man sich ebenfalls entgegenstellen. Auch wenn die Rahmenbedingungen dies mitunter erschweren, so wie an diesem Nachmittag, an dem die junge Bonner Poetry-Slammerin Ella Anschein zum Abschluss mit Worten gegen den Regen kämpfte. Die herrlich swingende Band Thomas Heck and Friends sorgte derweil für den musikalischen Rahmen.

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