AllyouneedCity Dünnes Angebot zum Start des Bonner Shoppingportals

Bonn · Das neue Portal, das die Deutsche Post für den Einzelhandel in Bonn am Montag freigeschaltet hat, zeigt sich im Test noch deutlich ausbaufähig. Der GA nahm das Angebot und die Lieferung unter die Lupe.

 Auf die Suchfrage "Kaffee" hin listet AllyouneedCity Schmuck und ein Antivirus-Programm auf.

Auf die Suchfrage "Kaffee" hin listet AllyouneedCity Schmuck und ein Antivirus-Programm auf.

Foto: Screenshot

Weihnachtsstress und keine Zeit, in der Bonner City einzukaufen? Die Internetseite AllyouneedCity soll seit Montag das Shopping in Bonner Geschäften von zu Hause aus ermöglichen. Die Ware können sich Bonner innerhalb von zwei Stunden nach Hause liefern lassen. Im Sommer war das Pilotprojekt von Deutscher Post DHL, dem Einzelhandelsverband (EHV) und dem Citymarketing vorgestellt worden.

Bei AllyouneedCity sollen alle Bürger die Möglichkeit haben, rund um die Uhr in den Läden in der City virtuell zu stöbern, einzukaufen und sich die ausgesuchte Ware bequem nach Hause liefern zu lassen. Gesagt getan. Der General-Anzeiger macht den Test. Ein Paket Kaffee für die Redaktion, drei Kabel mit USB 2.0 und Mini-USB-Anschluss sowie eine Schachtel Pralinen – für die Nerven.

Kaffee, Pralinen und ein USB-Kabel

Zunächst probieren wir es mit Kaffee. Die Suche im Portal hinterlässt uns ratlos, sind doch die meisten Ergebnisse edle Damenringe. Auch im Sektor Lebensmittel sieht es eher düster aus bei AllyouneedCity. Schauen wir also nach dem USB-Kabel. Auch das stellt sich nicht als leichte Übung heraus. Im Bereich „Technik und Unterhaltung“ sind neben 1382 antiquarischen Fachbüchern überhaupt nur 50 weitere Artikel bestellbar. Kabel gehören nicht dazu.

Angeboten wird dafür eine Fritzbox 7430. Der mittlere Online-Preis liegt unter 100 Euro. AllyouneedCity zeichnet sie mit 139,25 Euro plus Versandkosten aus. Dann suchen wir nach einem kleinen Geschenk für unter 20 Euro. Ein Händler bietet anscheinend Fotodrucke ab zehn Euro an. Wie groß sind die wohl? Die Artikelbeschreibung sagt es uns nicht. Sie lautet: „12345“.

Auch die Suche nach einem Schlüsselanhänger stellt sich als Enttäuschung heraus. Das gute Stück ist erst morgen versandfertig. Dafür finden wir 52 Teile in der Damenmode, zwei unter „Spiele und Brettspiele“. Bei „Drogerie und Körperpflege“ gibt es Duftkerzen und Duftsäckchen – sonst nichts.

Zwölf Euro Porto für die Lieferung innerhalb von zwei Stunden

Hier schlagen wir zu und bestellen eine Duftkerze „Fleur d’Orange“ bei Nelles Home zu 15,12 Euro. Dazu kommen zwölf Euro Versandkosten für die Lieferung innerhalb von zwei Stunden. Schon vier Minuten nach der Bestellung bestätigt AllyouneedCity den Versand durch Nelles Home. Es bleibt Zeit für einen Blick auf die Händler.

Die Logos bekannter Bonner Einzelhändler prangen auf der Seite, doch zum Beispiel der Klick auf die Firma Knauber zeigt nicht etwa deren Produkte, sondern eher eine einfache virtuelle Visitenkarte mit Link zum Knauber-Onlineshop. Ein Facebook-Kommentar von AllyouneedCity klärt noch am gleichen Tag auf: Das Portal unterscheidet zwischen Shops, bei denen man auch online einkaufen kann und Schaufenster-Händlern. Von den Online-Händlern gibt es derzeit elf.

Dunja Kuhlmann, Pressesprecherin DHL Paket, Parcel Europe sagt auf GA-Anfrage: "Das begrenzte Sortiment ist der frühen Phase des Projektes geschuldet." Zwar haben sich seit der Info-Veranstaltung im Sommer 90 Händler registriert, doch nur gut die Hälfte davon sei auf der Seite präsent. Das kann auch ein platziertes Logo sein. Bis zur Schaufensterseite ist der Weg noch einmal weiter. Dafür braucht es Texte und bestenfalls auch Fotos. In den sozialen Medien wünschen sich die User zudem einen ortsbezogenen Namen.

Adalbert von der Osten, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes (EHV), wertet den Start des Projekts positiv. Er sagt: "Wir sind froh, dass wir mit DHL einen Großkonzern als Partner haben." Ziel der Maßnahme sei es, auch einen Teil der Online-Umsätze in der Region zu halten. Er setzt, wie Maike Reinhardt vom City-Marketing darauf, dass das Angebot jetzt bald noch weiter wächst. Den Start zum jetzigen Zeitpunkt sehen sie positiv. Beide setzen darauf, dass sich in Kürze noch weitere Händler für einen Auftritt und einen Online-Shop auf der Seite entscheiden. Reinhardt sagt: "Ich denke, dass das Angebot jetzt bald noch viel weiter wächst."

Nach knapp zwei Stunden steht ein Kurier an der Türe des General-Anzeigers in Dransdorf. Die Bestellung wird allerdings nicht von DHL geliefert, sondern von einem privaten Kurier. Das sei der Kürze der Zeit geschuldet, erklärt Kuhlmann. "Bei Bestellungen, die innerhalb von zwei Stunden da sein sollen, kooperieren wir mit lokalen Lieferunternehmen und schauen, wer gerade Zeit für die Auslieferung hat."

Was der Kurier an den GA liefert, versöhnt uns mit dem Portal. Die Duftkerze kommt edel verpackt in einer weißen Tüte daher und macht auch sonst einen guten Eindruck. Das Glas ist in orangefarbenem Leder eingenäht.

Fazit: Die Ware ist gut, der Lieferservice funktioniert, aber das Angebot ist noch viel zu dünn, um bei der Vorstellung einen guten Eindruck zu hinterlassen.

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