Rheinisches Lesefest Cornelia Kothe ist die Organisatorin von "Käpt'n Book"

Bonn · Cornelia Kothe ist Organisatorin des Rheinischen Lesefestes Käpt'n Book. Die vielen Veranstaltungen erfordern dabei eine Menge Aufwand und Leidenschaft.

Das Programmheft braucht Cornelia Kothe eigentlich gar nicht. Die Autoren und ihre Bücher hat die 59-Jährige alle im Kopf. Schließlich hat sie als Projektleiterin des Rheinischen Lesefestes Käpt'n Book jeden einzelnen Autor selbst ausgewählt und die Veranstaltungen koordiniert – in diesem Jahr sind das 524 Lesungen oder Theatervorführungen an 183 Orten in Bonn und der Region, aber auch in Düsseldorf oder Leverkusen. Ein Großprojekt, das nur mit Herzblut gelingen könne, wie sie betont.

Bereits seit 15 Jahren organisiert sie das Fest, das seit 2010 als Leuchtturmprojekt der regionalen Kulturpolitik des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird und an dem sich 25 Kommunen beteiligen. Schlägt man das dicke Programmheft dann doch gemeinsam mit ihr auf, liefert sie zu jedem Autor eine Kurzrezension, was seine Figuren oder seinen Stil so besonders mache. „Das Buch hat mich berührt“, „Das ist auch ganz toll“, gerät sie ins Schwärmen, während sie die Seiten umblättert.

Kothe ist mittlerweile Expertin auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur. Dabei hat sie weder Germanistik, noch Literaturwissenschaft studiert, sondern Wirtschaftswissenschaften. Geboren in Weimar, zog sie 1989 mit ihrem Mann und den beiden Kindern nach Bonn. Zunächst arbeitete sie in der Thüringer Landesvertretung, war dort für die Pressearbeit und das Veranstaltungsmanagement zuständig. Nach zehn Jahren kam sie ins Kulturamt. „Ich bin eigentlich eine untypische Beamtin“, sagt sie. Ein Acht-Stunden-Tag sei für sie undenkbar. Während des zweiwöchigen Festes eilt sie von Lesung zu Lesung um möglichst viele der Autoren zu hören und ihre Auswahl zu überprüfen.

Auswahl aus 8000 Büchern

Dabei fängt ihre Vorbereitung für das Lesefestival jedes Jahr gleich an – mit der Lektüre unzähliger Romane, Bilderbücher und Comics. Für die diesjährige Ausgabe hat sie im Vorfeld 126 Kinder- und Jugendbücher gelesen. „Wenn andere vor dem Fernseher sitzen, sitze ich in meinem Lesesessel“, erzählt sie. Die Schriftsteller wählt sie nach bestimmten Kriterien aus. Zum einen sind es bekannte Autoren, die sie nach Bonn holen möchte, wie in diesem Jahr Kirsten Boie oder Paul Maar. Aber auch unbekannte Schriftsteller sollen eine Chance erhalten. Keine leichte Aufgabe bei rund 8000 Neuerscheinungen pro Jahr. Wie schafft man es da eine Entscheidung zu treffen?

Kothe hat ihr eigenes Erfolgsrezept: Auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt besuche sie die Lesungen und beobachte die Reaktion des jungen Publikums. Schaffe es ein Autor, trotz der Geräuschkulisse der Messehallen die Kinder mit seiner Geschichte ganz gefangen zu nehmen, dann sei ihm eine Einladung zum Lesefest sicher. „Es gibt die tollsten Bücher, aber manche Autoren können sie einfach nicht vortragen“, so die Organisatorin. Zusätzlich setze sie auf Verlagsempfehlungen. Aber auch ihre Kinder und Enkelkinder helfen bei der Auslese. „Die Enkelkinder waren immer Versuchskaninchen“, gesteht sie. Ihre Töchter sind mittlerweile erwachsen, die drei Enkelkinder im besten Vorlese- und Lesealter. „Vorleseoma“ haben sie Kothe getauft.

Ob einem bei so viel Lesestoff nicht die Lust am Lesen vergehen würde? „Überhaupt nicht.“ Im Sommer am Meer oder im Schwimmbad müsse allerdings Erwachsenenliteratur her, sagt sie. Zuletzt „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde. Hat Kothe ihre Auswahl an Autoren getroffen, erhalten diese eine Einladung. „Mittlerweile haben wir keine Absagen mehr von Autoren“, sagt sie stolz. Jeder Schriftsteller gibt dann an, für wie viele Tage er nach Bonn komme. Diese Listen gehen dann an die Veranstaltungsorte, die sich wiederum ihre Gäste aussuchen dürfen. „Dann beginnt die Puzzlearbeit.“

Aus den Termin- und Wunschlisten erstellt Kothe das Programm. Zwei Mitarbeiterinnen im Kulturamt unterstützen sie bei der Organisation: „Man schreibt Unmengen von E-Mails bis das Programm steht.“ Bis zum 15. Oktober dauert das Fest noch. Und danach? „Nach dem Fest ist vor dem Fest.“ Vom 29. September bis zum 14. Oktober 2018 findet die 16. Ausgabe statt. „Ich habe schon wieder einen ganzen Koffer voll mit Büchern, die ich lesen muss“, sagt sie und lächelt. Und so, wie sie das sagt, klingt es nicht nach bevorstehender Arbeit, sondern nach Vorfreude.

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