Stopp für Einwegbecher Coffee to go ist auch in Bonn ein Problem

Bonn · Die Einwegbecher sind ein Problem. Mit jedem Becher wächst der Müllberg. Das Umweltbundesamt schlägt deshalb eine Strafsteuer und ein Pfandsystem vor. In Bonn soll es bald einfacher werden, umweltfreundlicher Kaffee zu trinken.

40.000 Einwegbecher landen in Bonn täglich im Müll. In der Regel sind sie nur 15 Minuten lang im Einsatz. Herstellung, Beseitigung und Entsorgung belasten die Umwelt jedoch meist über Jahre.

Um unterwegs einen Crema, Latte Macchiato oder Espresso ohne schlechtes Gewissen genießen zu können, wünschen sich immer mehr Verbraucher eine Verpackung, die auch der Umwelt schmeckt. Gerade hat das Bundesumweltamt eine Studie zur Müllreduzierung vorgestellt. Danach sollen Einwegbecher mit einer Strafsteuer von 20 Cent belegt werden, die zugehörigen Deckel mit zehn Cent.

Mit einem neuen Angebot wird es auch in Bonn bald einfacher sein, umweltverträgliche Alternativen zu nutzen. In die eigene Tasse füllen, Pfand, Refill, Recup, Bambusbecher: Derzeit bieten Gastronomie und Einzelhandel viele verschiedene Systeme an. Jeder Betrieb entscheidet selbst, welches Mehrwegmodell zu seinem Geschäft passt. „Daran wird auch nichts geändert“, versichert Jasmin Mangold vom städtischen Entsorger Bonnorange. Einen einheitlichen „Bonner Becher“ werde es nicht geben.

Doch wo kann der Kaffeetrinker seine Tasse oder den Becher nach dem Koffeinschub unterwegs wieder abgeben? Da kann man schnell den Überblick verlieren. Doch es soll einfacher werden: Spätestens im Juli schaltet Bonnorange eine Homepage frei, wo alle Informationen über Teilnehmer und Systeme jederzeit abrufbar sind. „Die Bonner sind sensibel, wenn es um das Thema Umweltschutz geht. Wir sind sehr zuversichtlich, dass sie diese Plattform nutzen werden“, erklärt Mangold.

Stadtplan zeigt Anbieter von Mehrwegverfahren

Dafür werden in einem Stadtplan alle Anbieter aufgelistet, die sich an einem Mehrwegverfahren beteiligen. Zusätzlich gibt es einen Hinweis auf das jeweilige Modell. „Ein Klick genügt, schon weiß der Verbraucher, wo er seine Pfandtasse abgeben oder wo er sich einen neuen Kaffee eingießen lassen kann“, verspricht Bonnorange. Große Handelsketten und weltweit agierende Systemgastronomen signalisieren ebenfalls Interesse an der Bonner Initiative. Es gebe auch Gespräche mit der Handelskette Rewe und mit Starbucks, um deren Filialen als Annahmestellen ebenfalls aufzulisten.

Pendler hat Bonnorange ebenfalls im Blick. „In Bonn gekauft, auf dem Weg zur Arbeit getrunken und in Köln wieder abgegeben. Das wird kein Problem sein“, sagt Mangold. Nicht nur für Verbraucher, sondern auch für die Gastronomie soll die neue Website eine wichtige Informationsquelle sein. Sie erhalten dort beispielsweise stets aktuelle Hinweise zur Lebensmittelhygiene.

Kioskbetreiber, Backshops oder Ketten können allerdings noch nicht gezwungen werden, Mehrwegsysteme für Getränke einzuführen. „Wir können Einwegbecher nicht verbieten und in den Wettbewerb eingreifen“, sagt Stefanie Zießnitz vom städtischen Presseamt. „Sondern wir können nur an Unternehmen appellieren, sich nachhaltigen Projekten anzuschließen.“

Mitarbeiter haben durch Recup-Angebot nicht mehr zu tun

Von denen, die bereits mitmachten, sind die Reaktionen durchweg zufrieden. Beispielsweise die Bäckerei Mauel, die in ihren Filialen Recup (ein deutschlandweites Pfandsystem) für den Kaffee oder Bambusschalen für heiße Suppen bereithält. „Wir engagieren uns schon immer im Umweltschutz. Bei uns ist Recycling ein großes Thema“, sagt Erich Henn vom Unternehmen. Die Mitarbeiter in den Filialen hätten durch dieses Angebot nicht mehr zu tun. „Alles funktioniert reibungslos. Wir sind sehr zufrieden.“ Allerdings hätte Unternehmer Peter Mauel gerne noch eine Alternative für den Deckel, denn den gibt es bisher nur aus Plastik.

Im „Brews Lee Coffee“ in Endenich offeriert Jimmy Ng gleich mehrere Varianten für einen nachhaltigen Genuss. Gäste können entweder eigene Trinkgefäße mitbringen, den hauseigenen, wiederverwendbaren Becher erwerben oder das Pfandsystem „Cup for Cup“ nutzen. „Das Beste ist natürlich, wenn der Kunde seinen Becher mitbringt. Dann hat er sich bewusst für das Konzept entschieden und muss nicht mehr überzeugt werden“, sagt Ng.

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