Historie City-Ring in Bonn galt als der große Wurf

Bonn · Die Kritik am City-Ring ist so alt wie der Ring selbst. Es gab aber auch positive Stimmen. Ein Blick auf die Geschichte dieser Verkehrsführung in der Bonner Innenstadt.

Nein, ein geliebtes Kind war der City-Ring bei vielen Bürgern zunächst nicht. Dabei galt er bei den Stadtplanern als der große Wurf gegen den zunehmenden Stau in der Bonner Innenstadt. Doch wie bei allem, was neu ist, bedurfte es nach der Eröffnung zunächst einer Eingewöhnungszeit, bis die Autofahrer den Einbahnstraßenring rund um die Fußgängerzone angenommen hatten und der Verkehr einigermaßen zügig floss. Einige kritische Stimmen verstummten indes nie. Wie die des in Bonn lebenden Verkehrsexperten und emeritierten Professors der Universität Trier, Heiner Monheim. Er sprach noch Jahre nach der Eröffnung des City-Rings von einer „ärgerlichen Missgeburt“ der Bonner Stadt- und Verkehrsplanung .

Im Zuge des Stadtbahnbaus und des damit verbundenen Bonner Lochs, der Errichtung der inzwischen abgerissenen Südüberbauung sowie der Einrichtung der Fußgängerzone wurde Anfang der 1970er Jahre auch die Verkehrsführung in der Innenstadt neu geregelt. 1973 weihten der damalige Stadtbezirksausschussvorsitzende Klaus Vogel und sein CDU-Ratsfraktionskollege Adolf Heinrich von Armin den City-Ring ein. Von Armin war damals Verkehrsplanungssprecher seiner Fraktion und quasi der Vater des Einbahnstraßenrings, wie der General-Anzeiger am 17. September 1973 anlässlich der Eröffnung des City-Rings berichtete.

Doch schon die Planung der neuen Verkehrsführung rund um die Bonner Innenstadt hatten viele Fachleute eher skeptisch gesehen. Die Optimisten unter ihnen bezeichneten den City-Ring als das „Bonner Experiment“, als einen Versuch, angesichts des stetig zunehmenden Individualverkehrs „die Kreislaufbeschwerden“ der Stadt zu beheben. Lediglich die im gleichen Atemzug neu angelegte 300 Meter lange Taxispur vor dem Hauptbahnhof stieß insbesondere bei den Journalisten auf helle Begeisterung. Sie verleihe der Stadt Bonn „einen Hauch von Weltstadt“, lobten sie überschwänglich.

Gleich nach der Einweihung des City-Rings, bei der übrigens ein Schüler der Münsterschule das Band in der Ratshausgasse durchschneiden durfte, gingen die Probleme schon los. Auf der Kennedybrücke hatte man vergessen, entsprechende Hinweisschilder zu montieren, wie die Autofahrer sich in den City-Ring denn einfädeln konnten. So fuhren viele ihren gewohnten Weg am Alten Friedhof vorbei durch die damalige Meckenheimer Straße (heute Thomas-Mann-Straße), um dann doch wieder zurückkehren zu müssen. Wie sich die Bilder ähneln: Auch vor wenigen Wochen, als der City-Ring baustellenbedingt auf der Maximilianstraße gekappt wurde, hatten die Autofahrer tagelang mit der dadurch bedingten neuen Verkehrsführung vorbei am Hofgarten zur Adenauerallee oder zur Kaiserstraße zu kämpfen.

In den 1980er Jahren begann dann die Diskussion um die Neugestaltung des Bereichs vor dem Hauptbahnhof, dem sogenannten Bahnhofsvorplatz, und damit auch wieder die Kontroverse über die Verkehrsführung in der City. Schließlich ist der Bahnhofsvorplatz das Eingangstor der Stadt. Die Tieferlage der Straßenbahnlinien 61 und 62 und die Einrichtung eines Linksabbiegers kamen als Lösungen auf den Tisch. Aber der City-Ring, so versprachen der damalige OB Hans Daniels und Oberstadtdirektor Dieter Dieckmann, sollte „auf Dauer erhalten bleiben“.

In seinem Vorwort zu einem „Verkehrskonzept für die Bonner Innenstadt“, das Bonner Umweltverbände 2004 vorlegten, beklagte Monheim erneut die mangelnde Verbindung des Bahnhofsbereiches mit der Innenstadt und der dort geschaffenen Fußgängerzone. Dabei nannte er den „Cityring“ als das „große Hindernis“ für eine Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt. Der Professor schlug schon damals, also vor gut 14 Jahren, die Unterbrechung des Cityrings vor und empfahl, den Ringverkehr lediglich für den ÖPNV beizubehalten.

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