Bonner Festspielhaus CDU für Standort an der Beethovenhalle

BONN · Der Vorstoß, einen Festspielhaus-Neubau neben der Beethovenhalle zu prüfen, bekommt breite Unterstützung. Die CDU-Ratsfraktion sprach sich am Freitag deutlich für diese Alternative zum Standort in der Rheinaue aus: "Die jetzt wieder ins Gespräch gebrachte Option ist eindeutig die bessere", erklärte ihr kulturpolitischer Sprecher Markus Schuck.

"Das Festspielhaus gehört ins Zentrum unserer Stadt und ans Rheinufer." Am Donnerstagabend hatte die größte Ratsfraktion aber auch dem Einleitungsbeschluss für ein Bebauungsplanverfahren in der Rheinaue zugestimmt. Die Deutsche Post DHL und Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch schlagen vor, als zusätzliche Option einen Neubau "unter Einbeziehung der Beethovenhalle" ins Auge zu fassen. Der Konzern hält diese Variante für preiswerter und schneller umsetzbar als ein Konzerthaus im "Blindengarten". Aus Sicht der Post ist dafür ein neuer Architektenwettbewerb nötig, den sie ausschreiben und finanzieren würde.

Wolfgang Grießl, Präsident der IHK, begrüßte das "erneute Engagement der Post", die 30 Millionen Euro für ein Festspielhaus in Aussicht stellt. Auch eine abgespeckte Variante neben der Beethovenhalle dürfte mit diesem Betrag allerdings nicht zu bezahlen sein. Der Rest muss also von privaten Unterstützern aufgebracht werden. Dazu sei sein Förderverein bereit, betonte Grießl, sofern es beim bisherigen Konzept bleibe, das Festspielhaus von einer Stiftung betreiben zu lassen - und ein architektonisch eigenständiger Neubau errichtet werde.

Das ist auch für Stephan Eisel entscheidend. "Wir brauchen ein eigenständiges Festspielhaus und nicht nur einen Zusatzsaal der Beethovenhalle", fordert der Vorsitzende der Bürger für Beethoven und Vorstandsmitglied der Beethoventaler-Genossenschaft. In einer gemeinsamen Erklärung mit den Festspielhausfreunden verlangen die drei Initiativen zudem, die Stadt Bonn müsse "endlich ihren Beitrag" zur Betriebsstiftung klären. Die drei Vereine und die Genossenschaft sind es, die das Bebauungsplanverfahren in der Rheinaue angestoßen haben.

[kein Linktext vorhanden]Hintergrund der Forderung nach einem separaten Neubau ist die Befürchtung, der Bund könnte sonst die zugesagten 39 Millionen Euro für die Betriebsstiftung infrage stellen - weil die Beethovenhalle eine rein städtische Einrichtung ist. Nimptsch hat nach eigenen Angaben am Donnerstag Monika Grütters informiert: Ein Gespräch mit der Kulturstaatsministerin in Berlin sei nächste Woche geplant.

So könnte das Festspielhaus in Bonn aussehen
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Falls das Konzerthaus an der Beethovenhalle gebaut werden sollte, fordern Eisel als auch Grießl, die Sanierung der denkmalgeschützten Halle neu zu diskutieren: Dann sei die bislang diskutierte Investition von rund 30 Millionen Euro nicht mehr in dieser Höhe nötig. Das sehen die Grünen, die das Festspielhaus klar ablehnen, ganz anders. "Für die Sanierung der Beethovenhalle liegt ein straffer Zeitplan vor", sagte die kulturpolitische Sprecherin Gisela Mengelberg. "Wenn die Halle für das Beethovenjahr 2020 sicher zur Verfügung gestellt werden soll, dulden die Pläne keinen Aufschub und müssen auf eine solide finanzielle Plattform gestellt werden."

Die SPD bekräftigte ihr Engagement für das Festspielhaus. "Wir unterstützen die neuen Vorschläge, wollen aber auch den Standort Rheinaue im Blick behalten", erklärte Parteichef Ernesto Harder. Die Piratenpartei, die auch in Bonn zur Kommunalwahl antritt, plädiert für den Standort Beethovenhalle: "Wir fordern Rat und Stadtverwaltung auf, diesen Plan vorrangig zu verfolgen", teilte Klaus Benndorf mit. Rückenwind auch vom Netzwerk Ludwig van B.: "Für uns hatte der Standort Beethovenhalle und das unmittelbare Rheinufer immer Priorität", sagte die Vorsitzende Solveig Palm.

"Erfreut und überrascht" zeigte sich der Verein ProBeethovenhalle. Ein benachbartes Konzerthaus könne die Beethovenhalle stärken, unterstrich der Vorsitzende Reinhard Rösler. So würden Hallenkapazitäten frei, wenn das Beethoven Orchester im eigenen Konzertsaal proben könnte. "Der Neubau und nötige Eingriffe in die Außenanlagen müssten natürlich denkmalgerecht erfolgen", so Rösler. Die geplante Sanierung der Beethovenhalle dürfe nicht beeinträchtigt werden.

Gegenentwurf zur Event-Architektur

Der Gedanke, Alt und Neu, sprich: Beethovenhalle und Festspielhaus als ein harmonisches Ganzes zusammenzuführen, deckt sich mit ersten Plänen zu dem Bonner Projekt, wie sie in einem 2007 vom Bonner Rat gefassten Grundsatzbeschluss formuliert wurden.

Der damaligen Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann war schon aus praktischen Gründen daran gelegen. "Wir müssen die Synergien mit der alten Beethovenhalle nutzen", sagte sie damals. Dass die Aufgabe schwierig würde, war den Beteiligten klar. Vier von zehn Architekten des unter der Leitung der Post ausgeschriebenen Wettbewerbs entwickelten jedoch Entwürfe, die eine Realisierung des Nebeneinanders auf mehr oder weniger überzeugende Weise möglich erscheinen ließen - keiner von ihnen jedoch kam in die Runde der vier Halbfinalisten.

Der bis heute meist diskutierte unter den ausgeschiedenen Entwürfen stammt von dem britischen Architekten David Chipperfield. Seine "Kolonnaden" umschließen die

Beethovenhalle wie ein großes L und stellen in ihrer klassischen Schlichtheit einen ästhetischen Gegenentwurf zur spektakulären Event-Architektur von Zaha Hadid ("Der Diamant") und Hermann & Valentiny ("Die Welle") dar.

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