Streit um Opernfusion CDU: "Nimptsch ist nicht mehr tragbar"

BONN · Der Streit um den Alleingang von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) zur Prüfung einer Fusion der Opern Köln und Bonn wird schärfer. Dazu trägt auch Nimptschs Attacke am Donnerstag im Rat gegen die Bonner "Hochkultur" bei.

 Rudert zurück: Kölns OB Jürgen Roters. Links: Die Vereinbarung der beiden Stadtchefs.

Rudert zurück: Kölns OB Jürgen Roters. Links: Die Vereinbarung der beiden Stadtchefs.

Foto: dpa

In öffentlicher Sitzung warnte er davor, den Sport in die "braune Ecke" zu stellen. Er bezog sich auf den Vize-Vorsitzenden der Opernfreunde, Gunter Duvenbeck, der von "einer Stimmungsmache gegen die Förderung von Theater oder Museen" gesprochen hatte, "die an schlimmste Vorbilder aus roten und braunen Zeiten erinnert".

CDU-Kulturexperte Markus Schuck nannte es gestern "unerträglich", dass Nimptsch diese Äußerung eines Einzelnen auf alle Opernfreunde beziehe. "Von uns stellt niemand den Sport in die braune Ecke", sagte er. Absolut richtig findet er, dass der Rat Nimptsch zurückgepfiffen hat, er solle seine Unterschrift für die Machbarkeitsstudie zur Opernfusion zurückziehen. "Dazu war der OB nicht legitimiert", so Schuck. Nimptsch ignoriere schlichtweg die demokratischen Strukturen. "So ein Oberbürgermeister ist für die Beethovenstadt Bonn eigentlich nicht mehr tragbar", sagte Schuck.

Auch SPD-Ratsfrau Erika Coché hält sich mit Kritik an ihrem Parteifreund Nimptsch nicht zurück. "Damit brüskiert er vor allem den neuen Intendanten Bernhard Helmich", sagte die ehemalige langjährige Kulturausschussvorsitzende. "Als Beethovenstadt können wir unser Beethoven-Orchester doch nicht den Rhein entlang spazieren lassen."

Werner Hümmrich (FDP) meinte: "Der OB sagt, er sei parteiunabhängig. Das heißt aber nicht, dass er tun kann, was er will." Michael Faber (Linke) rät dagegen zu Gelassenheit, was den Alleingang des OB anbetreffe. "Am Ende entscheidet der Rat und nicht die Verwaltungsspitze", sagte er.

Auf GA-Nachfrage gestern erklärte Nimptsch, zur "professionell durchgeführten Moderation" gehöre, dass der Moderator "die an der Moderation Teilnehmenden darauf hinweist, wenn sie etwas Unbedachtes sagen, das dazu geeignet ist, den anderen zu diskreditieren." Und was hält er von der Roten Karte des Rates gegen ihn? Nimptsch: "Man wird dem Oberbürgermeister auch zukünftig nicht verbieten können, dass er sich von sachkundigen Personen beraten lässt, sofern dies nichts kostet."

Nachdem sein Kölner Amtskollege Jürgen Roters bereits am Donnerstag zurückgerudert war, hieß es gestern aus der Domstadt: Nach dem Beschluss zur Zukunft der Bonner Oper durch den Bonner Stadtrat sehe Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters die Sache als erledigt an. Tags vorher hatte Roters gegenüber den Medien noch erklärt "von einer Machbarkeitsstudie könne keine Rede sein". Was ihn, wie das Papier oben beweist, nicht davon abgehalten hatte, mit Nimptsch den Auftrag für genau eine solche Machbarkeitsstudie zu unterschreiben.

Kulturkonzept

"Das ist ein wichtiger Markstein für die Kultur in Bonn", begrüßte Kulturdezernent Martin Schumacher die Verabschiedung des Konzepts durch den Rat. Es war in den vergangen Monaten an zehn Themen-Tischen von 150 Mitwirkenden aus der Kulturszene erarbeitet worden. Es sieht ein neues Theaterzentrum auf dem Gelände der Halle Beuel vor. Das Theater Bonn soll mit Schauspiel und Oper an einer Stelle zusammengeführt werden. Von einer Fusion mit Köln ist im Konzept keine Rede. Die Kammerspiele würden als Spielstätte in städtischer Regie aufgegeben.

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