Prozess in Bonn Busfahrer spielt mit dem Handy und würgt Fahrgast

Bonn · Seinen Job, seinen Führerschein und mehrere Tausend Euro ist ein Busfahrer aus Bonn nun los, nachdem das Amtsgericht ihn wegen Körperverletzung verurteilt hat. Der 51-Jährige hatte im vergangenen August einen Fahrgast attackiert.

 Symbolfoto

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Weil er einen Fahrgast in seinem Bus getreten und gewürgt hatte, musste sich am Montag ein Busfahrer der Stadtwerke Bonn (SWB) vor dem Amtsgericht verantworten. Zu seinem Prozess war der 51-Jährige – in Dienstkleidung – noch siegessicher angetreten. Den gravierenden Vorwürfen glaubte er, ohne Verteidiger trotzen zu können. Am Ende jedoch wurde er vom Strafrichter wegen Körperverletzung zu 9000 Euro (180 Tagessätze à 50 Euro) Geldstrafe verurteilt.

Darüber hinaus wurde ein Fahrverbot von neun Monaten verhängt. Aber nicht nur das: Gleich nach dem Urteil nahmen ihm zwei Beamte den Führerschein ab. Amtsrichter Gerd Kathstede erklärte, einer, der sich „impulsmäßig“ so wenig unter Kontrolle habe, der dürfe nicht mehr ans Steuer und Personen befördern.

Am Abend des 23. August 2018 hatte der Busfahrer seinen Dienst in der Linie 611 auf dem Heiderhof angetreten. Dort war nur ein einziger Fahrgast eingestiegen. Was der junge Mann dann erlebte, war abenteuerlich: Der 51-Jährige fuhr nach Angaben des 20-Jährigen die kurvenreiche Strecke bergab mit nur einer Hand am Steuer; in der zweiten habe der Fahrer mit seinem Mobiltelefon gespielt. Der Student bekam es sogleich mit der Angst: „Der Busfahrer fuhr unkonzentriert, schlich im Schneckentempo, musste immer wieder in den Kurven bremsen“, erinnerte er sich. Schließlich habe er den roten Halteknopf gedrückt.

Der Angeklagte streitet sämtliche Vorwürfe ab

In Muffendorf kam es zum Stopp. Der Fahrgast stellte den Busfahrer wegen des „beängstigenden Fahrstils“ zur Rede. Da rastete der 51-Jährige aus, versetzte dem Studenten einen Tritt, sprang ihm an den Hals, würgte ihn und bedrohte ihn. Der Student verließ den Bus und informierte umgehend die Polizei. Nach dem Vorfall, so der Zeuge, sei er so traumatisiert gewesen, dass er zwei Monate therapeutische Hilfe brauchte. Angstzustände vor allem, sagte der 20-Jährige und legte ein Attest vor.

Dafür hatte der Busfahrer nur böses Gelächter übrig. Die Vorwürfe stritt er rundweg ab: Es sei Notwehr gewesen, er habe den Zeugen nur gedrückt, nicht am Hals gepackt – und das mit dem Handy sei schlicht erfunden. Eine dumme Lüge, meinte Kathstede. Denn die Überwachungskamera aus dem Bus zeigt den Fahrer, wie er über vier Minuten nur mit einer Hand fährt und mit der zweiten offensichtlich Nachrichten verfasst. Auch der Ausraster gegen den Fahrgast ist auf dem Video dokumentiert. Genauso, wie es der Zeuge erzählt hatte.

„So einen Busfahrer, der solche Angst verbreitet, braucht man nicht“, meinte der Amtsrichter, überbot noch den Strafantrag des Staatsanwalts und sorgte – mit der Beschlagnahme des Führerscheins – dafür, dass der Angeklagte seinen Job als Busfahrer ab sofort los ist. Seine Dienstkleidung kann er nun an den Nagel hängen.

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