Terror in Bonn Bundesanwalt: Es war ein Terroranschlag

Bonn ist am vergangenen Montag offenbar nur knapp einem islamistischen Terroranschlag mit verheerender Wirkung entgangen. Die Bombe vom Hauptbahnhof war nach Erkenntnissen der Ermittler prinzipiell zündfähig. Wahrscheinlich wurde der Sprengsatz auch ausgelöst, explodierte aber wegen einer Fehlkonstruktion nicht. Die Bundesanwaltschaft geht von einem versuchten Anschlag einer Terrorgruppe islamistischer Prägung aus. Die Karlsruher Behörde zog daher die Ermittlungen an sich. Das Bundeskriminalamt wurde beauftragt, die polizeilichen Ermittlungen zu führen. Lesen Sie alle Details in unserer Chronik des Tages.

19.56 Uhr: Ein Zeichen setzen wollten auch OB Jürgen Nimptsch und Bonns PolizeipräsidentinUrsula Brohl-Sowa, indem sie ihre Pressekonferenz heute Abend auf dem Bonner Weihnachtsmarkt veranstalteten. "Wir lassen uns nicht einschüchtern und gehen auch ohne Sorge dorthin, wo viele Menschen sind."

19.55 Uhr: Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat zur Wachsamkeit aufgerufen: "Wir nehmen den Sachverhalt sehr ernst. Er unterstreicht unsere Einschätzung, dass Deutschland im Fadenkreuz des dschihadistischen Terrorismus steht", sagte er in einer Mitteilung. "Dennoch lassen wir uns in unserem alltäglichen Leben nicht beeinträchtigen."

19.49 Uhr: Nach Auskunft von OB Nimptsch gehen die Bonner sehr gut mit der derzeitigen Situation in Bonn um. "Ich habe den Eindruck, keiner lässt sich verrückt machen."

19.23 Uhr: Bei der Bonner Polizei sind in den vergangenen Stunden bereits mehrere Hinweise auf herrenlose Gepäckstücke oder verdächtige Personen eingegangen. So wurde am Nachmittag auch kurzfristig eine U-Bahn gestoppt, nachdem eine herrenlose Tasche gefunden worden war. Glücklicherweise handelte es sich um einen Fehlalarm.

19.17 Uhr: Zum derzeitigen Ermittlungsstand wollten weder Nimptsch, noch Brohl-Sowa etwas sagen. Nur so viel: "Wir stehen in Kontakt zur Generalbundesanwaltschaft und zur Kölner Polizei und sind in die Ermittlungen eingebunden."

19.15 Uhr: Trotz der derzeitigen Terrorgefahr wird es laut OB Nimptsch keine weiteren Videoüberwachungen in Bonn geben.

19.08 Uhr: Brohl-Sowa: "Die Kräfte der Bonner Polizei werden von Bereitschaftspolizisten verstärkt, um genügend Streifen gewährleisten zu können." Nach Auskunft der Bonner Polizeipräsidentin würden die Bonner Kollegen derzeit freiwillig Überstunden machen. "Einige Kollegen arbeiten 20 bis 25 Stunden am Stück", so Brohl-Sowa.

19.05 Uhr: Wie OB Jürgen Nimptsch bei der Pressekonferenz auf dem Bonner Weihnachtsmarkt sagte, seien die Kräfte des Ordnungsamtes verdoppelt worden.

18.48 Uhr: Laut Brohl-Sowa sollten die Bonner ihre Lebensqualität nicht verlieren. Die Polizei sei mit vielen Kräften in der Stadt unterwegs, um mögliche Gefahren abzuwähren.

18.46 Uhr: Auf dem Bonner Weihnachtsmarkt geben Bonns OB Jürgen Nimptsch und die Bonner Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa geben derzeit eine Pressekonferenz.

18.36 Uhr: Spezialisten des Landeskriminalamtes (LKA) halten laut "Bild" den Sprengsatz für hochgefährlich, trotz der Tatsache, dass er nicht explodiert ist. "Zum Glück war er nicht von einem professionellen Bombenbauer konstruiert worden. Er war kein Profi", so der Ermittler.

18.24 Uhr: Nach Informationen des Berliner "Tagesspiegels" wurde die Bombe vom Bonner Hauptbahnhof über den mit dem Sprengsatz verbundenen Wecker gezündet. Aufgrund eines Schaltfehlers sei aber keine Explosion ausgelöst worden, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Sicherheitskreise.

18.17 Uhr: Terroranschläge im Ausland sind in den vergangenen Jahren ebenfalls immer wieder gescheitert, weil die Sprengsätze falsch konstruiert waren. So versagten im Juli 2005 in London die Zünder selbst gebastelter Bomben, die in vier U-Bahn-Zügen hochgehen sollten. Zwei Wochen vorher hatte eine erste Anschlagsserie 52 Menschen das Leben gekostet.

18.12 Uhr: Bei der Polizei sind seit der Pressekonferenz am Mittwochabend rund 300 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Darüber hinaus wird auch viel Videomaterial ausgewertet. "Wir haben hier eine hohe Datenmenge", sagte die Leiterin der Kölner Polizeipressestelle, Martina Kaiser.

18.04 Uhr: Wie die "Bild" berichtet, war die Bombe nicht mit einem Spätzünder ausgestattet, "sondern besaß einen Wecker, der innerhalb von 60 Minuten den Zünder auslösen sollte", zitiert die Zeitung einen Ermittler. Demnach soll es sich um einen "nicht professionellen Zünder" gehandelt haben. Die Batterie als Stromquelle war aber ziemlich leer. Laut der Ermittler gab es den Versuch einer Zündung. Laut "Bild" wurden Schmauchspuren entdeckt. Der WDR hatte am Nachmittag berichtet, die Bombe hätte durch einen Fernzünder zur Explosion gebracht werden sollen. Diese konnte nicht bestätigt werden.

17.55 Uhr: Die polizeilichen Ermittlungen soll fortan das Bundeskriminalamt (BKA) führen. Geplant ist dafür, eine sogenannte "Besondere Aufbauorganisation" einzurichten.

17.52 Uhr: Offenbar hat nur die Unfähigkeit der Täter Bonn vor einer Katastrophe bewahrt. Weil sie die Bombe nicht richtig zusammengebaut haben, konnte sie nicht detonieren. Auch das würde ins Bild eines radikal-islamistischen Hintergrunds passen, denn auch der Anschlag der Kölner Kofferbomber misslang 2006 nur aufgrund eines Baufehlers. Die Wecker lösten zwar zur eingestellten Zeit die Zündung aus, das Gas-Benzin-Gemisch konnte aber mangels Sauerstoff nicht explodieren.

17.48 Uhr: Steckt womöglich Al-Kaida hinter dem missglückten Terroranschlag? Nach Informationen des Berliner "Tagesspiegels" passt der Sprengsatz von der Machart her zu einer Bombenbauanleitung aus dem Internet-Magazin "Inspire", das die Al-Kaida-Filiale im Jemen produziere. Bis auf wenige Abweichungen sei die Bombe mit der von "Inspire" beschriebenen Konstruktion identisch.

17.44 Uhr: Nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft hat sich der versuchte Anschlag so abgespielt: Gegen 13 Uhr stellt am Montagmittag ein Mann die blaue Nylonsporttasche mit dem Sprengsatz auf dem Bahnsteig von Gleis 1 im Bonner Hauptbahnhof ab. Die Bombe besteht aus einem ungefähr 40 Zentimeter langen Metallrohr, das zündfähiges Ammoniumnitrat enthält und mit vier Druckgaspatronen umwickelt ist, dazu einen Wecker und mehrere Batterien, die als Zündvorrichtung dienen sollen. Aber die Bombe explodiert nicht. Dazu schreibt die Bundesanwaltschaft: "Weswegen der Sprengsatz nicht detonierte, bedarf weiterer Ermittlungen." Was den Täter betreffe, so lägen "belastbare Hinweise dafür vor, dass die verdächtige Person über Verbindungen in radikal-islamistische Kreise" verfüge.

17.23 Uhr: Die aktuelle Entwicklung bestätige die Einschätzung der Sicherheitsbehörden, wonach Deutschland und deutsche Einrichtungen im Ausland im Fadenkreuz des islamistischen Terrorismus sind, teilte Jäger mit. "Es war richtig, dass Polizei und Verfassungsschutz bundesweit seit Jahren sorgfältig alle Erkenntnisse über salafistische Gruppierungen zusammengetragen haben. Wir werden hier auch in Zukunft sehr wachsam sein." Er hob hervor, dass die Salafisten nicht im Namen der vier Millionen friedliebenden Muslime in Deutschland handeln und nur eine verschwindend kleine Minderheit darstellen.

17.19 Uhr: "Das schnelle Ergebnis der mit Hochdruck vorangetriebenen Ermittlungen zeigt das entschlossene Vorgehen der Sicherheitsbehörden gegen gefährliche Extremisten. Deshalb wird die Kölner Polizei den Generalbundesanwalt und das Bundeskriminalamt in vollem Umfang unterstützen", betonte NRW-Innenminister Ralf Jäger in Düsseldorf.

17.15 Uhr: Die umfangreichen Ermittlungen der Kölner Polizei haben ergeben, dass die Täter des versuchten Bonner Bombenanschlags mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der islamistischen Szene stammen. Dies hat die Kölner Behörde soeben bestätigt.

16.51 Uhr: Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen nach dem Sprengstofffund am Bonner Hauptbahnhof übernommen. "Es liegen nunmehr zureichende tatsächliche Anhaltspunkte dafür vor, dass es sich bei dem Geschehen um einen versuchten Sprengstoffanschlag einer terroristischen Vereinigung radikal-islamistischer Prägung handelt", teilte die Behörde am Freitag in Karlsruhe mit.

15.05 Uhr: Die Polizei sucht neben den beiden bisherigen nun auch noch einen dritten Verdächtigen. Es solle schon konkrete Hinweise auf einige Personen geben.

14.45 Uhr: Wie der WDR berichtet, soll die Bombe aus sicherer Entfernung gezündet worden sein. Dass sie dann nicht explodiert sei, habe möglicherweise daran gelegen, dass die Täter eine Glühbirne zum Zünden verwendet hätten.

14.35 Uhr: Die Bombe im Bonner Hauptbahnhof ist nach WDR-Informationen ferngezündet worden, aber nicht detoniert. Der Sprengsatz sei fehlerhaft konstruiert gewesen, berichtete der Westdeutsche Rundfunk. Die Polizei wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren.

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