Räuber kamen als Postboten Zwei Männer nach brutalem Raub in Bonn vor Gericht

Bonn · Am 4. September vergangenen Jahres wurden eine 89-Jährige und ihre 64 Jahre alte Tochter in ihrer Wohnung in der Nordstadt von zwei Männern, die sich als Postboten ausgegeben hatten, überfallen und schwer misshandelt.

 Symbolfoto.

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Es war ein besonders brutaler Raubüberfall – und für die beiden Opfer besonders traumatisch. Am 4. September vergangenen Jahres wurden eine 89-Jährige und ihre 64 Jahre alte Tochter in ihrer Wohnung in der Nordstadt von zwei Männern, die sich als Postboten ausgegeben hatten, überfallen und schwer misshandelt. Die beiden Frauen erlitten Knochenbrüche im Gesicht und am Körper.

Nun hat die Bonner Staatsanwaltschaft zwei polizei- und justizbekannte Männer als Täter angeklagt. Wegen besonders schweren Raubes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung müssen sich ein 44-Jähriger und ein 54-Jähriger demnächst vor dem Bonner Landgericht verantworten, teilte dessen Sprecher Bastian Sczech mit.

Laut Anklage klingelten die beiden am Tattag gegen 17.30 Uhr bei den beiden Frauen, und als der 44-Jährige sich an der Gegensprechanlage als Postbote ausgab, wurde die Tür geöffnet. Als die 64-Jährige an der Wohnungstür erkannte, dass dort kein Postbote stand und versuchte, die Tür wieder zu schließen, war es zu spät. Laut Anklage stieß der 44-Jährige sie zurück in die Wohnung und schlug ihr so heftig ins Gesicht, dass sie bäuchlings zu Boden stürzte. Dort hielt er sie laut Anklage gewaltsam fest und forderte Geld und Wertsachen. Dabei soll er ihr den Mund zugehalten und sie mehrfach gewürgt haben, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen.

Schließlich kam ihre 89-jährige Mutter ebenfalls in den Flur, und als sie sah, was dort geschah, begann sie, in Panik zu schreien. Da trat laut Anklage der 54-Jährige, der sich bis dahin vor der Wohnung aufgehalten hatte, auf den Plan. Er soll auf die Seniorin losgegangen sein, sie angebrüllt und aufgefordert haben, still zu sein. Laut Anklage schlug er der wehrlosen Frau mehrfach mit einer solchen Wucht ins Gesicht, dass ihr das Gebiss aus dem Mund flog. Dann soll er die Wohnung nach Geld und Wertsachen abgesucht haben. Vergeblich versuchte die 64-jährige Tochter immer wieder zu erklären, dass sie kein Geld im Haus hätten.

Mehrere Faustschläge ins Gesicht

Doch der 44-Jährige schlug ihr laut Anklage wieder und wieder mit der Faust ins Gesicht und mit einer Schreibtischlampe auf den Hinterkopf, bis sie in Todesangst die Geheimnummer für ihre EC-Karte preisgab. Mit ihrer Geldbörse inklusive Scheckkarte, Schmuck, etwas Kleingeld, dem Handy der 64-Jährigen und den Schlüsseln für Haus und Wohnung machten sich die Täter schließlich davon. Bevor sie gingen, drohten sie laut Anklage: „Wenn auf dem Konto nichts zu holen ist, kommen wir zurück und bringen euch um.“ Dann sollen sie am nächsten Bankautomaten zweimal 500 Euro abgehoben haben.

Die Opfer kamen ins Krankenhaus, die Tochter hatte schwere Prellungen im Gesicht erlitten und eine gebrochene Rippe, ihre Mutter hatte Jochbein und Kiefer gebrochen und musste operiert werden. Beide Frauen waren so traumatisiert und voller Angst vor den Tätern und deren Drohung zurückzukommen, dass sie nach dem Krankenhausaufenthalt nicht zurück in ihre Wohnung wollten, sondern erst einmal in ein Hotel gingen.

Den beiden Angeklagten kam die Polizei mithilfe der Fotos aus der Überwachungskamera am Bankautomaten schnell auf die Spur: Ein Ermittler erkannte auf den Fotos den ihm bekannten 44-Jährigen. Der Mann wurde zwei Tage nach der Tat festgenommen, sitzt seitdem in U-Haft, nannte seinen Mittäter und erklärt laut Anklage: Der sei ausgerastet und der Hauptschuldige. Am 12. September wurde der 54-Jährige gefasst, er kam ebenfalls in U-Haft und bestreitet, etwas mit der Tat zu tun zu haben.

„Beide sind laut Anklage erheblich vorbestraft“, erklärte Gerichtssprecher Sczech auf Anfrage. Der bereits seit Jahrzehnten drogenabhängige 44-Jährige hat 25 Einträge im Strafregister, vor allem wegen Beschaffungskriminalität, Der 54-Jährige ist 26 Mal vorbestraft und hat unter anderem auch wegen Gewaltdelikten bereits 20 Jahre Haft hinter sich.

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