Ermittlungen gegen Experten Briefmarken im Millionenwert in Bonn gestohlen

Bonn · Der Beauftragte des Bonner Archivs für Philatelie soll teure Exemplare entwendet haben. Er flog auf, weil einem Experten in Bayern verdächtig vorkam, dass überhaupt keine Fälschungen darunter waren.

 Briefmarken stehen immer noch hoch im Kurs.

Briefmarken stehen immer noch hoch im Kurs.

Foto: picture-alliance / gms

In Bonn sind wertvolle Briefmarken gestohlen worden. Der mutmaßliche Dieb soll sie aus dem Archiv für Philatelie am Robert-Schuman-Platz entwendet haben. Wie der GA erfuhr, sollte der Briefmarkenhändler dort im Auftrag des Archivs alte Briefmarken digitalisieren. Er soll jedoch Einzelstücke, aber auch ganze Bögen mit nach Hause genommen haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der veruntreuenden Unterschlagung.

Um die Marken verkaufen zu können, musste der mutmaßliche Dieb ein kleines Prüfzeichen an den Marken vorweisen. Darum soll er Teile des Diebesguts Prüfern eines Fachhandels in Bayern überlassen haben. Diesen fiel auf, dass keins der Stücke gefälscht war. Das sei extrem selten, denn über 90 Prozent der im Umlauf befindlichen Sammlermarken seien Fälschungen, so ein Mitarbeiter. Er war mit der Prüfung betraut, will aber nicht genannt werden. Bereits bei der dritten echten Marke sei man stutzig geworden; es sei relativ schnell klar gewesen, dass sie nur aus dem Bonner Archiv stammen können.

Durchgehende Echtheit der Marken war zu auffällig

Bei den Briefmarken handelt es sich nach Angaben der Prüfer um seltene Stücke aus der sowjetischen Besatzungszone. Sie wurden im Zuge der Währungsreform 1948 im Osten gestempelt, da so nachvollziehbar war, welche Briefmarke schon mit der neuen Währung gekauft wurde. Im Westen kam das Posthorn auf die Marken, im Osten ein Bezirksstempel. Es gibt sie nur in kleiner Stückzahl. Ihr Handelswert liegt Schätzungen zufolge bei ein bis zwei Millionen Euro.

Die Prüfer wandten sich nach eigenen Angaben schon im Mai 2017 an das Archiv in Bonn. Im November 2017 habe Leiter Andreas Hahn Anzeige erstattet, so eine Archivsprecherin. Eine zweite Anzeige des zuständigen Prüfers ging im Dezember bei der Staatsanwaltschaft ein. Das Haus des mutmaßlichen Diebes ist laut einem Bild-Bericht durchsucht worden. Dabei sollen die Ermittler Tausende Marken mit unklarer Herkunft gefunden haben. Der Beschuldigte behaupte, dass sie aus dem Nachlass eines bekannten Sammlers stammen, heißt es im Zeitungsartikel.

Bei dem Diebstahl sollen auch weitere Marken beschädigt worden sein. Das liegt nach Angaben der Prüfer daran, dass der Dieb zwar ganze Bögen entwendet habe, aber teilweise auch einzelne Briefmarken herausgetrennt worden seien.

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