Ausstellung im Stadtmuseum in Bonn Brückenlöwen sind wieder aufgetaucht

Bonn · Lange galten die vier Löwen, die die Zollhäuschen der Bonner Rheinbrücke zierten, als verschollen. Denn nach der Sprengung der Brücke im Zweiten Weltkrieg landeten die Skulpturen mit tonnenweise Schutt auf der Müllhalde. Jetzt sind sie alle wieder aufgetaucht, drei von ihnen werden im Bonner Stadtmuseum ausgestellt.

„Dass alle existieren hätten wir nicht für möglich gehalten“, sagt Museumsdirektorin Ingrid Bodsch. Offenbar hatten Privatleute die Löwen damals aus dem Müll gerettet. So haben es jedenfalls zwei der Besitzer überliefert, die zunächst selbst nicht wussten, dass es sich bei den Eichen-Skulpturen um die vermissten Brückenlöwen handelte. Dementsprechend wurden die beiden neu aufgetauchten Löwen in den vergangenen Jahrzehnten auch behandelt: Einer stand auf einer Terrasse in Ippendorf, einer in einem Poppelsdorfer Garten. „Wir sprechen seitdem immer vom Poppelsdorfer und vom Ippendorfer Löwen“, sagt Bodsch.

Deren Besitzer wurden unter anderem durch die Berichterstattung im GA auf die Schätze aufmerksam. Schon 2008 wurde ein Brückenlöwe aus Buschdorf für die Ausstellung „Von Beethovens Schokoladenkanne und vom Brückenmännchen“ als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Ein zweiter, der nun in der Ausstellung fehlt, wurde dem Haus im Herbst 2015 für die Schau „Rhein-Brücken - Was Bonn mit Beuel verbindet“ geliehen, ebenfalls aus Privatbesitz.

„Bei mir meldete sich ein Mann per Mail und vermutete, dass auch er einen solchen Löwen haben könnte“, erzählt Bodsch. Bis dahin hatte niemand in der Familie mit der Skultpur etwas anfangen können, das Haus in Ippendorf war geerbt. Doch einer Tochter fiel die Ähnlichkeit auf - die Bodsch bestätigte. „Dieser Löwe hatte im Gegensatz zu den zwei uns schon bekannten noch deutliche Spuren der originalen Farbe“, erklärt Bodsch. So schaffte es Restauratorin Martina Camp-Beutten, den Löwen mit seinen goldenen Zähnen und den roten Pranken fast originalgetreu wieder herzurichten. Den Sockel konnte sie allerdings nicht mehr retten. Er war durch die Witterungseinflüsse völlig verfault.

Die kuriose Fundgeschichte war damit aber noch nicht zu Ende. Denn nun meldete sich ein altes Ehepaar aus Poppelsdorf und berichtete von einem weiteren Löwen in ihrem Garten. Wie es um dessen Zustand steht, ist derzeit noch unklar. Denn die Besitzer pinselten die Skulptur mit einem grauen Holzschutz-Grund an. „Wie viel von den alten Farben übrig ist, werden wir erst durch die Restauration erfahren“, sagt Bodsch. Fest steht allerdings, dass das Wetter auch hier seine Spuren hinterlassen hat: Das Holz ist spröde, der Sockel morsch. Die Skulptur bleibt nur durch eine kleine Stütze aus Papier gerade stehen.

Das Alter der Löwen liegt bei etwas 100 Jahren. 1898 wurde die erste dauerhafte Brücke über den Rhein eingeweiht. Die Löwen wachten mit einem Metallschwert zwischen den Pranken an den Zollhäuschen, an denen Passanten für die Querung zahlen mussten. 1945 wurde die Brücke von deutschen Soldaten gesprengt, um die Alliierten aufzuhalten. Auf den alten Fundamenten wurde eine neue Brücke gebaut. Seit 1963 trägt sie den Namen des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy.

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