Bonner Medien-Club Bröckemännche-Preis für Andrea Niehaus

Bonn · Sie ist eine beharrliche Streiterin für Wissenschaft und Bildung: Andrea Niehaus, Chefin des von der Schließung bedrohten Deutschen Museums Bonn. Der Bonner Medien-Club (BMC) hat die promovierte Kunsthistorikerin am Montagabend mit dem Bröckemännche-Preis ausgezeichnet.

Zum Neujahrsempfang im Foyer der Deutschen Welle kamen mehr als 300 Gäste. Der BMC-Vorsitzende Andreas Archut wagte einen Blick ins Jahr 2027 mit neuen Rheinbrücken, einer Seilbahn über das UN-Viertel, das nach dem Austritt der USA Hauptsitz der Vereinten Nationen ist, und einem Neubau des Deutschen Museums auf den Grundmauern des Viktoriakarrees. „Manches wäre möglich, wenn wir gemeinsam darauf hinarbeiten. Vielleicht fangen wir mit etwas Kleinerem an“, sagte Archut. „Der Preis soll Ermutigung sein, weiter für den Erhalt des Museums zu kämpfen.“ Deshalb trat der BMC auch dem Förderverein bei.

Mit dem Bröckemännche werden Persönlichkeiten aus Bonn und der Region ausgezeichnet, die „wider den Stachel löcken“, sich nicht in Schablonen pressen lassen und den Mut zum Unkonventionellen haben. Zu ihnen passe Andrea Niehaus, fand Laudator Ranga Yogeshwar. Der Wissenschaftsjournalist sagte: „Ich kenne kein Museum, das mit so kargen Mitteln so viel umsetzt wie Andrea und ihr Team an der Ahrstraße.“

Mehr als 3000 Schüler jährlich machen in der Experimentierküche ihren Laborführerschein. Im vergangenen Jahr kamen über 100.000 Besucher. „Ich weiß nur nicht, in welche Richtung das Bröckemännche sein Hinterteil strecken soll“, sagte Yogeshwar und erinnerte an die Idee der Wissenschaftsregion Bonn mit dem Deutschen Museum als Perle des Wissenschaftszentrums. Aber wie das im Rheinland so sei: „Versprechen und Halten, beides geht nicht.“

Für den Laudator ist eine Schließung „inakzeptabel“. Konturen des Wissens seien in Zeiten von Fake News und gefühlter Wahrheit wichtig. Das Deutsche Museum sei ein Ort der Glaubwürdigkeit, das im besten Sinne aufkläre. Yogeshwar sieht es „als Gegengift zu den postfaktischen Entgleisungen“. Andrea Niehaus dankte ihren Kolleginnen und Kollegen dafür, dass sie für ein „naturwissenschaftliches Grundrauschen“ und ein Feuerwerk an Veranstaltungen sorgen.

Sie möchte Kindern helfen, dass sie Erfinder oder Unternehmensgründer werden, und den Menschen die Angst vor Dreisatz und Schraubenschlüsseln nehmen. „Wir haben diesen berühmten Funken bereits mehrfach entzündet.“ Deshalb ist sie weiter kämpferisch, denn aktuell fehlen trotz vieler Unterstützer noch 200.000 Euro pro Jahr für die Finanzierung.

Erster Bröckemännche-Preisträger war 1999 Gastronom Friedel Drautzburg, zuletzt 2016 der Bönnsche Karneval, stellvertretend für das laute Bonn. Andrea Niehaus könnte also stellvertretend für das schlaue Bonn stehen.

Die Liste aller Preisträger gibt es auf www.bonner-medienclub.de

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