Neuer Dienstwagen für Sridharan Bonns Oberbürgermeister bekommt Elektroauto mit 360 PS

BONN · Bald wird Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan mit einem Elektrowagen der Marke Audi unterwegs sein. Bislang fährt er einen BMW mit Hybridantrieb. Der neue Dienstwagen hat 360 PS.

Bislang fährt Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan einen BMW 530 E. Der Leasingvertrag für den Dienstwagen mit Hybridantrieb läuft allerdings am 10. April nach einem Jahr aus. Demnächst wird der OB dann mit einem reinen Elektrowagen der Marke Audi unterwegs sein.

Der Etron 55 Advanced Quattro werde voraussichtlich im Juli ausgeliefert, teilte die Stadt auf Nachfrage mit. Zuvor hatte der Bau- und Vergabeausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung mehrheitlich gegen den Bürger Bund Bonn (BBB) den Details für den Abschluss eines Ein-Jahres-Vertrags mit dem Autobauer aus Ingolstadt zugestimmt.

Zur Überbrückung werde Audi einen Wagen aus seinem Behördenpool zur Verfügung stellen, teilte das Presseamt mit. Für die Übergangslösung und den neuen Wagen ab Sommer gelten gleiche Konditionen. Der Mietpreis pro Monat beträgt 514 Euro, auf das Jahr gerechnet fallen 6174 Euro brutto an. Wenn Sridharan den Dienstwagen privat nutzt, muss er das anteilig versteuern.

Der elektrobetriebene Audi, ein SUV mit 360 PS, kostet laut Hersteller 80.000 Euro. Dass die Stadt den Etron zu vergleichsweise günstigem Preis leasen kann, hat mit dem Behördenleasing-Programm zu tun, auf das Bonn seit 2003 zurückgreift. Deutsche Hersteller bieten Verwaltungen über eigene Leasinggesellschaften oder -banken besondere Angebote an, offenbar versprechen sie sich davon einen Werbeeffekt.

Sridharan würde Passat bevorzugen

Da Bonn sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat, hatte Sridharan seine Mitarbeiter beauftragt, nach E-Autos zu suchen, sagte er dem GA. Als Parameter habe er außerdem eine Reichweite von 400 Kilometern vorgegeben, um auch längere Strecken zurücklegen zu können. Die Verwaltung hatte zwei Vergleichsfahrzeuge der gehobenen Mittelklasse ausfindig gemacht, die allerdings nicht im Behördenleasing anzumieten und deshalb teurer gewesen wären: Ein Tesla Type S mit 435 PS hätte demnach monatlich 2000 Euro gekostet, ein Jaguar Type I Pace mit 400 PS 1660 Euro, schreibt die Verwaltung in ihrer vertraulichen Stellungnahme. Von den drei aufgeführten Vergleichsmodellen ist der Audi also das günstigste Angebot.

Dennoch vertrat der Bürger Bund im Ausschuss dem Vernehmen nach die Auffassung, der OB habe eine Vorbildfunktion. Der erste Bürger einer nachhaltigen Stadt müsse sich – E-Antrieb hin oder her – nicht mit einem solchen großmotorigen Auto durch die Straßen bewegen, es ginge auch eine Nummer kleiner. Angebote für E-Autos wie einen VW Golf (Kaufpreis 36.000 Euro), Ford Focus (35.000 Euro) oder Opel Ampera (43.000 Euro) führt die Verwaltung nicht auf.

Der Oberbürgermeister, der sich fahren lässt, erklärte zu diesem Punkt: „Ein Mittelklassewagen ist notwendig, damit auf den hinteren Sitzen genug Platz ist, um zu arbeiten.“ Die Auswahl an elektrobetriebenen Autos in dieser Klasse sei beschränkt. Nach guten Erfahrungen mit einem VW Passat mit Hybridantrieb habe er eigentlich auf dieses Modell zurückgreifen wollen. Aber es sei derzeit nicht lieferbar.

Stadt spart 200.000 Euro ein

Sridharans Amtsvorgänger setzten ebenfalls auf größere Autos. Bärbel Dieckmann fuhr zwar viel mit dem Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln, zu repräsentativen Zwecken rollte sie während ihrer Amtszeit allerdings unter anderem mit einem 7er BMW vor, ein Modell, das auch ihr Nachfolger Jürgen Nimptsch nutzte. Deren automobile Wahl stieß in der Vergangenheit hier und da ebenfalls auf Kritik. Der Ratsherr Peter Finger von den Grünen, der gerne mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegt (nach eigenen Angaben zahlte er stets den Aufpreis für den CO2-Ausgleich bei Flugtickets), geißelte Dieckmann einst wegen der seiner Ansicht nach protzigen Dreckschleuder.

Die Dezernenten, Bürgermeister und Bezirksbürgermeister, die in der Regel weniger Termine als der OB wahrnehmen, greifen seit Jahren auf einen Chauffeurdienst zurück. Im vergangenen Jahr schloss die Stadt einen Zwei-Jahres-Vertrag ab, der brutto 138.000 Euro kostet. Vor dem neuen Vertragsabschluss nach einer Ausschreibung zog die Verwaltung 2018 ein positives Fazit nach Ablauf des alten Vertrages. Demnach sparte die Stadt jährlich 200.000 Euro gegenüber eigenen Fahrzeugen mit Fahrern ein.

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