Finanzskandal um Bonner Münster Bonner stellen Petition für Stadtdechant Schumacher vor

Bonn · Prominente Bonner kritisieren den erzwungenen Rücktritt des Stadtdechanten und präsentieren eine Petition für ihren Weggefährten an den Papst und die Bischofskonferenz.

Vor der Kulisse der steinernen Köpfe von Bonns Stadtpatronen und Märtyrern Cassius und Florentius am Bonner Münster erklärten am Freitag Weggefährten des zurückgetretenen Stadtdechanten und leitenden Pfarrers der Münsterpfarrei, Wilfried Schumacher, ihre Solidarität: Sie präsentierten eine von 30 Erstunterzeichnern initiierte Petition an den Papst und die Deutsche Bischofskonferenz mit der Bitte, den Sachverhalt vollständig aufzuklären und neu zu bewerten.

Zu den Initiatoren gehören Ex-OB Jürgen Nimptsch, Bundesarbeitsminister a.D. Norbert Blüm, Ex-OB Bärbel Dieckmann und ihr Mann, Ex-NRW-Minister Jochen Dieckmann, Festausschusspräsidentin Marlies Stockhorst, die Ex-Stadtdirektoren Volker Kregel und Arno Hübner sowie Ex-Polizeipräsident Dierk Schnitzler. Nimptsch und Blüm nahmen bei der Präsentation vor zahlreichen Medienvertretern kein Blatt vor den Mund und warfen Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki vor, unmenschlich und nicht im Sinne von Christenmenschen gehandelt zu haben. Das Bistum habe den Amtsverzicht Schumachers mehr oder weniger erzwungen.

Wie berichtet, hatte das Generalvikariat vorige Woche bekanntgegeben, das turnusgemäße Controlling des Erzbistums Köln habe ein über mehrere Jahre hinweg währendes Missmanagement festgestellt. Es sei nahezu das ganze Substanzvermögen von insgesamt rund zwei Millionen Euro aufgebraucht worden. Persönliche Bereicherung wirft das Erzbistum den Verantwortlichen nicht vor. Schumacher habe indes seine Aufsichtspflicht verletzt.

Priester im Ruhestand

Zur Sache selbst sagte Nimptsch, „es muss geprüft werden, ob das Erzbistum Köln nicht einen großen Teil an Mitverantwortung trägt“. Schließlich habe die Gemeinde seit Jahren mehrfach darum gebeten, dass das Bistum den Haushalt prüfe. Das sei nie erfolgt. Deshalb wende man sich mit der Petition an die Deutsche Bischofskonferenz mit der Forderung nach einem zweiten externen Gutachten, in dem auch die Verantwortung des Erzbischofs untersucht werde.

„Eine umfassende und transparente Aufklärung ist das gemeinsame Ziel des Erzbistums Köln und auch der Erstunterzeichner der Petition“, teilte Christoph Heckeley, Pressesprecher des Erzbistums Köln, am Freitag auf GA-Nachfrage mit. Um dies zu gewährleisten, hätten Erzbischof und Vermögensrat die externe, unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte hinzugezogen. Deloitte habe den Auftrag, Handlungsempfehlungen zu geben, die alle beteiligten Institutionen in den Blick nehmen. „Die Verantwortlichkeit von Stadtdechant Schumacher stellt jedoch der bereits früher erstattete vorläufige Bericht von Deloitte fest“, so Heckeley.

Die Initiatoren stellten ihre Petition übrigens quasi in Sichtweite des ehemaligen Stadtdechanten vor. Laut Erzbistum wohnt Schumacher weiter in seiner Wohnung im Münsterpfarrhaus. Neue Aufgaben hat Köln für ihn offenbar derzeit nicht vorgesehen. Er sei zurzeit Priester im Ruhestand, so die Auskunft. „Als Ruhestandspriester hat Monsignore Schumacher keinen verpflichtenden Seelsorgeauftrag mehr“, teilte ein Mitarbeiter der Pressestelle mit.

Vollständige Petition im Internet unter stadtdechant.com

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