Die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen Bonner sorgen weltweit für Deutschunterricht

Bonn · Die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen hat seit 2014 ihren Sitz in Castell. Sie betreut im Ausland Deutsche Schulen und Schulen, an denen das Deutsche Sprachdiplom angeboten wird.

 Heike Toledo leitet die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen im Bundesverwaltungsamt.

Heike Toledo leitet die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen im Bundesverwaltungsamt.

Foto: Martin Wein

Zählt man die Kinder und Jugendlichen zusammen, die an deutschen Schulen im Ausland von Washington über Moskau, Kapstadt und bis nach Tokio den Unterricht besuchen – es sind etwa 83 000 und damit gut ein Drittel mehr als beispielsweise im Bundesland Bremen (59 500) –, dann hätten sie eigentlich ein eigenes Kultusministerium verdient. Zumindest koordinierend übernimmt im gemeinsamen Auftrag von Bund und Ländern die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) im Bundesverwaltungsamt diese Aufgabe. Seit vier Jahren ist die Abteilung im Bonner Stadtteil Castell in einem Behelfsbau an der Husarenstraße untergebracht.

Was sind die Hauptaufgaben?⋌Die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen betreut und begleitet weltweit 140 deutsche Auslandsschulen in privater Trägerschaft. Dazu vermittelt und bezahlt sie etwa 1250 Lehrkräfte und bereitet sie auf ihren sechs bis acht Jahre dauernden Auslandsaufenthalt vor. Vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern und in Mathematik werden aktuell Interessenten gesucht. Entsandte erhalten inzwischen ein vergleichbares Gehalt wie im innerdeutschen Schuldienst. Die ZfA übernimmt im Auftrag der Kultusministerkonferenz der Länder aber auch Kontrollfunktionen etwa zur Verwendung von Fördermitteln oder zur Umsetzung von Lehrplänen. Auch in Notsituationen hilft sie weiter. So holten Mitarbeiter nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima die Abiturklasse aus Japan für die Prüfungen nach Köln. Derzeit ist der Wassermangel in Südafrika ein Problem für die Schule in Kapstadt. Unterstützt werden vor allem mit Personal auch 25 Deutsch-Profil-Schulen sowie 1100 Schulen, die das Deutsche Sprachdiplom (DSD) anbieten (siehe Bericht unten).

Warum und für wen ist diese Arbeit wichtig?⋌„Wir sichern mit dem Abitur deutschen Kindern im Ausland den Weg an Hochschulen im Heimatland“, sagt Heike Toledo, die die ZfA seit Anfang Dezember vergangenen Jahres leitet. Darüber hinaus besuchen regelmäßig auch zahlreiche Kinder aus dem Gastland die Schulen, die häufig zu den besten in der Region gerechnet werden. „Damit fördern wir nicht nur die Verbreitung der deutschen Sprache, sondern auch Kenntnisse unseres Staats- und Wirtschaftssystems und unserer Werte“, sagt Toledo. Innerhalb der Bildungselite der Gastländer gewinne Deutschland so natürliche Ansprechpartner.

Wo liegen aktuelle Schwerpunkte?„2014 hat das Auslandsschulgesetz erstmals einen Rechtsanspruch auf Förderung unter bestimmten Voraussetzungen geschaffen“, sagt Peter Dicke, der Leiter der Abteilung Zentrale Aufgaben. Die ZfA ist dabei, die Festlegungen des Gesetzgebers in die Arbeit zu implementieren. Inhaltlich steht die Digitalisierung ganz oben auf der Liste. „Beim Frontalunterricht von 45 Minuten an der Kreidetafel kann es nicht bleiben. Die Frage ist, wie man die neuen Möglichkeiten sinnvoll für den Unterricht nutzt“, erklärt Toledo. Manche Auslandsschulen seien in dieser Frage bereits viel weiter als der deutsche Durchschnitt. Auch die Inklusion beschäftigt die Mitarbeiter: „Dabei verstehen wir das Wort nicht nur hinsichtlich des klassischen Förderbedarfs bei Kindern, sondern als Umgang mit Heterogenität im allgemeinen Sinne“, sagt Toledo. In den Auslandsschulen sind Kinder aus Patchwork-Familien mit multikulturellem Hintergrund schließlich keine Seltenheit. Sie müssen unterschiedliche Kulturen, Weltanschauungen, sexuelle Orientierungen und individuelle Handicaps und Begabungen unter einen Bildungs-Hut bringen.

Warum hat die Institution ihren Sitz in Bonn?Die 1968 gegründete Abteilung ist 2014 zusammen mit einer weiteren im Austausch für andere Dienststellen aus der Zentrale in Köln nach Bonn umgezogen. Die Zahl der Bundesbeschäftigten in Bonn blieb insgesamt gleich.

Wie zufrieden ist man mit dem Standort?„Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben sucht aktuell für uns neue Räume“, sagt Dicke. Der Containerbau ist brandschutztechnisch nicht dauerhaft nutzbar. Mit Bonn sind die Mitarbeiter hingegen sehr zufrieden. Einige sind inzwischen auch privat hierher umgezogen. „Erreichbarkeit, Infrastruktur – alles top“, sagt Dicke. Gerne wolle man sich künftig auch stärker in der Stadt- und Fachgesellschaft einbringen. Beflügelnd wirke die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen im Bildungsbereich wie dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, dem Pädagogischen Austauschdienst der Kultusministerkonferenz oder der Deutschen Welle. Wegen der Vielzahl der Experten kämen Ministerialbeamte häufig zu Arbeitstreffen aus Berlin nach Bonn.

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