Lieder für Kino, Kurzfilm und Fernsehen Bonner komponiert internationale Filmmusik

Beuel · Ege Oran macht Lieder für Kino, Kurzfilm und Fernsehen. In der Beueler Musikschule fing alles an. Jetzt will er aber erst einmal Zahnmedizin studieren.

 Bonner Kopf Ege Oran

Bonner Kopf Ege Oran

Foto: Barbara Frommann

Bohren oder streichen? Zupfen oder ziehen? Für einen 18-Jährigen eine schwierige Entscheidung. Denn nicht nur zwei, sondern gleich mehrere ganz unterschiedliche Herzen schlagen im Körper von Ege Oran. Mit türkischen Wurzeln in Bonn geboren, pendelt er nicht nur zwischen den Kulturen hin und her. Vielmehr musste er jetzt auch entscheiden, in welche Richtung sein weiteres Leben gehen wird. Wird er ein seriöses Studium absolvieren oder sich ganz der Musik widmen? „Nein, ich werde erst einmal etwas Vernünftiges machen“, sagt der 18-Jährige lachend. „Danach sehe ich dann weiter.“

Im Sommer hat er mit den Leistungskursen Chemie und Geschichte am „Ema“, dem Bonner Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, sein Abitur mit einem traumhaften Notendurchschnitt von 1,4 gemacht. Ab Mitte Oktober studiert er an der Bonner Uni Zahnmedizin.

Auch wenn er unter den neuen Erstsemestern einer von vielen sein wird, in der Musikbranche hat er sich längst hervorgetan. Denn Oran ist sowohl in Deutschland als auch in der Türkei als Komponist für Filmmusik bekannt. Gerade erst hat er die Musik für eine historische Dokumentation im türkischen Fernsehen komponiert und aufgenommen. „Darin wird die Geschichte von Sultan Bayezid und dem osmanischen Reich erzählt. Deshalb habe ich historische Instrumente wie Laute, Duduk und Ney eingesetzt. So hat alles einen orientalischen Charakter bekommen“, erklärt Oran, der eigentlich den Nachnamen Ateslioglu hat. Oran ist nur sein Künstlername.

Seine Liebe zur Musik entdeckte er schon als Sechsjähriger. Damals besuchte er mit seiner Mutter den Tag der offenen Tür der Musikschule in Beuel. „Ich war so fasziniert, dass ich unbedingt Geige spielen wollte“, erinnert er sich. Zwar musste er sich auch durch so manche Unterrichtsstunde quälen, „aber heute bin ich froh, dass ich durchgehalten habe“. Zusätzlich bekam er Klavierunterricht. Dann lief alles wie am Schnürchen: Mitglied im Ema-Orchester sowie im Bonner Jugendsinfonieorchester, das er heute als Konzertmeister leitet.

Aber er wollte nicht immer nur die Musik anderer spielen, sondern eigene Stücke arrangieren. Nach den ersten Gehversuchen mit einer Notations-Software am Computer war ihm klar: „Das Komponieren ist mein Ding.“ Die Aufträge folgten schnell. Er schrieb das Arrangement für einen Kinospot, der im Bonner Woki läuft. Vor kurzem hat sich Ege Oran mit seiner Musik für einen Kurzfilm beim „Vancouver Golden Panda Internationalen Filmfestival“ in Kanada beworben. Im November weiß er, ob seine Arbeit prämiert wird. Das wäre ein Karriereschub. „Ich bin schon sehr stolz, wenn mein Name im Abspann zu lesen ist.“

Bis er sich später einmal mit Karies und Parodontose auseinandersetzt, wird er weiter an der musikalischen Untermalung für die türkische Geschichts-Dokumentation zum osmanischen Reich arbeiten. Denn selbst ein Talent wie er schüttelt die passende Filmmusik nicht einfach so aus dem Ärmel. „Nein, allein für das Komponieren benötige ich rund zwei Wochen. Ein, zwei Tage dauert es dann noch, bis ich den Film mit der Musik unterlegt habe. Das werde ich wohl in Zukunft nur noch in den Semesterferien machen können.“ Viel Zeit für andere Hobbys bleibt da nicht. „Wenn ich Zeit habe, dann fahre ich gerne Fahrrad“, erzählt er.

Mittlerweile schlagen die verschiedenen Herzen in seiner Brust doch im Gleichklang. „Ich habe einen deutschen Pass, bin hier geboren und aufgewachsen. Die westliche Kultur ist mir näher. Beruflich sehe ich mich eher als Zahnarzt in Deutschland und nicht als Komponist“, zieht er seine persönliche Bilanz. Trotzdem reist er weiterhin regelmäßig nach Istanbul. Denn dort sitzt nicht nur das Fernsehstudio, für das er arbeitet, dort lebt auch ein Großteil seiner Familie. Und die ist genauso stolz auf ihn wie seine Eltern in Beuel.

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