Ehemaliger SPD-Bundestagsabgeordneter Bonner gründet Initiative gegen Fremdenfeindlichkeit

Bonn · Der Bonner Hans Wallow hat eine bundesweite Initiative gegen Fremdenfeindlichkeit gegründet. 2019 will er im alten Plenarsaal ein zweitägiges Forum mit Ehrenamtlichen, hauptamtlichen Flüchtlingshelfern sowie mit Flüchtlingen veranstalten.

Mit einem Lächeln betritt Hans Wallow den Alten Plenarsaal und blickt hinauf zum riesigen Bundestagsadler. Im Wasserwerk hatte er nach vielen Jahren als SPD-Bundestagsabgeordneter am 20. Juni 1991 in der legendären Hauptstadtdebatte die letzte Rede vor der Abstimmung gehalten. „Ich habe natürlich für Bonn gestimmt,“ sagt der 78-Jährige. Doch Berlin gewann.

Eine Niederlage wie damals einzufahren, das hat der Vollblutpolitiker heute aber keinesfalls vor: Am 18. und 19. Oktober kommenden Jahres wird Wallow mit seiner neuen Bürgerinitiative Global Club genau hier im historischen Teil des World Conference Centers Bonn (WCCB) unter dem Motto „Wir überschreiten Grenzen“ eine erste bundesweite Großveranstaltung für Flüchtlingshelfer, Flüchtlinge und ein Fachpublikum organisieren.

„Dieser Plenarsaal war über Jahrzehnte der ideale Ort für den fairen Austausch in einer Demokratie“, sagt Wallow. Und ab 2019 wolle sein Verein hier bundesweit mit einem Diskussions- und Kulturforum ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzen. Christina Esser, Leiterin des WCCB Business Development, hat den Termin schon auf ihrer Agenda. „Der Plenarsaal ist natürlich der geeignete Ort für dieses interessante Format, das wir gerne unter unserem Dach haben“, sagt sie.

Unterstützung kommt von vielen Seiten

Wallow erhält Unterstützung etwa durch die Stadt Bonn, den Berliner Senat, die Telekom, die Bundeszentrale für Politische Bildung, die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit und die Bundeskunsthalle, aber auch von Prominenten, wie etwa Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm. Seit Oktober 2017 wirbt Wallow bereits im Bundesviertel Mitstreiter ein. Nach seinen Politikerjahren habe er sich eigentlich „zurücklehnen“ wollen und Theaterstücke und Fachartikel geschrieben. „Und dann habe ich mit Schrecken verfolgt, wie immer mehr die Rassisten den Ton vorgeben und die Parteien eigentlich nur ratlos reagieren.“ Aktuell sei es doch nun schon so weit gekommen, „dass wir in der Flüchtlingsfrage nichts anderes mehr machen als Revierverteidigung“, sagt er. Ein Armutszeugnis sei das. „Und Gegenwehr kann nur aus der aktiven Zivilgesellschaft kommen.“

Der Global Club arbeitet an einer überregional wirksamen Anerkennung und Vernetzung von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Flüchtlingshelfern sowie einer Möglichkeit für Flüchtlinge, Migranten und Flüchtlingspaten, sich einzubringen. „Unsere Bürgerinitiative aus dem internationalen UN-Viertel will die Arbeit der Helfer sichtbar machen und auch den Flüchtlingen endlich eine Stimme geben“, erläutert Wallow.

Durch das Fenster des Vereinsbüro blickt der 78-Jährige direkt zu seiner früheren Wirkungsstätte hinüber. An den Wänden hängen Fotos aus seiner aktiven Zeit als Mitarbeiter von Erhard Eppler oder Bilder mit Willy Brandt und Johannes Rau. Die heutige SPD-Vorsitzende Andrea Nahles hat einst als studentische Hilfskraft für ihn gearbeitet, erzählt er.

Bekanntmachung des Global Clubs erfolgt in Berlin

„Wir haben Verantwortung für das, was geschieht, und der wir uns nicht entziehen dürfen“, betont Wallow. Solange Berlin kein Einwanderungsgesetz erlasse und dazu Asylanten nur als Bedrohung abwerte, könne auch keine Integration gelingen. „Warum sehen wir Zuwanderer nicht auch als Chance für unser Land, das doch derzeit 440.000 Stellen nicht besetzen kann?“, fragt sich der SPD-Mann.

Warum weise Deutschland derzeit Pflegehelfer, Maurer und Bäcker aus, die sich hierzulande schon bewiesen hätten? Wallow schüttelt den Kopf. Das Telefon klingelt. Künstler aus Flüchtlingskreisen melden sich auf seine Anfrage zurück. Wallow sammelt derzeit mögliche Programmpunkte für den großen Termin im nächsten Jahr. Am 14. August wird er den Global Club mit Peter Claussen, einem ehemaligen BMW-Manager, bei einer Pressekonferenz im politischen Berlin bekannt machen. „Wir wollen im Oktober 2019 auch einen Deutschen Integrationspreis vergeben“, erzählt er. Und dann ist Hans Wallow schon wieder unterwegs im Bundesviertel: „zum Klinkenputzen“, ruft er noch lachend zurück. „Wir sollten doch bis zum letzten Atemzug kämpfen.“

Weitere Informationen zum Global Club unter 02 28/2 07 98 34 und auf www.hans-wallow.com

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort