Erstbesteigung im Himalaya Bonner besteigen drei 6000 Meter hohe Berge

Bonn · Sechs Bonner Bergsteigern sind im Westen Nepals drei Erstbesteigungen von 6000ern gelungen. Die Berge liegen im Mugu-Distrikt an der Grenze zwischen Nepal und Tibet.

Wie der Duisdorfer Christof Nettekoven nach der Rückkehr berichtete, haben die Freunde damit im Mugu-Distrikt die Höhen von drei Gipfeln an der Grenze zu Tibet bestimmt. Mugu zählt zu den entlegensten und am wenigsten erschlossenen Distrikten Nepals und seine Gebirgszüge zu den am wenigsten erforschten Gebieten des nepalesischen Himalaya.

Ziel der Expedition waren die unerforschten Gipfel des Kangla Himal und der westlichen Zipfel des Gorakh Himal. „Die schlechte Erreichbarkeit dieser Region sowie die starken Aktivitäten der maoistischen Rebellen im Westen Nepals bis 2006 haben hier die bergsteigerische Erschließung stark verzögert“, berichtet Nettekoven. Nur die höchsten Gipfel weiter südlich wurden schon in den 60er und 70er Jahren bestiegen.

Nachdem die Bonner Gruppe schon im Vorjahr erfolgreich zwei Gipfel in der Provinz Baltistan im Norden Pakistans erstbestiegen hatte, erschien Mugu als reizvolles neues Ziel. Anfang Oktober flogen Nils Beste, Bernhard Emmerich, Franz Friebel, Harry Kirschenhofer, Ingo Röger und Christof Nettekoven in winzigen Twin Otter Maschinen von Kathmandu aus nach Jumla. Von dort ging es per Jeep weiter bis zum Sitz der Dis᠆trikt-Verwaltung in Gamghadi. Mit einheimischen Trägern und Muli-Treibern ging es dann fünf Tagesmärsche durch ein langes Tal mit subtropischen Wäldern und über den Namja La Pass westlich ins Takya Khola Tal.

Erste Besteigung am 13. Oktober

„Zu Beginn trafen wir noch gelegentlich auf kleinere Siedlungen und Bauernhöfe zwischen steilen Terrassenfeldern. Die dort lebenden buddhistischen Tamang empfingen uns mit großer Gastfreundschaft“, erzählt Nettekoven. Später dominierten Birkenwälder in Herbstfarben das Bild. Aus der Graslandschaft wurde eine trockene Felswüste. In einem entlegenen Seitental erreichte die Gruppe das Basislager am Fuß eines namenlosen Berges. Nach mehreren Erkundungs- und Akklimatisierungstouren gelang dann am 13. Oktober die erste Besteigung.

Nur Kirschenhofer musste krankheitsbedingt vom Hochlager aus absteigen und auf den Gipfel verzichten. Das GPS gab eine Höhe von 5860 Meter auf dem vergletscherten Gipfel an. Nettekoven freut sich: „Von oben genossen wir ein fantastisches Panorama.“ Und auch eine GA-Ausgabe kam für das obligate Gipfelfoto im Rucksack mit in eisige Höhen.

Nach dem Weitermarsch über einen 5000 Meter hohen Pass zogen die Bonner in das westliche Nachbartal ab. Beste fühlte sich nur zwei Tage später stark genug um einen Solobesteigungsversuch des Grenzberges zu wagen. Vor ihm lag ein Aufstieg von 600 Metern im Dunkeln durch eine steile, gefrorene Schuttrinne gefolgt von einer Gletscherquerung und 150 Metern Aufstieg durch eine 50 Grad steile Firnflanke auf den Hauptgrat, der auf den Gipfel in 5767 Metern Höhe führte.

Team verkleinerte sich gesundheitsbedingt

Die Hälfte des Teams war bereits von den Strapazen gesundheitlich angeschlagen. Deshalb starteten nur Beste, Friebel und Nettekoven in Richtung Kang La Pass an der Grenze zu Tibet. Doch auch Nettekoven raubte ein Infekt alle Kraft und zwang ihn zur Umkehr. Beste und Friebel schlugen dagegen ihr Lager auf 4700 Meter auf.

Am nächsten Morgen gingen sie die letzten 1400 Höhenmeter an. Erst galt es 300 Meter durch gemischtes Terrain zu klettern, bevor sie den von Schneewechten überzogenen steilen Westgrat erreichten. „Die Südseite stürzt tief in die nackte Felswand ab, während die Nordseite in eine steile Eisflanke auf chinesisches Gebiet abstürzt“, sagt Nettekoven. Die beiden Bergsteiger hielt das nicht ab. Schließlich standen sie in 6130 Metern auf dem Gipfel. Auch wenn er selbst nur einen der Gipfel schaffte, zieht Nettekoven ein begeistertes Fazit: „Diese Tour hat uns alles abverlangt, aber gleichzeitig auch alles geboten, was man sich von einem Abenteuer erträumen kann“.

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