Gegen Pläne des Verkehrsministeriums Bonner Taxifahrer protestieren mit Auto-Korso

Bonn · In ganz Deutschland fand ein Taxi-Korso als Protest gegen die Pläne des Bundesverkehrsministeriums zur Liberalisierung des Fahrdienstmarktes statt. Auch die Bonner Taxifahrer machten mit.

Üblicherweise chauffieren sie andere, am Mittwochvormittag waren sie allein in eigener Sache unterwegs: Vom Bonner Hauptbahnhof aus ging es für mehr als 40 Taxifahrer aus Bonn und Umgebung um 9.30 Uhr über die Kennedybrücke nach Köln und von dort aus weiter nach Düsseldorf zum Landtag. Das Anliegen der Taxifahrer: Mobil machen gegen Pläne des Verkehrsministeriums, den Fahrdienstmarkt zu öffnen.

Wie in Düsseldorf (dort nahmen nach Veranstalterangaben rund 1200 Taxis teil) gab es am Mittwoch bundesweit Proteste. Die größte Aktion war eine Sternfahrt in Berlin, bei der mehrere Tausend Taxis von drei Startpunkten aus im Schritttempo zum Brandenburger Tor fuhren. In Düsseldorf schwenkten Demonstranten mit gelben Westen Plakate mit der Aufschrift „Unsere Taxis, unsere Mobilität – Deine Jobs“. Es sollen wesentliche Auflagen für neue Mobilitätsdienstleister wie Uber, Moia und andere gestrichen werden. Taxis müssten sich damit auf mehr Konkurrenz und wahrscheinlich auf Umsatzeinbußen einstellen.

Die Stimmung unter den Taxifahrern in Bonn war am Mittwoch gut, gleichwohl gaben sich die Fahrer kämpferisch. „Nicht mit uns! Wer die Axt an unsere Existenz, unsere Arbeitsplätze und unsere Rolle für die Mobilität der Zukunft legt, muss spüren, dass wir uns wehren!“, war auf einem Plakat zu lesen, dass sich ein Fahrer in die hintere Seitenscheibe geklebt hat. „Wir kämpfen für einen fairen Wettbewerb“, sagte Claus Lenz, Geschäftsführer der Bonner Taxi-Genossenschaft und freute sich zugleich über die vielen Kollegen, die auf ihrer Fahrt in die Landeshauptstadt einen nicht zu übersehenden Korso bildeten: „Diese Resonanz ist schon beeindruckend.“

„Wir demonstrieren für nichts weniger als unsere Zukunft“, meinte Anna-Maria Trautmann, die nach eigenen Worten seit gut 30 Jahren als selbstständige Taxiunternehmerin in Bonn und Umgebung unterwegs ist. Kollegin Gabriele Schwanenberg formulierte es noch drastischer: „Man hat Existenzangst“, sagte die Unternehmerin, die seit zwölf Jahren mit zwei Fahrzeugen Personen befördert. Schon jetzt, sagte sie, spüre man Umsatzrückgänge.

Zugunsten von Uber, zulasten des Taxis

Claus Trautmann, Bonner Taxi-Unternehmer mit sechs Fahrzeugen, machte seinem Ärger Luft: „Die Politik sollte noch einmal ihre Pläne überdenken.“ Es könne nicht sein, dass das Ministerium die Rückkehrpflicht zum Betriebssitz abschafft und es den Mietwagen damit ermögliche jederzeit und überall neue Fahrgäste aufzunehmen, so Trautmann: „Die Vorschläge von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer gehen einseitig zugunsten von Uber & Co. und zulasten des Taxis. Die Existenz unseres Gewerbes ist direkt bedroht.“ Laut Trautmann sind in Bonn zurzeit 320 Taxis und 800 Fahrer registriert. Bundesweit sind es nach Branchenangaben rund 250.000. Wie viele es noch sind, sollte der Markt tatsächlich für Anbieter wie Uber geöffnet werden – eine Prognose wollte Trautmann nicht wagen. „Auf jeden Fall deutlich weniger“, sagte Axel Arenz, der seit 1981 als selbstständiger Taxi-Unternehmer auf Bonns Straßen unterwegs ist. In den USA sei das Taxigeschäft schon fast ruiniert, fügte er hinzu.

Verkehrsminister Scheuer hatte bereits vor den bundesweiten Protesten versucht, die Wogen zu glätten. Am Dienstagabend twitterte der Minister ein Video, das ihn in einem Taxi in Berlin zeigt, und dazu unter anderem die Botschaft: „Wir brauchen die Taxis, auch in Zukunft. Danke an Thomas für die Taxifahrt zum Bundestag.“

Und auch Uber versuchte am Mittwoch mit versöhnlichen Aussagen auf die Taxi-Konkurrenz zuzugehen. Christoph Weigler, Uber-Chef Deutschland, sagte in einem TV-Interview: „Mir ist es ganz wichtig zu sagen: Taxis sind wichtige Partner für uns, weil ich glaube wir haben das gleiche Ziel. Wir wollen die Menschen davon überzeugen ihren eigenen Pkw öfter mal stehen zu lassen und mit anderen Fortbewegungsmitteln in der Stadt unterwegs zu sein. Für mich kommt es darauf an, dass wir einen attraktiven Mix an Alternativen anbieten.“

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